»Face to Face«
Lieber Herr Hofen, ich habe eine Frage zur Führung von Interviews! Bevorzugen Sie das Interview per E‑Mail oder lieber das persönliche Interview Vis-a-Vis?! Welches sind Ihrer Meinung nach die Vor- und Nachteile? Nicht immer ist es ja möglich, den Interviewpartner persönlich zu treffen, vor allem dann nicht, wenn es um Aktualität geht. Ist die Fragestellung beim E‑Mail-Interview eine andere, weil man ja als Journalist nicht direkt auf Antworten des Gegenübers reagieren kann… Ich bedanke mich!

Frank Hofen: Keine Frage: ein Interview sollten stets »Face-to-Face« geführt werden. Alleine schon das sich Gegenübersitzen spricht dafür. Ganz wichtig ist vorab ein so genanntes »Warm-Up«. Man spricht vorher über dies und das, man schafft eine Atmosphäre des sich Wohlfühlens. So entwickelt man auch eine gewisse Vertrautheit zueinander, ohne dass dabei die Akzeptanz verloren geht. Dabei können Sie Gestik, Mimik, Emotionalität und auch Empathie erkennen, wie mögliche Reaktionen auf Ihre Fragen sein könnten. Daraus ist auch abzuleiten, welche Wertigkeit ihr Gegenüber Ihren Fragen beimisst. So können Sie im Laufe des Interviews die eine oder andere Frage auch umstellen. Möglicherweise auch fragetechnisch variieren oder die eine oder andere Frage gänzlich auslassen. Von daher ist die eigene Vorbereitung darauf vielfach wichtiger, als die Fragen im Einzelnen. Ihr Interview soll ja das gesamte Spektrum des Themas abdecken. Dabei können sprachliche Nuancen manchmal wichtiger sein, als so manche gestellte Frage. Dies alles ergibt sich aber nur in dem »Face-to-Face«-Gespräch. Allerdings sollten Sie immer zu Beginn des Interviews danach fragen, ob sie es aufzeichnen dürfen!
Natürlich geht auch ein sogenanntes »kaltes« Interview via E‑Mail, doch es bleibt die komplette Emotionalität auf der Strecke. Leider. Von daher ist das aber — aus welchen Gründen auch immer — der einzige Weg, um an ein Interview zu kommen. Es darf auf keinen Fall zur Regel werden. Da die Spontanität nicht gegeben ist, sollten Sie einen umfassenden Fragenkatalog erstellen, der auch über das eigentlich zu befragende Thema hinausgeht. Sie bieten daher ihrem Interviewpartner an, dass er durchaus die eine oder andere Frage weglassen kann. Aber auch die eine oder andere Frage aus seiner Sicht hinzuschreiben kann. So unter dem Stichwort »was Sie sowieso noch sagen wollten«. Außerdem bieten sie ihm an, nach Ihrer redaktionellen Bearbeitung das Interview zur Freigabe vorzulegen. Dies ist wichtig, denn Sie brauchen immer den Beleg des Gesagten. In diesem Sinne viel Freude beim Interview, wer auch immer der Interviewpartner sein wird, wünscht Ihnen Frank Hofen.