Ein »deutscher« Alcaraz? Niemals!
Hallo Herr Goellner! Sagen Sie was zu Carlos Alcaraz! Wen er in diesem Jahr schon alles geschlagen hat und seine Turniersiege in diesem Jahr überhaupt, das ist doch der Wahnsinn, oder? Warum schaffen wir es in Deutschland nicht, mal einen Spieler oder eine Spielerin dieser Güteklasse hervorzubringen. Sie selbst betreiben ja eine Akademie – haben Sie ähnliche Raketen im Training, die mal so zünden könnten wie Alcaraz? Bitte analysieren Sie diesen Spielertypen doch einmal. Ist das die kommende Nummer eins der Welt?

Marc-Kevin Goellner: Hallo Karl-Heinz! Carlos Alcaraz wird definitiv die kommende Nummer eins im Welttennis sein, da gibt es ja überhaupt keinen Zweifel! Carlos ist ein Juwel ohnegleichen! Du musst wissen: Das deutsche Trainingssystem bzw. die deutsche Nachwuchsförderung legt den Fokus nahezu vollständig auf Jugendturniere. Carlos hingegen hat gefühlt mit 14 oder 15 Jahren sein letztes Jugendturnier bestritten. Die Spanier und beispielsweise auch die Franzosen folgen da einer vollkommen anderen Philosophie. Dem Deutschen Tennis Bund ist es wichtig, dass die hiesigen Talente so lange wie möglich Jugendturniere und ITF Juniors spielen. Die Förderung in Deutschland hängt maßgeblich davon ab, wie hoch die Talente in den Jugendranglisten stehen. Deswegen wage ich zu behaupten, dass es im deutschen Tennis niemals einen Spieler wie Carlos Alcaraz geben wird, weil der Fokus halt viel zu lange auf das Jugendtennis und nicht früh genug auf das Damen- oder Herrentennis gelegt wird. Leider ist das so.