Herbert Schnaubelt - Kompetenzforum

Die Schlüssel zum Erfolg

Die Schlüs­sel zum Erfolg


Neh­men wir ein­mal an, zwei Ten­nis­leh­rer haben exakt die glei­che Aus­bil­dung. Sie haben bei­de die­sel­ben Kur­se besucht, das­sel­be Unter­richts­ma­te­ri­al erhal­ten, die­sel­ben Wor­te gehört, die­sel­ben Aus­bil­der gehabt. Nach Abschluss ihrer Aus­bil­dung und bestan­de­ner Prü­fung mit nahe­zu iden­ti­schem Ergeb­nis begin­nen bei­de in zwei ähn­lich gro­ßen Struk­tu­ren in der glei­chen Regi­on zu arbeiten.

Schlüssel
© Pix­a­bay

Einer der bei­den, nen­nen wir ihn/sie der Ein­fach­heit hal­ber »S« hat bin­nen kür­zes­ter Zeit gro­ßen Erfolg. »S« hat nicht nur auf Anhieb die Alt­mit­glie­der des Clubs gewin­nen kön­nen, son­dern hat auch über Mund-zu-Mund-Pro­pa­gan­da bereits zahl­rei­che Neu­ein­stei­ger ins Ten­nis gene­rie­ren können.

Sein Kol­le­ge, nen­nen wir ihn der Ein­fach­heit hal­ber »H« hat sich in sei­ner Struk­tur trotz glei­cher Aus­bil­dung und Fach­kennt­nis­se deut­lich schwe­rer getan. Die Anzahl der Trai­ner­stun­den ist sogar in kur­zer Zeit leicht rück­läu­fig gewor­den, die Mit­glie­der begin­nen über »H« zu reden und der Vor­stand beginnt ner­vös zu werden.

Was ist hier pas­siert? Bei­de sind fach­lich gut qua­li­fi­ziert und spie­len ordent­li­ches Ten­nis. Wes­halb hat »S« sol­chen Erfolg und »H« trotz der glei­chen Aus­bil­dungs­vi­ta nicht in glei­chem Maße? Was macht den Unter­schied, der den Unter­schied macht und zu mehr Erfolg und zu grö­ße­rer Zufrie­den­heit im Beruf führt?

»Hard Skills«

»Hard Skills« sind für mich die uner­läss­li­chen fach­li­chen und ten­nis­spe­zi­fi­schen Kom­pe­ten­zen, die ein Ten­nis­leh­rer/-trai­ner haben muss. Jeder, der den Beruf des Ten­nis­leh­rers anstrebt, soll­te eine offi­zi­ell aner­kann­te Aus­bil­dung des natio­na­len Ten­nis­ver­ban­des absol­vie­ren und mit Erfolg abschlie­ßen. Die in den offi­zi­el­len Aus­bil­dun­gen ent­hal­te­nen Inhal­te garan­tie­ren die im Fol­gen­den ange­führ­ten Kompetenzen:

  • offi­zi­ell aner­kann­te Aus­bil­dung und Fachwissen
  • Demons­tra­ti­ons­fä­hig­keit
  • Tech­nik­ent­wick­lung
  • Schlag­ana­ly­se und ‑opti­mie­rung
  • Tak­tik-/Spiel­ent­wick­lung
  • Zuspiel­fä­hig­keit
  • Effek­ti­ve Übungs-/Trai­nings­for­men
  • Orga­ni­sa­ti­on von Gruppen
  • Pla­nung — Pro­gram­mie­rung — Leistungssteuerung

Auf jeden Fall ist klar: die ten­nis­spe­zi­fi­schen »Hard Skills« sind alter­na­tiv­los! Wer die­se nicht beherrscht, soll­te sich für einen ande­ren Beruf ent­schei­den. In unse­rem anfangs erwähn­ten Bei­spiel waren die »Hard Skills« in bei­den Fäl­len zwei­fels­frei gege­ben. Was hat also zum grö­ße­ren Erfolg von »S« beigetragen?

»Soft Skills«

Unter »Soft Skills« ver­ste­he ich in ers­ter Linie die kom­mu­ni­ka­ti­ven Fähig­kei­ten und Kom­pe­ten­zen eins Men­schen. Kom­mu­ni­ka­ti­on ist ein Zyklus, an dem min­des­tens zwei Men­schen betei­ligt sind. Eine Kom­mu­ni­ka­ti­on, ein äuße­res Ver­hal­ten von Per­son A löst in Per­son B eine inne­re Reak­ti­on aus, die wie­der­um zu einem äuße­ren Ver­hal­ten führt.
Kom­mu­ni­ka­ti­on fin­det mit Wor­ten, der Stimm­qua­li­tät und dem Kör­per statt. Kör­per­hal­tung, Ges­tik, Mimik.

