Integration & Inklusion
Hallo Herr Seidl! Bitte erklären Sie mir doch mal den Unterschied zwischen Inklusion und Integration! Innerhalb unseres Vorstandes gehen hier die Meinungen auseinander – auch im Dialog mit dem Behindertenrat der Stadt. Ich persönlich habe innerhalb unseres Vorstandes den Vorstoß gewagt, unsere Anlage rollstuhlgerecht umbauen zu lassen. Leider stieß das nicht auf geschlossene Zustimmung. Hierzu würde ich gern von Ihnen einige Argumente an die Hand bekommen. Ich persönlich halte es für wichtig und richtig, dass wir uns Menschen mit Behinderung öffnen.
Peter Seidl: Zuerst einmal finde ich es toll, dass Du Dir zum Thema Rollstuhltennis Gedanken gemacht hast und die Tennisanlage rollstuhlgerecht umbauen lassen möchtest. Meiner Meinung sollte die Integration von menschen mit Handicap nicht mehr diskutiert werden müssen, leider aber ist es größtenteils noch so. Zwar werden immer mehr bauliche Maßnahmen getroffen, dies allein baut allerdings die Barrieren in den Köpfen der Menschen noch nicht ab.
Integration bedeutet aus meiner Sicht zu versuchen, Menschen mit den unterschiedlichsten Arten von Behinderungen (z.B. Rollstuhlfahrer, Blinde oder Gehörlose) durch baulichen Maßnahmen am »normalen« Leben teilhaben zu lassen. Wir sprechen über eine recht kleine Gruppe, die es in bestehende Systeme zu integrieren gilt. Unter Inklusion verstehe ich, Nichtbehinderte und Menschen mit Handicap als Individuen gemeinsam und gleichberechtigt und von vornherein als Teil des Ganzen zu sehen.
Integration im Tennissport wäre z.B., eine Rollstuhlgruppe in einem Tennisverein zu gründen, die separat untereinander Bälle schlagen. Inklusion wäre, Menschen mit Handicap innerhalb des Vereins je nach Spielstärke bestehenden Traininngsgruppen zuzuordnen. Eine »inklusive« Gesellschaft ist eine Gesellschaft, die nach dem Prinzip »jeder gemäß seiner Fähigkeiten« funktioniert. Warum also sollten Fußgänger und Rollstuhlfahrer unseren schönen Sport nicht gemeinsam, sprich: auf ein und demselben Platz, ausüben?!