Mediale Spielerbetreuung
Lieber Herr Hofen, mich interessiert sehr, ob Sie sich nie dafür interessiert haben, die Medienarbeit für einen Profispieler oder eine Profispielerin zu übernehmen? Sie dürften doch in der Szene über die Jahrzehnte hinweg bestens vernetzt sein und alle Kontakte haben. Pressesprecher eines Roger Federer oder Alexander Zverev – das wäre doch sicher spannend, oder? Aus Ihrer Erfahrung heraus gesprochen: Ab welcher Weltranglistensektion werden Spielerinnen oder Spieler persönlich medial betreut und beraten?

Frank Hofen: Das ist eine sehr persönlich erste Frage, die ich aber gerne beantworte. Es ist ja nicht so, dass ich keine deutschen Tennisspieler medial betreut habe. Dies waren unter anderem Nicolas Kiefer, Hendrik Dreekmann und zeitweise auch Rainer Schüttler. Erfolgreiche Profis in ihrer damaligen Zeit. Allerdings konnte ich diese Tätigkeiten nicht so umfassend ausüben, wie ich es meiner Ansicht nach hätte tun müssen, zum Beispiel mit den umfassenden Reisen zu den Turnieren, wo folge dessen meines Erachtens nach eine Präsenz vor Ort erforderlich gewesen wäre. Dem stand allerdings mein Engagement als Medien- und PR-Mann für die Gerry Weber World in HalleWestfalen konträr gegenüber. In dieser 11.200 Zuschauer fassenden ostwestfälischen Stadionarena wird ja nicht nur seit 1993 ein ATP-Turnier ausgetragen, dort finden — abgesehen von der zweijährigen Corona-Pandemie — ganzjährig unterschiedliche Events statt: Box- und Handball-Weltmeisterschaften, Volleyball-Europameisterschaft, Länderspiele im Handball, Volleyball und Basketball sowie Rock‑, Pop- und Klassik-Konzerte mit internationalen Stars wurden meinerseits medial begleitet. Dieses Engagement erforderte eine ganzjährige Präsenz vor Ort. Soweit mein persönliches Business.
„So früh wie möglich!”
Die Frage, ab wann Tennisspielerinnen bzw. Tennisspieler einer medialen Begleitung bedürfen, kann ich nur so beantworten: So früh wie möglich! Für mich beginnt eine mediale Begleitung mit dem Beginn einer Karriere, denn der Umgang mit der Öffentlichkeit muss genauso gelernt werden, wie die tennisüblichen Schlagtechniken. Nur wer die Arbeitsweisen von Journalisten und Redaktionen kennt, kann deren Verhalten auch beurteilen. Die Medien sind für jede Tennisspielerin und jeden Tennisspieler ein Karriere-Bauteil. Sie prägen nämlich deren Bild in der Öffentlichkeit und dies wiederum wirkt sich auf die deren Persönlichkeit aus. Gegenseitiges Vertrauen und gegenseitiger Respekt sind erforderlich, um auch kritische Situation zu überstehen. Um aber mediales Wissen zu haben, müssen sie sich demzufolge auch von denen beraten und betreuen lassen, die dieses Business professionell beherrschen. Und das sind in der Regel nicht Eltern, Trainer oder Funktionäre sondern Journalisten. Selbst diejenigen, die Zeitung lesen, verstehen nichts vom journalistischen Handwerk.