Lokale Sportredaktionen
Sehr geehrter Herr Hofen, wie wir sicherlich beide wissen, steht Tennis in der Gunst der Lokalredaktionen und in den Medien allgemein seit einiger Zeit und vor allem aktuell nicht gerade oben in der Tabelle. Das findet wohl auch der Chef vom Dienst im Lokalsport unserer örtlichen Tageszeitung, der lieber zum x‑ten Mal Belangloses über Fußball berichtet, als von einem Aufstieg oder schönen Turnierevent aus unserem Tennisclub. Wie bekommen wir diesen Mann auf unsere Seite?! Wir beliefern ihn regelmäßig mit Texten und Bildern, mehr als eine Randnotiz springt aber in der Regel nicht dabei raus. Zum dritten Mal innerhalb der vergangenen Jahre hat ein Pressewart bei uns nun frustriert das Handtuch geworfen. Ist das Verhalten des besagten Lokalredakteurs eher die Ausnahme oder geht es vielen anderen Tennisvereinen ähnlich? Wie sind hier Ihre Tipps und Erfahrungen? Vielen lieben Dank schon jetzt für Ihre Einschätzung!

Frank Hofen: Um das schlüssig beantworten zu können, müsste ich die sportliche lokale Situation vor Ort kennen. Da ich nicht weiß, wie erfolgreich (leistungsmäßig) die konkurrierenden Sportarten sind, kann ich auch nicht beurteilen, inwieweit die eine Veröffentlichung wichtiger ist, als die aus Ihrem Tennisverein. Vielmehr will ich erst einmal auf ein paar Aussagen von Ihnen eingehen. Zunächst einmal ist es sicherlich nicht dienlich, wenn Sie dem »Chef vom Dienst« des Lokalsports unterstellen, dass er Belangloses über den Fußball schreibt. Das kann durchaus Ihre Meinung sein, der verantwortliche Sportredakteur wird das aber völlig anders sehen. Und es bringt Ihnen gar nichts, dies auch noch öffentlich zu publizieren und ihn so an den »Pranger« zu stellen. Auch kann ich inhaltlich nichts zu den von Ihnen erwähnten Texten und Bildern sagen. Hier müssen Sie sich fragen, ist das, was unser Pressewart der Redaktion zur Verfügung stellt, so professionell, dass der Sportredakteur dies in seiner Tageszeitung veröffentlichen kann? Ein, wie Sie schreiben »schönes Turnierevent« mag sicherlich aus Ihrer Clubperspektive richtig sein, aber hat diese auch aus Sicht der Redaktion einen nachrichtlichen Stellenwert?! Bei all Ihren Berichten sollten Sie — oder Ihr Pressewart — sich immer die Frage stellen, interessiert das die Öffentlichkeit? Denn nur das ist das Kriterium, um ins Blatt zu kommen. Generell zu behaupten, der Tennissport stünde in den Lokalredaktionen nicht unbedingt vorne an, dem kann ich nicht zustimmen.
Das Thema Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist zudem so komplex, um dies auch nur annähernd hier umfassend beantworten zu können. Und das Ihre Pressewarte nur auf Grund von nicht veröffentlichten Texte das Handtuch geworfen haben, lasse ich nicht gelten. Wie sieht es denn bei Ihnen im Club generell mit der Öffentlichkeitsarbeit aus? Facebook, Homepage, Newsletter und das Engagement der Mitglieder? Haben die schon einmal als Abonnent der Zeitung einen Leserbrief geschrieben und sich über die mangelnde Tennisberichterstattung beschwert? Haben Sie schon einmal Gespräche mit dem Lokalchef und dem Sportredakteur über Ihren Tennissport gesprochen? Haben Sie schon einmal nachgefragt, wie Ihre Texte und Bilder aussehen müssen? Haben Sie schon einmal in der Redaktion nachgefragt, wann es terminlich am besten wäre, um Texte und Bilder einzureichen?
Glauben Sie mir, kein lokaler Sportchef legt sich mit irgendeiner Sportart in seinem Ort an. Ihm liegt vielmehr daran, alles zu publizieren. Doch auch er hat Sachzwänge. Kennen Sie die? Will Ihnen nur raten, sprechen Sie miteinander. Besuchen die Redaktion, interessieren Sie sich auch für deren Arbeit. Laden Sie die Redaktion ein und bringen Sie den Lokalredakteuren den Tennissport näher. Mein Rat, seien Sie offensiver und lassen Sie Vorurteile weg. Es bringt Ihnen nichts, wenn Sie veröffentlichte Zeilen der einzelnen Sportarten gegeneinander aufrechnen. Im Gegenteil: es verhärtet nur die Positionen eines jeden Einzelnen. Gehen Sie daher stets offensiv die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an, denn nur mit Offensive können Sie gewinnen. Dies gilt gleichermaßen für den Umgang mit der Sportredaktion, als auch für Ihr Spiel auf dem Tennisplatz.