Nacheifern — aber richtig
Hallo Frau Neumann! Ich frage mich, wie man jungen Spielern beibringen soll, dass sie nicht jemandem nacheifern, sondern sich selbst als Mensch und Sportler entwickeln. Ich habe zwei tolle Talente im Training, wobei der eine unbedingt Roger Federer und der andere auf Biegen und Brechen Rafael Nadal nacheifert. Es geht bei der Kleidung und dem Equipment los und zieht sich über Eigenarten und Verhaltensweisen bis hin zur Schlagtechnik. Als ihr Trainer kann ich sagen, dass hierbei die persönliche Entwicklung – menschlich wie sportlich – komplett auf der Strecke bleibt. Beide lassen sich aber nicht von ihrem Wahn abbringen. Deren Eltern fördern das sogar. Wie packe ich dieses heikle Thema psychologisch klug an?!
Brigitte Neumann: Grundsätzlich bin ich begeistert, wenn junge Menschen einem Vorbild nacheifern. Das zeigt, dass sie noch eine Wertevorstellung haben und sich danach ausrichten möchten. Die Frage ist: Was sind in Deinem Fall die Werte Deiner Spieler? Wissen sie das überhaupt? Auch wenn die beiden die Kleidung und die Ausstattung der Idole nutzen, ist das ja erstmal ein Qualitätsmerkmal. Aber: Trainieren sie auch so diszipliniert? Geben sie — genau wie die Idole — alles, um erfolgreich zu sein? Lass sie doch einmal aufschreiben, was sie so toll an ihren Vorbildern finden. Und dann überprüft zusammen, was davon auch die Nachwuchsprofis durchführen. Und Du kannst Dich auf dieses Gespräch auch gut vorbereiten, indem Du aus den Biographien der Supersportler die wichtigsten Ereignisse herausschreibst. In den Statistiken die Prozentzahlen der erfolgreichen Schläge heraussuchst, bei denen gerade Deine beiden Helden nicht gut aussehen. Frage sie, was sie wirklich erreichen wollen und mach ihnen klar, was sie dafür tun müssen. Und dann erarbeitet gemeinsam einen Trainingsplan, der sie so nah wie möglich an die Erfolge von Federer und Nadal heranbringt. Schritt für Schritt. Von nix kommt nix! Kleidung und Schläger allein machen noch keinen Champion! Viel Erfolg!