Plädoyer für den Wettkampf
Von Beginn an hat mich der Wettkampf — das viel zitierte »Eins gegen Eins« — fasziniert. Im Laufe der Jahre hat es wenige Dinge oder Situationen gegeben, die so starke positive wie auch negative Emotionen in mir auslösen konnten, wie ich es häufig im Verlauf eines Matches empfunden habe. Ganz besonders speziell sind natürlich die positiven Gefühle. Die Glücksmomente. Die Euphorie. So wie beispielsweise nach einem tollen Passierball aus vollem Lauf oder einem langen Ballwechsel, den man schließlich für sich entscheiden konnte. Genau das sind für mich wesentliche Gründe, an Wettkämpfen teilzunehmen.
Speziell zu Beginn der Meisterschaftssaison habe ich jedoch aufgrund von Aussagen unmittelbar vor dem Wettkampf wie: „Ich bin so nervös, warum tue ich mir das eigentlich an?”, oder „Den/die GegnerIn kenne ich schon, gegen den/die möchte ich nicht spielen!” den Eindruck, dass einige SpielerInnen den Wettkampf vorwiegend als belastend empfinden und sich dabei der positiven Aspekten, die der Wettkampf mit sich bringt, gar nicht bewusst sind oder diese wegen einer Niederlagenserie oder auf Grund einer schmerzlichen Niederlage »vergessen« haben.
Aus diesem Grund möchte ich im Folgenden weitere positive Aspekte des Wettkampfes erwähnen, um Vorfreude zu erzeugen und dadurch das »belastende« Gefühl zu reduzieren und/oder einen kleinen Beitrag zu leisten, bei ehemaligen WettkampfspielerInnen das berühmte »Feuer« wieder zu entfachen…
Der gewisse Kick — das »Wellenbad der Gefühle«, welches man vor allem im Verlauf eines knappen Matches häufig durchlebt +++ Spannung — aufgrund des ungewissen Ausgangs, ob sich die Mühen am Ende auch auszahlen +++ Abschalten — die Fähigkeit, im »Hier und Jetzt« zu sein und alles andere als unwichtig erachten zu können +++ Persönliche Grenzen — an seine psychischen und physischen Grenzen zu gehen und diese auch im Vorfeld ausgelotet zu haben +++ Herausforderung — eine erfolgsversprechende Strategie zu suchen und sie dann im Verlauf des Matches auch zu finden, um danach ganz genau zu wissen, was in der Folge zu tun ist +++ Gefühl von Stärke — das Gefühl, welches man spürt, wenn man nach und nach die Oberhand gewinnt +++ Glücksgefühl(e) — der Moment vor dem Matchball, wenn man sich bewusst macht, dass nur noch ein Punkt zum Sieg fehlt. Am besten ein Sieg, der hart erarbeitet wurde und den man sich redlich verdient hat +++ Euphorie und Stolz — das euphorische Gefühl nach dem letzten Punkt. Stolz auf sich sein zu können…
Meiner Meinung nach ist es wichtig, sich einmal selber Gedanken darüber zu machen warum man an einem Wettkampf eigentlich teilnimmt. Welche Gefühle dieser Wettkampf in einem auslöst und was man eigentlich davon erwartet. Denn wenn man sich dessen bewusst ist, dann kann dies auch die zuvor erwähnte Vorfreude erzeugen, die sich ohne Zweifel positiv auf die Leistung auswirken wird.
Zu guter Letzt sollte man sich auch bewusst sein, dass die zuvor erwähnten positiven Aspekte, die in Verbindung mit dem Wettkampf stehen, anderswo in der Häufigkeit und Intensität kaum oder wenn nur sehr selten zu finden und zu erleben sind. Dies könnte vermutlich auch ein Grund sein, warum sich sehr erfolgreiche SpitzensportlerInnen, die bereits alles erreicht haben, weiterhin den Herausforderungen, die mit dem Wettkampf einhergehen, stellen möchten. In diesem Sinn wünsche ich Euch viel Erfolg, aber vor allem viel Spaß bei Euren künftig hoffentlich noch zahlreichen Matches.