Don’t cause the shit…
Hallo, Christoph! Ich habe drei Fragen an Dich! Erstens: Wünscht man sich als Stuhlschiedsrichter, mal einen bestimmten Spieler zu schiedsen? Zweitens: Welches war die bislang von den Namen her interessanteste Paarung, die Du leiten durftest? Drittens: Sind Damen oder Herren leichter zu schiedsen? Danke Dir!
Christoph Damaske: Zu den aktuellen Spielerinnen und Spielern dürfen wir keine Stellung nehmen. Sicherlich gibt es unterschiedliche Matchvorbereitungen je nachdem, auf welchen Spielertypen man sich detailliert einrichten muss. Klar ist, dass Schiedsrichter — wie die Spielerinnen und Spieler auch — gerne so lange wie möglich im Turnier bleiben und die bestmögliche Atmosphäre auf den großen Plätzen aufsaugen möchten. Dort gilt es dann mit möglichst wenigen Fehlern zu performen. Unser Antrieb ist dabei immer die Suche nach dem »perfekten Match«, in dem wir überhaupt nicht wahrgenommen werden. Das ist immer der anzustrebende Idealfall.
Der Verhaltenskodex der Tennisschiedsrichter erlaubt es ebenfalls nicht, über »interessante Paarungen« öffentlich zu sprechen, was damit zu erklären ist, das wir alle Spielerinnen und Spieler gleich behandeln wollen und natürlich sollen. Im Gedächtnis bleiben sicherlich jene Partien, die richtig Feuer boten und wo es gelegentlich auch nicht bei einer Verwarnung blieb. Nach richtig toughen Matches erreicht uns dann auch schon mal ein „Good job!“ seitens der Aktiven. Selten, aber es passiert schon mal. Das freut uns natürlich.
Durch die Unterschiede im Regelwerk der WTA und ATP (Coaching, Toilettenpausen, Code of Conduct) ist es für uns Stuhlschiedsrichter immer wieder eine Umstellung, wenn ein Wechsel vom Herren- zum Damentennis ansteht. Dafür bereiten wir uns in den jeweiligen Turnierwochen mit Online-Coachings und Regellektüre vor. Je besser wir vorbereitet sind, desto weniger vermeidbare Fehler passieren uns. Wir müssen uns immer bewusst machen, dass es sowohl bei den Damen, als auch bei den Herren immer wieder Situationen geben kann, die wir unter dem Druck der Öffentlichkeit (Livestream, TV, Social Media im Nachgang) schnellstmöglich richtig entscheiden müssen. Ein Leitsatz unserer erfahreneren Vorgesetzten war immer: „Don’t cause the shit, because the shit will come to you anyways!“ Die Schwierigkeit von Matches hängt daher eher von Faktoren ab wie Bodenbelag, Sicht durch Schatten oder Feuchtigkeit, eigene Performance sowie Leistungen der Linienrichter-Teams und Ballkinder, emotionale Stabilität der Spieler*innen etc.