Christoph Damaske - Kompetenzforum

Der »Supervisor«

Der »Super­vi­sor«


Hal­lo Chris­toph! Bei man­chen Tur­nie­ren fällt immer wie­der der Begriff des »Super­vi­sors«! Wann und wo wird die­se Posi­ti­on besetzt und was leis­tet ein sol­cher »Super­vi­sor« über­haupt? Ist das in der Hier­ar­chie so etwas wie ein Vor­ge­setz­ter der Schieds­rich­ter? Und: wie sieht die Hier­ar­chie im Schieds­rich­ter­we­sen auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne über­haupt aus?

Chris­toph Damas­ke: Dan­ke für Dei­ne tol­le Insi­der-Fra­ge! Der »Super­vi­sor« ist in der Tat eine Art Vor­ge­setz­ter der Schieds­rich­ter. Er hat Auf­ga­ben von Ober­schieds­rich­tern zu erfül­len, wie das Abmes­sen des Plat­zes, das Über­prü­fen der Wer­be­ban­den und Farb­kom­bi­na­tio­nen, dass die­se in Über­ein­stim­mung mit den Ten­nis­re­geln und Regu­la­ri­en der jewei­li­gen Pro­fi­tour ste­hen. Bei Hal­len­tur­nie­ren misst der »Super­vi­sor« zum Bei­spiel die Hel­lig­keit der Decken­leuch­ten, ob die­se den Min­dest­vor­ga­ben ent­spre­chen und ob die Hal­len­de­cke hoch genug ist. Die »Super­vi­sor« sind eben­so wie die Ober­schieds­rich­ter die letz­te Instanz in Regel­fra­gen auf dem Platz. Tat­sa­chen­ent­schei­dun­gen der Schieds­rich­ter kön­nen sie indes nicht mehr beein­flus­sen, wie »In« oder »Out« oder ob der Ball einen Gegen­stand berührt hat oder zwei­mal auf­ge­tickt ist.

Dar­über hin­aus ist die Per­son des Super­vi­sors die­je­ni­ge Instanz, die das Bin­de­glied zwi­schen der Spie­ler­ver­ei­ni­gung und dem Tur­nier dar­stellt. Zusam­men mit dem Tour Mana­ger erstel­len die »Super­vi­sor« den Spiel­plan. Dabei wer­den die Wün­sche der Fern­seh­an­stal­ten und Tur­nier­di­rek­to­ren berück­sich­tigt. Auf Chal­len­gern macht das der »Super­vi­sor« ganz allei­ne mit dem Turnierdirektor.

Der »Super­vi­sor« ist eben­falls für die Schieds­rich­ter-Ein­tei­lung am Vor­abend des jewei­li­gen Spiel­ta­ges, manch­mal im Zusam­men­spiel mit dem Ober­schieds­rich­ter, zustän­dig. Der »Super­vi­sor« ist auch für die Evaluationen=Bewertungen der Stuhl­schieds­rich­ter, des »Chief of Offi­ci­als« und des Ober­schieds­rich­ters ver­ant­wort­lich. Bei Fehl­ver­hal­ten von Offi­ci­als, wenn es bei­spiels­wei­se Ver­stö­ße gegen den »Code of Con­duct« gäbe, hat der »Super­vi­sor« auch die Macht, den Schiedsrichter/die Schieds­rich­te­rin von seinen/ihren Tur­nier­auf­ga­ben zu ent­bin­den und nach Hau­se zu schicken.

Des Wei­te­ren bespricht der »Super­vi­sor« immer mit den Tur­nier­ver­an­stal­tern am Ende eines Tur­nie­res, wel­che Din­ge sehr gut gelau­fen sind und wo die Spie­ler­ver­ei­ni­gung noch Ver­bes­se­rungs­po­ten­zia­le für die nächs­ten Tur­nier­jah­re sieht. Er hän­digt dem Tur­nier danach den »Super­vi­sor-Report« aus. Die­se Reports wer­den dann auch für die »Super­vi­sor« der Fol­ge­jah­re bei der Spie­ler­ver­ei­ni­gung archi­viert, so dass die Ent­wick­lung eines Tur­niers kon­ti­nu­ier­lich über­prüft wer­den kann. Alle wei­te­ren Auf­ga­ben des »Super­vi­sors« kön­nen bei Inter­es­se detail­liert im »ATP Rule­book« nach­ge­le­sen werden.