Wenn Kom­mu­ni­ka­ti­on = 100%, dann…

  • Kör­per­spra­che = 55% (Kör­per­hal­tung, Ges­tik, Blickkontakt)
  • Stim­me = 38% (Klang, Laut­stär­ke, Modulation)
  • Wor­te = 7% (Inhalt der Botschaft)*

*Quel­le: Mehrabian/Ferrus: „Infe­rence of Atti­tu­des from Non­ver­bal Com­mu­ni­ca­ti­on in Two Chan­nels! in The Jour­nal of Coun­seling Psy­cho­lo­gy 31, S. 248–252, 1967

Pro­fes­sio­nel­les Verhalten

Neh­men wir die­se Stu­die als gege­ben an, so erge­ben sich hier für einen Ten­nis­un­ter­rich­ten­den ech­te Her­aus­for­de­run­gen. Sie sind unter stän­di­ger Beob­ach­tung ihrer Kun­den, der Eltern von Kin­dern und Jugend­li­chen und des Vor­stan­des. Ein pro­fes­sio­nel­les Auf­tre­ten und Ver­hal­ten wird von all jenen sowohl »on Court« als auch »off Court« erwar­tet. Offe­ne Ten­nis­schu­he auf dem Platz, ein unge­pfleg­ter Over­grip, ein vom Super­markt vom Him­mel gefal­le­ner Ball­wa­gen sind genau­so undenk­bar, wie die Benut­zung des Han­dys wäh­rend einer Trai­nings­ses­si­on. All’ die­se Aspek­te sind eine Erwei­te­rung zur Kör­per­spra­che (sie­he oben). Im wei­tes­ten Sin­ne hat ein Ten­nis­leh­rer eine Vor­bild­funk­ti­on hin­sicht­lich der Pro­fes­sio­na­li­tät für alle sei­ne Kun­den, die Club­mit­glie­der und den Vorstand.

Kun­den­wis­sen & Kommunikation

Was nützt mir aber die bes­te Aus­bil­dung, das gröss­te Fach­wis­sen, wenn ich es nicht mit­tels einer kun­den­ad­äqua­ten Kom­mu­ni­ka­ti­on ver­mit­teln kann? Die Her­aus­for­de­run­gen für einen Ten­nis­un­ter­rich­ten­den sind hier groß. Wenn wir von einem »nor­ma­len« Club- oder Ver­eins­trai­ner aus­ge­hen, so hat er/sie es mit Kin­dern, jugend­li­chen Frei­zeit- und Leis­tungs­spie­lern, Erwach­se­nen und Senio­ren zu tun. Jede die­ser Ziel­grup­pen ver­langt eine ande­re Art der Kom­mu­ni­ka­ti­on. Will ein Trai­ner erfolg­reich sein, so muss er wis­sen, was die jewei­li­ge Ziel­grup­pe will und was sie nicht will. Die Kennt­nis die­ser Fak­to­ren gibt ihm/ihr die Mög­lich­keit, in Kon­se­quenz das Ver­hal­ten anzupassen.

Hier erlau­be ich mir eine Fra­ge: Sind die Aus­bil­dun­gen der natio­na­len Ver­bän­de nur fach­spe­zi­fisch oder sind sie auch berufs­taug­lich? Mei­ner Erfah­rung nach sind die Aus­bil­dun­gen der meis­ten natio­na­len Ver­bän­de auf sehr hohem Niveau und auch ver­gleich­bar. Im Berufs­bild des Ten­nis­leh­rers haben wir es jedoch auch mit einem »Human Busi­ness« zu tun, das heißt, ich muss die Bot­schaft Ziel­grup­pen­ge­recht ver­mit­teln können.

Die «Pro­fes­sio­nal Ten­nis Regis­try« (PTR) bie­tet ver­schie­de­ne Spe­zia­li­sie­run­gen für Ten­nis­un­ter­rich­ten­de an: Ten­nis 10 & Under, Ten­nis 11–17 (jugend­li­che Frei­zeit­spie­ler), Per­for­mance (jugend­li­che Leis­tungs­spie­ler), Erwach­se­nen- und Senio­ren­ten­nis. In ihren Work­shops wer­den die not­wen­di­gen Infor­ma­tio­nen über die Bedürf­nis­se und Wün­sche der jewei­li­gen Ziel­grup­pen ver­mit­telt und deren Befrie­di­gung geschult. Dies stellt für mich eine opti­ma­le Ergän­zung zu den natio­na­len Aus­bil­dun­gen dar.

Kon­klu­si­on

Ohne »Hard Skills« geht gar nichts. Mei­ner Ansicht und Erfah­rung nach sind es die »Soft Skills«, die den Unter­schied machen. Wie wer­de ich als Mensch wahr­ge­nom­men? Die Feed­backs, die ein Ten­nis­un­ter­rich­ten­der erhält, bezie­hen sich fast aus­schließ­lich dar­auf, wie er mit den Men­schen umgeht, die ihm ver­trau­en, wie sei­ne Cha­rak­ter­qua­li­tä­ten sind und in wie weit er ein Vor­bild ist — nicht ob und wie er einen Top­spin bei­gebracht hat. Spie­ler erin­nern sich nicht an bestimm­te Tech­ni­ken, irgend­wel­che Drills oder Unter­richts­phi­lo­so­phien. Sie erin­nern sich an Coa­ches und dar­an, wie die­se Coa­ches sie als Per­son behan­delt haben und wel­chen Ein­fluss sie auf ihr Leben hatten!