Stephan Medem - Kompetenzforum

Pubertät

Puber­tät


Beim The­ma »Puber­tät« möch­te ich mich nur zu zwei The­men äußern, die sich sehr direkt auf die Ten­nis­kar­rie­re aus­wir­ken. Es kann sehr gut sein, dass Eure Kids zum Beginn der Puber­täts­pha­se etwas weni­ger »Bock« auf Ten­nis haben. Das ist irgend­wie auch logisch, das Ent­de­cken des ande­ren Geschlechts ist ja auch für uns Erwach­se­ne teil­wei­se noch mit gro­ßen Rät­seln ver­bun­den. Ganz schlecht ist es, wenn wir als Eltern hier mit Druck reagie­ren, denn die­ser Druck wird auto­ma­tisch Gegen­druck erzeu­gen und die Situa­ti­on ver­schlech­tern. Hier wird sich zei­gen, wel­che Bezie­hung Euer Kind zu sei­nem Ten­nis auf­ge­baut hat. Habt Ihr, also Ihr Eltern und Coa­ches, es geschafft, eine posi­ti­ve Ver­bin­dung zum Ten­nis­sport auf­zu­bau­en, wel­che ein fes­ter und wich­ti­ger Bestand­teil im Leben Eures Kin­des ein­nimmt, dann habt Ihr mit Sicher­heit nichts zu befürch­ten, von klei­nen »Aus­set­zern« mal abge­se­hen. Kein Kind wird frei­wil­lig etwas auf­ge­ben, was es liebt!

Ein wei­te­rer sehr wich­ti­ger Punkt ist die Tat­sa­che, dass die Kin­der zu sehr ver­schie­de­nen Zeit­punk­ten in die Puber­tät kom­men. Somit gibt es gera­de in den Alters­klas­sen U14 und U16 enorm kras­se Unter­schie­de, was die kör­per­li­che Ent­wick­lung der Jugend­li­chen angeht. Bei den Mäd­chen sehe ich bei Tur­nie­ren teil­wei­se fast kom­plett ent­wi­ckel­te jun­ge Damen gegen »klei­ne Mädels« antre­ten, die viel­leicht theo­re­tisch über die Anwen­dung eines Tam­pons Bescheid wis­sen, die­ses Wis­sen jedoch mit Sicher­heit noch nicht benut­zen muss­ten. Auch spie­len »jun­ge Män­ner« mit Bart und extrem mus­ku­lö­sen, ath­le­tisch schon top aus­ge­bil­de­ten Kör­pern gegen Jungs, wel­che sich über eine Intim­ra­sur noch über­haupt kei­ne Gedan­ken machen müssen. 

Heißt das jetzt, dass der Spie­ler, der auf der Jugend­rang­lis­te wei­ter vor­ne steht, auch der Spie­ler ist, der die grö­ße­ren Zukunfts­per­spek­ti­ven hat? Natür­lich nicht! Lei­der wer­fen gera­de in die­ser Pha­se vie­le Eltern Ihre Flin­te ins Korn, weil sie nur die kurz­fris­ti­gen Erfol­ge betrach­ten. Und da ist es nun ein­mal ganz klar, dass Kin­der, die grö­ßer und stär­ker sind, ganz ein­deu­tig Vor­tei­le auf den Court brin­gen. Des­halb habe ich gera­de bei mei­nen vie­len Scou­tings oft damit zu tun, Eltern zu beru­hi­gen und Ihnen eine gro­ße Por­ti­on Geduld zu emp­feh­len. Denn irgend­wann setzt auch beim hin­ters­ten und letz­ten ent­wick­lungs­tech­ni­schen Spät­zün­der das Wachs­tum ein und dann wird die­ser sein Han­di­cap im Nu wie­der gut­ma­chen kön­nen und im Ran­kings dort­hin klet­tern, wo er adäquat auch hingehört.

Inter­es­sant ist in die­sem Zusam­men­hang auch der Vor­stoß, den diver­se eng­li­sche Fuss­ball- und Rug­by-Ver­ei­ne schon seit län­ge­rer Zeit pla­nen. Sie wol­len, dass Kin­der in den Jugend­klas­sen nicht mehr nach ihrem »rich­ti­gen« Alter, also somit auf­grund ihres Geburts­jahr­gan­ges, son­dern auf der Grund­la­ge ihres bio­lo­gi­schen Ent­wick­lungs­al­ters ein­ge­stuft wer­den. Durch einen ganz ein­fa­chen Test wür­den Exper­ten die Kids ein­stu­fen und danach könn­ten sie sich auch wirk­lich mit kör­per­lich gleich aus­ge­bil­de­ten Sport­lern mes­sen. Gera­de die Begrün­dung, war­um die­se Idee auch schon in der Ver­gan­gen­heit immer wie­der auf­ge­grif­fen wur­de, fin­de ich sehr inter­es­sant: anschei­nend hat man fest­ge­stellt, dass durch das momen­ta­ne Scou­ting- und För­der­prin­zip der renom­mier­ten Ver­ei­ne die groß gera­te­nen puber­tä­ren »Früh­zün­der« ganz enorm im Vor­teil sind. »Spät­ent­wick­ler« à la Mes­si wer­den zu wenig berück­sich­tigt, bzw. lau­fen Gefahr, durch das Sieb der För­der­me­cha­nis­men hin­durch zu fal­len und auf der Stre­cke zu bleiben!

»Ich will nach Wim­ble­don« — so lau­tet der ulti­ma­ti­ve Eltern­rat­ge­ber in Sachen Ten­nis von Ex-Ten­nis­pro­fi Ste­phan Medem. Ein »MUST-READ« für alle Ten­nis­eltern, Trai­ner und Coa­ches. Bestel­le jetzt Dein Exem­plar bei Ama­zon