USA? Nein danke…
Hallo Marc! Für die US Open haben bereits reihenweise Weltklassespielerinnen und ‑spieler aus Angst vor der vor allem in den USA- besonders stark grassierenden Corona-Pandemie abgesagt. Wie ist Deine persönliche Meinung als ehemaliger Weltklassespieler und heutiger Spitzencoach hierzu?! Hast Du Verständnis für die Absagen oder umgekehrt: Unverständnis für diejenigen, die trotz aller Warnungen nach New York fliegen? Und zweitens: wie hoch ist der Imageverlust für ein Grand-Slam-Turnier, wenn a) nicht wie gewohnt alle Topacts am Start sind und b) vermutlich viele gar nicht nach New York reisen dürfen, obwohl sie es vielleicht wollen?! Wie hättest Du Dich persönlich entschieden?

Marc-Kevin Goellner: Das sind unheimlich interessante Fragen. In der jetzigen Situation, wo gerade in Amerika — insbesondere von Trump ausgehend — so getan wird, als gäbe es gar kein Corona, stehe ich der Austragung der US Open sehr kritisch gegenüber. Ich halte es auch für extrem unfair, ein Majorturnier ohne Quali, ohne dieses ganz besondere Flair und vor allem ohne Zuschauer auszurichten. Es wirkt, als wolle man die Austragung der US Open erzwingen wollen.
Die Tageswerte in den Staaten von bis zu 1.500 Corona-Toten und bis zu 60.000 Neuinfektionen in der Spitze jedenfalls sprechen gegen eine Austragung, die Zahlen alleine sprechen für sich. Noch dazu gilt New York mehr denn je als Corona-Hotspot. So ist es für jeden Menschen mit einem maximalen Risiko versehen, in dieser Zeit überhaupt nach Amerika und besonders nach New York zu reisen. Jenem Land, welches mit Corona ganz offensichtlich weltweit wohl am schlechtesten umgeht.
Und Du hast Recht: es haben schon unfassbar viele Spielerinnen und Spieler abgesagt. Vernünftigerweise. Darunter zahlreiche Profis, wie Halep, Barty, Nadal und einige mehr, die durchaus berechtigte Chancen auf einen Titelgewinn gehabt hätten. So und unter diesen Umständen sind die US Open nicht nur für mich nicht mehr das, was sie mal waren.