Toni Witz - Kompetenzforum

Vater-Sohn-Verhältnis

Vater-Sohn-Ver­hält­nis


Hal­lo Toni! Ich hät­te von Dir gern ein­mal eine Ein­schät­zung wes­halb es bei Alex­an­der Zverev ganz offen­sicht­lich nur in Kom­bi­na­ti­on mit sei­nem Vater als Coach sport­lich funk­tio­niert! Wäh­rend ande­re Top­coa­ches bei ihm mehr oder weni­ger geschei­tert sind, schwört Zverev immer wie­der auf sei­nen Vater als Chef­coach. Er bezeich­net ihn sogar als »bes­ten Coach der Welt«. Wie wich­tig ist das fami­liä­re Gleich­ge­wicht für Zverev? Offen­sicht­lich kommt es ja gera­de bei ihm dar­auf an, denn dass es auch ande­re Coa­ches auf der Welt gibt, die genau­so gut sind wie der Herr Papa oder gar noch einen Tick bes­ser, ist unbestritten.

Toni Witz: Gute Fra­ge, aber nicht so ein­fach zu beant­wor­ten, da man ja nicht weiß, was sich hin­ter den Kulis­sen wirk­lich abspielt. Das, was ich vor allem über die Medi­en (Bericht­erstat­tung und Inter­views) mit­be­kom­me, ist, dass Alex­an­der ein sehr enges Ver­hält­nis zu sei­ner Fami­lie hat. Was das Coa­ching betrifft, spielt neben sei­nem Vater mei­ner Mei­nung nach auch sein älte­rer Bru­der eine Rol­le. Das sind seit Beginn sei­ner Ten­nis­kar­rie­re zwei Per­so­nen, die er stän­dig um sich hat­te und die genau wis­sen, wie er tickt.

Ich den­ke, dass Alex­an­der den bei­den auch bedin­gungs­los ver­traut und ganz offen und ehr­lich mit ihnen reden kann. Auch über Din­ge, die eigent­lich nichts mit Ten­nis zu tun haben, sein Spiel aber trotz­dem beein­flus­sen. Ein sol­ches Ver­trau­en auf­zu­bau­en ist für man­che sehr schwer und dau­ert mit­un­ter auch eine gerau­me Zeit. Was man auch nicht ver­ges­sen darf ist, der »Zugang«, den man als Spie­ler bzw. als Betreu­er­team haben muss, wenn man einen neu­en Coach einstellt.

Hier ein kur­zer Auszug:

  • In man­chen Fäl­len ist klar, dass der neue Coach nicht der »Haupt­coach« ist, son­dern eher eine bera­ten­de Funk­ti­on ein­nimmt, wie dies ja auch bei der Fami­lie Zverev und Mar­ce­lo Melo, mit dem er sehr gut befreun­det sein soll, zu sein scheint.
  • Oder der neue Coach ersetzt nach einer Über­gangs­pha­se den »alten« Coach, wie dies zum Bei­spiel im »Team Rafa« bei Toni Nadal und Car­los Moya der Fall war.
  • Des Wei­te­ren gibt es auch Zusam­men­ar­bei­ten, bei denen ein Spieler/das Betreu­er­team einen neu­en Coach ins Team holt, um das spie­le­ri­sche Reper­toire zu erwei­tern. Als Bei­spiel kann hier Goran Iva­nes­e­vic erwähnt wer­den, der Novak Djo­ko­vic dabei gehol­fen hat, sei­ne Auf­schlag­spie­le häu­fig noch kla­rer für sich ent­schei­den zu können.

Aktu­ell läuft es bei Alex­an­der Zverev sehr gut und er scheint sich wohl zu füh­len. Somit kann behaup­tet wer­den, dass sein Vater viel­leicht all­ge­mein nicht der »bes­te Coach der Welt« ist, es aber für den Sohn mit des­sen indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­sen der­zeit kei­nen bes­se­ren gibt! Da es aber im Ver­lauf einer Ten­nis­kar­rie­re immer wie­der auch nicht so gute Pha­sen gibt, wird es inter­es­sant sein zu beob­ach­ten, ob es da nicht viel­leicht doch mal einen Wech­sel geben wird. Dann viel­leicht sogar mit einem weib­li­chen Coach an der Sei­te? Andy Mur­ray und Ame­lie Mau­res­mo jeden­falls haben gezeigt, dass auch eine sol­che Kon­stel­la­ti­on funk­tio­nie­ren kann.