Portraits verfassen
Hallo Herr Hofen! Ich würde gerne für unser Clubjournal einige Spielerinnen und Spieler sowie den einen oder anderen Funktionär portraitieren. Meine Frage nun: wie baue ich strukturell solch ein Portrait auf? Was sollte der Leser über die jeweilige Person erfahren? Gibt es da eine Art Leitfaden und: worin unterscheiden sich Funktionärs- und Sportler-Portraits?!

Frank Hofen: Grundsätzlich gilt: was interessiert mich an dieser Person? Da ist es zunächst einmal völlig egal, ob es sich um Spieler*innen oder Funktionär*innen handelt. Unterscheiden sollten Sie nach thematischen Schwerpunkten. Zu Grunde legen sollten Sie hierbei einen biographischen Teil, einen der dem gegenwärtigen Status quo entspricht und letztlich die Ziele der jeweiligen Person. Dabei ist zu berücksichtigen, dass natürlich Sportler*innen eine andere Perspektive auf Vergangenheit und Zukunft haben, als Funktionäre. Von daher empfehle ich, sich als Leitfaden zunächst einen biographischen Fragebogen zu erarbeiten, an dem die Personality des Einzelnen abgearbeitet werden kann. Diesen würde ich den zu porträtierenden Personen vorlegen, damit authentische Angaben vorhanden sind.
So sind unter anderem bei jungen Spieler*innen Fragen nach Familie, Schule, Essgewohnheiten, Hobbys, Freunde, Musik, Ziele und Hoffnungen, etc. natürlich altersgerecht passender, als gegenüber erwachsenen Funktionsträger*innen. Hier wären Studium, Beruf, Motivation und Fragen nach gesellschaftspolitischem Stellenwert eines Ehrenamts zielgenauer. Um ein Portrait so deckungsgleich wie möglich zu schreiben, ist eine persönliche Unterredung zwingend notwendig. So gewinnen Sie Ihre eigene Wahrnehmung von der Person, denn Mimik, Gestik, Verhalten sowie ein »Face to Face« vermittelt Ihnen einen unmittelbaren Eindruck.
Wenn Sie dann das Gefühl haben, der Person bin ich auch emotional näher gekommen und sie verbinden das mit deren persönlichen Angaben, dann kann mit Ihrem Text ein authentisches Portrait entstehen. Ganz wichtig ist allerdings: lassen Sie immer in Ihren Texten eine gewisse Distanz wirken, denn der Leser ist nie so nah an der Person wie Sie. Von daher nicht schmeicheln, denn der Leser muss ihr schriftliches Können mit der verbundenen Wiedergabe der Person heraus lesen können. Ein letzter Rat: haben Sie Empathie und stellen Sie sich immer auf die Person gegenüber ein.