Zeit für das dritte Werk
Von Stephan Medem.
Ursprungsdatum: 11.01.2018
Hallo Freaks! Da saß sie früher, die ganze Nation: vor dem Fernseher und hat ihm zugejubelt. Egal ob tagsüber oder mitten in der Nacht: wenn Bobbele drauf gehauen hat, da man sich gern die Nacht um die Ohren gekloppt. In seinem ersten Buch »Augenblick verweile doch« (Erscheinungsjahr 2003) befasst sich Beckers Ghostwriter ja noch mit Tennis. »Becker-Tennis«, »Tennis-Becker« — irgendwie logisch! Ist aber schon Ewigkeiten her! Das Buch war extrem mies, aber zumindest gab’s ja einen Rückblick auf die tolle Tenniskarriere des »17-jährigen Leimeners«. Für den eingefleischten Beckerfan kann das als Entschuldigung gelten, wenn mal ein richtiger Leser zu Besuch ist und beim Durchforsten Deiner Bibliothek die Nase rümpft.

»Das Leben ist kein Spiel!« (Erscheinungsjahr 2013) war die zweite großartige Beckersche Lebenserkenntnis. Zehn Jahre lagen zwischen diese beiden Büchern. Für einen nicht wirklich für seine Intelligenz bekannten Menschen finde ich das verdammt zügig: nur zehn Jahre! Andere Leute brauchen für eine solch tief schürfende Erfahrung ihr ganzes Leben! Gut: die setzen in so kurzer Zeit natürlich auch nicht so viele Projekte in den Sand, fahren reihenweise Geschäfte an die Wand, lassen ihren Körper derart verkommen, bringen immerzu den erdenklich dümmsten Spruch, tappen von einem Fettnäppchen ins nächste und poppen dabei in der Gegend herum, als wenn es kein morgen gäbe!
Ich wage eine Prognose: Zwei (Auto-)Biographien gibt’s schon von Boris Becker. Eigentlich wäre es langsam mal an der Zeit für das dritte Werk! Der Inhalt: Becker hat sich wieder auf sein Kerngeschäft eingelassen: Tennis! Nur, für ein ATP-Tour-Comeback reicht es leider nicht mehr! Boris besorgt sich einen Personal-Trainer, ist dadurch wieder ziemlich fit! Günther Bosch reaktiviert noch einmal seinen ganzen Tennissachverstand und arbeitet als Travelling-Coach und Oliver Pocher zeichnet sich für die Beckersche Pressearbeit verantwortlich. Die Haare sind wieder rostrot wie früher, nur richtig schön lang! Fila, Ellesse und Puma haben in Koproduktion extra eine hübsche Klamotten-Kollektion entworfen, sehr sexy! Er lässt sich operieren, umoperieren und steigt richtig erfolgreich auf der WTA-Tour ein. Als Doris Lecker!
Jetzt aber mal Spaß beiseite.
Erinnert Ihr Euch noch an sein Interview vor Jahren in der SportBILD? Boris ließ kein gutes Haar an den Strukturen des DTB. Er glaubte, dass nicht mal der liebe Gott das deutsche Tennis auf Grund der momentan vorhandenen Strukturen retten könne. Er konnte schon damals in die Zukunft schauen! Auch seine Aussage, dass die Landesverbände und ihre Fürsten einer erfolgreichen Zukunft des deutschen Tennis am meisten im Wege stehen würden. Die Verbandspräsidenten seien schlichtweg zu mächtig, zu engstirnig und zu egoman, so Becker damals. Jeder koche sein eigenes Süppchen — oder wie Boris es formulierte: „Jeder hat seine eigene Verbandskappe auf”. Also dagegen war schon damals absolut nichts zu sagen. Da hat sich bis heute auch nichts dran geändert. Heute ist Boris Becker stolzer und glücklicher »Head of Men’s Tennis« im Deutschen Tennis Bund. Was schert ihn sein Geschwätz von gestern…?!