Es geht um Fakten…
Hallo Frau Neumann! Nach dem unfassbar spannenden US-Open-Finale frage ich mich, wie Sascha Zverev diese Niederlage aus sportpsychologischer Sicht verarbeiten wird. Zum einen war es sein größter Erfolg, erstmals das Endspiel eines Grand-Slam-Turniers erreicht zu haben, auf der anderen Seite aber war dies sicherlich seine größte und komplizierteste Niederlage. Wir schafft man es, solch einen Nackenschlag positiv für sich zu verarbeiten?! Ich selbst habe mal ein für mich sehr wichtiges Spiel denkbar knapp verloren und dies hängt mir noch Jahre nach.
Brigitte Neumann: Ganz sicher tun solche Niederlagen im ersten Moment und vermutlich auch ein paar Tage lang sehr weh. Der Sieg war für Sascha so nahe, die Strapazen enorm groß, der Einsatz gigantisch. Nach solch einer Niederlage, die jeder ambitionierte Tennissportler mal erlebt, ist es ganz wichtig, das Match in Ruhe zu analysieren, die Emotionen wegzustecken und realistisch zu bewerten. „Was habe ich super gut gemacht und wo gibt es Möglichkeiten zur Optimierung?” Es geht nicht um Ausreden, sondern um Fakten.
Im emotionalen Wirrwarr der Gefühle siehst Du nach einem verlorenen Match meist nur das, was schief gelaufen ist. Du fühlst Dich ausgeliefert, verzweifelt, ratlos. Die Analyse, am besten mit dem Trainer, bringt die Fakten ans Licht. Um das Match so eng zu gestalten, musst Du Vieles richtig gemacht haben. Wenn Du dann auch erkennst, was bei Deinem Spiel noch fehlt, um den Sieg zu erringen, dann kannst Du genau daran arbeiten. Dann hast Du einen Plan! Das is Dein Weg zum Ziel! Alles andere kannst Du ja schon — Du hast es bereits gezeigt. Bleib positiv, hake die Niederlage ab und arbeite zielgerichtet im Training! Aber nicht an den »Fehlern«, sondern »an dem, was noch fehlt«. Viel Erfolg auf Deinem Weg!