Spieler-Pressekonferenzen
Sehr geehrter Herr Hofen. Ich würde gern die Meinung eines Medienexperten zum Thema Osaka erfahren. Wie verhält es sich generell mit den Pressekonferenzen auf den großen Turnieren? Sie selbst haben ja die Pressestelle in Halle geleitet und müssten hier doch gut Bescheid wissen, wie die Vorgaben der Spielervereinigungen sind! Inwieweit sahen Sie sich in Ihrer Funktion den Spielern verpflichtet, sie zu schützen?! Mitunter können die Medienvertreter*innen ja echt brutal sein in der Fragestellung und Berichterstattung. Ich für meinen Teil stehe auf Seiten der Spielerin Osaka, die diesem Druck ganz offensichtlich nicht mehr Stand hält bzw. Stand halten möchte. Und zweite Frage: Haben Sie schon mal freche Medienvertreter aus der PK gewiesen?!

Frank Hofen: Lieber Mark, bei den internationalen Turnieren der WTA bzw. der ATP ist es so, dass deren jeweiliger Communication-Manager die Pressekonferenz (PK) leitet. Die Spielerinnen und Spieler müssen zu diesen »PKs« erscheinen — auch nach Niederlagen. Vielfach wird aber abgestimmt, wieviel Zeit die Spielerin oder Spieler nach dem Match benötigt, um zur Pressekonferenz zu kommen. Manche wollen erst duschen, andere wollen zunächst emotional herunter fahren. Manche, vielfach nach Niederlagen, kommen unmittelbar nach dem Match vom Court und mit Bag in den Konferenzraum. Nach dem Motto »…dann habe ich es hinter mir«!
Der Communication-Manager erteilt jeweils den Journalisten das Wort. In der Regel zuerst in englischer Sprache, dann in der jeweiligen Landessprache. Vielfach wird von ihm/ihr auch zuvor den Journalisten gesagt, dass nur Fragen zum Match zu stellen sind, sodass hier schon eine gewisse thematische Reglementierung vorgegeben ist. Von daher sind insistierende Fragen kaum möglich, was zweifelsohne dem Schutz der Privatsphäre der Spielerinnen und Spieler zugute kommt. Inwieweit Spielerinnen und Spieler psychischen Druck gegenüber Medien haben, hängt unmittelbar mit deren körperlicher und seelischer Verfassung zusammen. Von außen ist dies nicht zu beurteilen.
Meiner Meinung nach gehört eine Medienschulung ebenso zur Ausbildung wie die zum Tennisspieler. Und das von jungen Jahren an. Der Umgang mit der Öffentlichkeit, mit Journalisten sowie Redakteuren, ist ein Teil ihres Business’. Im Zusammenspiel aller Beteiligten, wie unter anderem Spielerin/Spieler, Turnierveranstalter, Medienvertreter, Trainer, Sponsoren etc. hat ein Turnier-Pressesprecher immer den Gleichklang aller zu ermöglichen. Manchmal nicht ganz einfach, aber mit Fingerspitzengefühl und dem erforderlichen Verständnis für alle Facetten einer Medienarbeit, gibt es keine »frechen« Medienvertreter.
Man muss das journalistische Business und die handelnden Personen kennen. Und Verständnis für deren Arbeitsweise haben bzw. erkennen. Die unterschiedlichen Sichtweisen spiegeln sich dann in der Veröffentlichung wieder: Vom Boulevardblatt bis zur seriösen Tageszeitung, von den Öffentlich-Rechtlichen bis zu den Privatsendern, vom Anzeigenblatt bis zu den Online-Diensten hat jeder seine eigene Sichtweise. So wie Sie, der von »frechen« Medienvertretern spricht!