Und jetzt erst recht…
Du kennst das sicher: Als junger Spieler hast Du einfach versucht, den gelben Ball so gut wie möglich übers Netz zu spielen und warst total happy, wenn es Dir gelungen ist. Ganz besonders glücklich warst Du, wenn Du einen als spielerisch stärker eingeschätzten Gegner bezwingen konntest. Irgendwann ändert sich die unbeschwerte Einstellung, der Druck vom Trainer, dem Verein oder von den Eltern wächst und die Erwartung von Dir selbst an Dich steigt. Wenn Du unter Deinen Möglichkeiten bleibst und Deine Chancen nicht nutzen kannst, schämst Du Dich.
Brigitte Neumann: Wie oft hören wir die Sprüche: »Da spielt ja meine Oma besser!« — »Wäre ich heute bloß im Bett geblieben!« — »Heut geht ja gar nichts!« — Was steckt dahinter? Meist die Scham, heute so nicht optimal zu spielen. »Ich kann es doch viel besser – was denken denn die Zuschauer (Trainer, Eltern, Sponsoren) von mir?!« Am liebsten möchtest Du Dich in ein Mauseloch verkriechen. In dieser Situation kannst Du jetzt aufgeben, Dich weiter selbst beschimpfen, den Zuschauern Grund zum Lästern geben, als geknickter Verlierer vom Platz gehen. Dein Unterbewusstsein bekommt ja auch ständig von Dir selbst zu hören, dass Du ein Versager bist und Du glaubst irgendwann auch dran. Wenn Du Dir immer wieder vorsagst, was Du NICHT tun sollst, wirst Du immer genau das tun, was Du eigentlich verhindern willst. Wenn ich Dir sage: »Denke jetzt bitte nicht an einen rosaroten Elefanten«, wirst Du ihn vor Dir sehen. Besser wäre Motivation, feuer Dich positiv an! Sage Dir einen der folgenden Sätze: »Ok, abhaken, weiter!« — »Ich kann es und ich schaffe es!« — »Komm jetzt, nächster Ball!« — »Jetzt volle Konzentration!« — »Alles noch drin, gib Gas!« oder »Nimm Dir Zeit!«.
Aktiviere Deinen Kampfgeist!
In diesem Moment schaltet dein innerer Kritiker ab, das Unterbewusstsein aktiviert den Kampfgeist, die Aufmerksamkeit wird auf den nächsten Ball gelenkt (weg vom Fehler) und Du hast die Chance, wieder locker und unverkrampft zu spielen. Trainiere, Deine Fehler wegzustecken, immer wieder nach vorne zu schauen und positiv eingestellt weiterzuspielen. Ein Lächeln nach einem besonders »blöden« Fehler kann die Situation entschärfen, den Spannungsknoten lösen und Dich wieder auf die Gewinnerstraße bringen. Versuche es! Hab Spaß beim Spielen, nicht nur dann, wenn Du gewinnst! Genieße den Wettkampf und freu Dich auf die Herausforderung! Wenn Du den Platz betrittst, solltest Du Selbstvertrauen, Energie, Stärke und Kampfbereitschaft ausstrahlen. Bereits beim Einspielen demonstrierst Du Sicherheit und Kontrolle. Zeige keine Unsicherheiten! Bemühe Dich, schon jetzt Deinen inneren Rhythmus zu finden. Ab sofort ist nur noch das Match wichtig, blende alles andere aus. Wenn beim Match etwas nicht klappt, dann versuche etwas anderes. Übernehme von Anfang an die Initiative, sei aufmerksam und nutze die Schwächen Deines Gegners. Spiel das, was Du am besten kannst, aber habe immer auch eine Alternative.
Jammern bringt rein gar nichts…
Wenn ein Problem auftaucht, dann stell Dich der Situation. Jammern nützt nichts! Je mehr Menschen gegen Dich sind, desto ruhiger und konzentrierter spielst Du. Je mehr Dich Dein Gegner provoziert, umso gnadenloser spielst Du Dein Spiel. Je wichtiger der Punkt für den Sieg ist, desto cooler bleibst Du. Je größer der Druck von außen wird, durch das Ergebnis, durch den Gegner oder Menschen am Platzrand, desto ruhiger, gelassener und kampfbereiter musst Du werden. Zeige Dich gerade bei Rückstand kämpferisch. Sobald der Gegner etwas nachlässt, auch Fehler macht, dann bist Du dran. Du hast bis zum verwandelten Matchball die Chance, ein Spiel zu gewinnen. Erinnere Dich jetzt an die Spiele, in denen Du schon einmal einen Rückstand aufgeholt hast. Zeige den Zuschauern, dass Du alles gibst, um zu gewinnen. Sie werden Dich dafür ganz besonders anfeuern und einen Winner-Schlag mit extra Applaus belohnen. Spiele jedes Match mit vollem Einsatz! Und wenn Du auch dann noch verlieren solltest, kannst Du aus voller Überzeugung sagen: »Ich habe alles versucht. Der Gegner war heute einfach stärker. Ich weiß, welche Defizite ich im nächsten Training verbessern werde.«