Stephan Medem - Kompetenzforum

Turniere

Tur­nie­re


„Gute Ten­nis­spie­ler wer­den auf dem Trai­nings­platz gemacht, NICHT auf Tur­nie­ren!“ Natür­lich müs­sen Eure Kids immer wie­der mit Wett­kampf­si­tua­tio­nen kon­fron­tiert wer­den, um über­prü­fen zu kön­nen, ob ihr Spiel sieg­brin­gend funk­tio­niert. Match- und Tur­nier­er­fol­ge sind dar­über hin­aus unglaub­lich wirk­sa­me Moti­va­ti­ons­sprit­zen! Lei­der wird jedoch, auch von Ver­bands­sei­te, zu früh zu viel Wert auf Rang­lis­ten­po­si­tio­nen gelegt. 

Kin­der, deren Eltern sich von sol­chen kurz­fris­tig aus­ge­leg­ten Ziel­for­mu­lie­run­gen blen­den las­sen, haben lang­fris­tig kei­ne Chan­ce auf eine Ten­nis­kar­rie­re, wel­che eine media­le Erwäh­nung im Lokal­blatt über­steigt. Bes­tes Bei­spiel: Sind die Wil­liams-Schwes­tern jemals auf einer Jugend-Rang­lis­te auf­ge­taucht? Nöö. Sie haben lie­ber gut trai­niert und haben dann gleich die WTA-Damen-Rang­lis­te gerockt! Gemein­sam haben sie schlap­pe 150 Mil­lio­nen US-Dol­lar an Preis­geld ein­ge­fah­ren, wei­te­re cir­ca Hun­der­te Mil­lio­nen durch »Neben­ge­räu­sche«.

Eine Sto­ry aus mei­ner Racket­bag: René war in sämt­li­chen Jugend­klas­sen die Num­mer Eins in den Ver­bands­rang­lis­ten. Auch bei den Deut­schen Meis­ter­schaf­ten war er regel­mä­ßig vor­ne dabei. Die Rega­le in sei­nem Zim­mer bogen sich unter der Last der vie­len Poka­le und Medail­len. Der Blick in das Zim­mer hat mich immer an einen Besuch bei Fer­ra­ri in Mara­nel­lo erin­nert. Immer wie­der aber war ich mit sei­nem Vater im Clinch. Ich habe immer wie­der davon abge­ra­ten, so der­art vie­le Tur­nie­re zu mel­den und statt­des­sen lie­ber mehr Zeit in das Kon­di­ti­ons­trai­ning und vor allem in die Aus­bil­dung sei­nes Links­hän­der-Auf­schlags zu inves­tie­ren. Lei­der woll­te der lie­be Herr Papa nicht hören — viel­mehr führ­te sein Weg zu einem weni­ger kri­ti­schen Trai­ner. „Hey, mein Sohn macht gera­de Pro­mo­ti­on-Fotos mit einem gro­ßen Schlä­ger­her­stel­ler, zusam­men mit Roger Fede­rer. Das Mot­to der Kam­pa­gne: »The next Gene­ra­ti­on is coming!« So in etwa kan­zel­te er mich und mein man­geln­des Urteils­ver­mö­gen ganz läs­sig ab.

Hey, ich sage das ohne böses Blut oder Scha­den­freu­de: in die­sem Fal­le kommt die nächs­te Gene­ra­ti­on über ein paar Rega­le mit wert­lo­sem Gerüm­pel sowie einem net­ten Erin­ne­rungs­fo­to mit dem »Maes­tro« nicht hin­aus, denn auch gro­ße Schlä­ger­her­stel­ler kön­nen sich irren…

Bit­te ver­steht mich nicht falsch: Tur­nie­re sind sehr wich­tig! Aber die Arbeit auf dem Trai­nings­platz ist viel wich­ti­ger! Der Spie­ler soll dann bereit sein, wenn es an’s Ein­ge­mach­te geht. Und das ist erst beim Über­gang ins Damen- bezie­hungs­wei­se Her­ren­ten­nis der Fall. Dass zur Vor­be­rei­tung auch in der Alters­klas­se U18 Wett­kampf­ein­sät­ze schon leicht erhöht wer­den kön­nen, ist okay. Ihr könnt Euch auch ger­ne an Euren Kids ori­en­tie­ren, was die Tur­nier­ein­sät­ze angeht. Euer Kind muss mit den Hufen schar­ren, es muss »rich­tig Bock« auf den Tur­nier­ein­satz haben! Wich­tig ist auch der Umgang mit Tur­nier­lei­tung, Ober­schieds­rich­tern und natür­lich auch der Umgang mit ande­ren Ten­nis­eltern sowie der Tat­sa­che, dass man sich sprich­wört­lich immer zwei Mal im Leben trifft. Auf dem Ten­nis-Cir­cuit sehr wahr­schein­lich sogar noch deut­lich häu­fi­ger. Da ist es gera­de für Eure Kin­der ein rie­si­ger Vor­teil, ein paar Freun­de zu haben.

Bei­spiel gefäl­lig? Ihr habt letz­tes Jahr mit dem Tur­nier­lei­ter ein net­tes Schwätz­chen gehal­ten und habt Euch nach dem Tur­nier noch­mals für die tol­le Orga­ni­sa­ti­on bedankt. Die­ses Jahr braucht ihr eine spä­te­re Start­zeit für die ers­te Run­de, weil Euer Kind län­ger Schu­le hat. Die Chan­ce ist sehr groß, dass die Tur­nier­lei­tung sich an Euren Namen posi­tiv erin­nert und Euer Anlie­gen ger­ne berück­sich­tigt. Bei einem der letz­ten Tur­nie­re gab es in einem Match Dei­nes Schütz­lings Zoff wegen einer strit­ti­gen Lini­en­ent­schei­dung. Der Ober­schieds­rich­ter muss­te anrü­cken und ent­schied gegen Euch. Dar­auf hast Du ihn wegen sei­ner unmög­li­chen Ent­schei­dung und ganz all­ge­mein wegen sei­ner Inkom­pe­tenz ange­macht. Wie groß ist die Wahr­schein­lich­keit, dass er in einem neu­en Fall für Dein Kind entscheidet?

Auch ein freund­schaft­li­cher Umgang mit ande­ren Ten­nis­eltern kann Vor­tei­le brin­gen. Sei es eine Fahr­ge­mein­schaft zu einem Tur­nier, eine Trai­nings­ge­mein­schaft in den Schul­fe­ri­en, Berich­te über ande­re Tur­nie­re oder bevor­ste­hen­de Kon­tra­hen­ten oder auch nur ein wert­vol­ler Hin­weis über einen neu­en, kom­pe­ten­ten Trai­ner. Leu­te, bit­te ver­steht mich nicht falsch: Ihr sollt jetzt nicht bei jedem Tur­nier in jeden Hin­tern krie­chen, aber »ein biss­chen nett« kann durch­aus von Vor­teil sein, vor allem für Euer Kind!

»Ich will nach Wim­ble­don« — so lau­tet der ulti­ma­ti­ve Eltern­rat­ge­ber in Sachen Ten­nis von Ex-Ten­nis­pro­fi Ste­phan Medem. Ein »MUST-READ« für alle Ten­nis­eltern, Trai­ner und Coa­ches. Bestel­le jetzt Dein Exem­plar bei Ama­zon