Die Hier­ar­chien auf Tur­nie­ren sehen wie folgt aus. Der obers­te Mann ist der »Super­vi­sor«. Er ist wei­sungs­be­fugt, auch für die Ver­hän­gung der Stra­fen bei Fehl­ver­hal­ten von Spie­le­rin­nen und Spie­lern, wenn die­se gegen den »Code of Con­duct« ver­sto­ßen. Die Spie­le­rin­nen und Spie­ler kön­nen ihre Stra­fe dann nur noch beim »Vice Pre­si­dent Rules and Regu­la­ti­ons« appea­len, wenn Sie nicht damit ein­ver­stan­den sind. Je nach »Vor­stra­fen­re­gis­ter« kann ein Appeal auch erfolg­reich sein, gera­de für »Erst­tä­ter«.

Nach dem »Super­vi­sor« steht der Ober­schieds­rich­ter in der Rang­fol­ge. Die­ser bringt die Spie­le­rin­nen und Spie­ler pünkt­lich zum Sen­de­be­ginn auf den Platz und küm­mert sich bei­spiels­wei­se bei Regen um die schnel­le Wie­der­her­stel­lung der Bespiel­bar­keit der Match-Courts. Die nächs­te Stu­fe hat der »Chief of Offi­ci­als« inne, der alle zusätz­li­chen Stuhl­schieds­rich­ter ein­lädt, die das Tur­nier noch über die Full­time-Offi­ci­als der Spie­ler­ver­ei­ni­gung hin­aus für die ers­ten Tur­nier­ta­ge bis meis­tens Don­ners­tag oder Frei­tags benö­tigt, um alle Matches abde­cken zu kön­nen. Der »Chief of Offi­ci­als« ist auch für die Aus­wahl und Ein­tei­lung der Lini­en­rich­ter zustän­dig und nomi­niert Jeman­den, der/die sich um die Ball­kin­der kümmert.

Die Schieds­rich­ter coa­chen und bewer­ten auf den Tur­nie­ren die Lini­en­rich­ter und selek­tie­ren nach den beob­ach­te­ten Tur­nier­leis­tun­gen dann die Final­crews. Manch­mal, auf­grund von lang­fris­ti­gen Rei­se­pla­nun­gen zu den nächs­ten Tur­nie­ren, fin­det die Grob­aus­wahl der inter­na­tio­nal täti­gen Offi­ci­als auch schon vor­her durch den »Chief of Offi­ci­als« statt, da die Flü­ge Mona­te vor Tur­nier­be­ginn deut­lich güns­ti­ger sind und die Pla­nun­gen mit den nach­fol­gen­den Tur­nie­ren abge­spro­chen wer­den müs­sen ‑dies gilt beson­ders für die vie­len inter­na­tio­na­len Offi­ci­als, die von Tur­nier zu Tur­nier reisen.

Bei den Schieds­rich­te­rin­nen und Schieds­rich­tern gibt es fol­gen­de inter­na­tio­na­le Rang­fol­gen: begon­nen wird mit dem »Green Badge« auf natio­na­ler Ebe­ne, dann folgt die ers­te inter­na­tio­na­le »White-Badge«-Schule. Dort wer­den die Grund­re­geln und deren Anwen­dung geschult, es ist der ers­te Kon­takt mit ande­ren Natio­nen in die­sem Aus­bil­dungs­le­vel. Als ech­ter inter­na­tio­na­ler Schieds­rich­ter gilt man dann mit dem Bestehen des »Bron­ze Badge«-Kurses. Die »Sil­ver- und Gold­bad­ges« kön­nen spä­ter nur noch durch über­durch­schnitt­li­che Leis­tun­gen auf inter­na­tio­na­len Tur­nie­ren mit guten Bewer­tun­gen erreicht wer­den. Vor­aus­set­zung dafür sind eini­ge Jah­re des inter­na­tio­na­len Rei­sens und des sich nicht zu scha­de sein, auch auf der Linie aus­zu­hel­fen, gera­de in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka. Des Wei­te­ren ist es hilf­reich, in die För­der­teams der ITF, ATP und WTA auf­ge­nom­men zu wer­den, denn dort fin­det ein spe­zi­el­les Coa­ching sowie eine bevor­zug­te Ein­tei­lung für die iden­ti­fi­zier­ten Talen­te statt. In Deutsch­land gibt es das C‑, B- und A‑Schieds­rich­ter-Level, hier wird für die Arbeit in den Bun­des­li­gen ausgebildet.