„Kind, hab’ Spaß!”
Ich schaue immer wieder mit Freude zu, wenn Kids aller Alters- und Leistungsklassen auf Jugendturnieren ihre Klingen kreuzen. Wenn mir dabei der Spaß verdorben wird, liegt das irgendwie nie an den Akteuren, sondern stets an deren Eltern. Und ganz ehrlich? Ich würde jederzeit eine Petition unterschreiben, welche den Titel trägt: »Mamis und Papis, die ihren Mund aufmachen, um über Tennis zu sprechen, werden sofort vom Gelände eskortiert!« Um meine Gedanken zu sortieren, empfehle ich folgende drei Phasen: vor einem Match, während einer Partie und nach einer Begegnung.
Das Bild ist fast immer identisch: Das Kind steht kurz vor seinem Einsatz. Es ist mehr oder weniger nervös und freut sich (hoffentlich!) auf sein Spiel. Mami oder Papi nehmen ihr Kind noch einmal zur Seite und mitunter richtig schön in die Mangel: „Regelmäßig trinken!” -„Bewege Deine Beine!” — „Immer schön ruhig bleiben!” — „Spiel hoch auf die Rückhand!” — „Schmeiß nicht wieder Deinen Schläger!” — und so weiter, und so weiter…
Liebe Eltern, glaubt ihr im Ernst, davon kommt etwas bei Eurem Kind an? Ist das überhaupt Eure Aufgabe? Ist das sinnvoll? Meine klare Antwort: DREI MAL NEIN! Erstens: Das Kind sollte alle diese Tools mit einer gewissen Normalität beherrschen. Dafür wird Euer Tennistrainer bezahlt: Somit ganz klar: SEIN Ressort! +++ Zweitens: Eure Monologe kommen im Kopf Eures Kindes garantiert nicht an, das ist erwiesen. Selbst wenn Euer Kind aus Routine und Anstand brav mit dem Kopf nickt. +++ Drittens: Wir wollen doch, dass unser Nachwuchs irgendwann (lieber früher als spät) lernt, eigenständig und selbstbewusst zu agieren, Widerstände anzupacken und mit positiver Energie zu lösen, nicht nur auf dem Tennisplatz. Dazu müssen wir zulassen, dass sie ihre Erfahrungen selber machen. Auch und vor allem die negativen!
Welches Übungsfeld wäre da besser geeignet, als die ersten Jahre auf dem Tennisplatz?! Gut agiert, gewonnen! Fehler gemacht, verloren… aber an Erfahrung gewonnen! WIN-WIN! Der richtige Satz, bevor Euer Kind in das Match geht, ist nicht: „Ich wünsche Dir viel Glück!” — Euer Kind braucht kein Glück. Matches werden nicht durch Glück gewonnen. „Gib Dein Bestes!” — FALSCH! Kinder geben, wenn sie sich auf eine Aufgabe freuen, ganz intuitiv ihr Bestes! Die richtige Ansage wäre: „Schatz, hab Spaß!” — alles gesagt. Probiert es aus, es wirkt!