Rafa Nadal Tennis Academy
Von Stephan Medem.
Ursprungsdatum: 20.09.2017
Eines gleich vorneweg: Was der Clan um Rafael und Toni Nadal da an den Stadtgrenzen von Manacor gebaut hat, das ist wirklich außergewöhnlich. Ansprechende Architektur, über 25 Tennisplätze mit verschiedenen Belägen, Fußballplätze, Gym, internationale Schule, Physiotherapie, Sport-Shop: Kurzum, von allem viel und top ausgestattet. Nur die Gastronomie ist für spanische Verhältnisse noch sehr ausbaufähig. Auch der Trainer-Stab liest sich wie ein ein spanisch-sprechendes »Who is Who« des Tennis-Sports: Marc Gorris, Joel Figueras, Joan Bosch, Nuno Marques, zwei Dutzend weitere spielstarke »Hilfssheriffs« und ab jetzt auch Toni Nadal.

Die Voraussetzungen, »Top- Spieler« für die Zukunft zu »produzieren«, sind sehr gut. Nur, die sind auch an vielen anderen Orten wie IMG, Mouratoglu sowie an den unzähligen Verbandstützpunkten im In- und Ausland sehr gut. Jedoch verdienen im Tennissport, im Vergleich zum Fußball, American Football oder Basketball, nur wenige Sportler so viel Geld, sich im Sinne des Wortes »Profis« nennen zu können. Und hier liegt für mich die Problematik der vielen »großen« Akademien.

Aufgrund der Größe und den damit proportionalen Fixkosten kommen sie nicht darum herum, ihre Kapazitäten mit Jugendlichen und Kindern aufzustocken, die eigentlich schon bei einer ersten, professionellen Begutachtung keine realistische Aussicht auf eine erfolgreiche Tennis-Karriere haben, ihre Eltern jedoch glücklicherweise über ein Bankkonto verfügen, das für die Tennisausbildung ihrer Schützlinge Beträge in Größenordnungen von 50.000 bis 100.000 Euro im Jahr locker macht. Inwieweit das für die Akademien moralisch vertretbar ist, nun, dass müssen die jeweiligen »Macher« selbst entscheiden. Ganz am Rande erwähnt: Ich bin mir ziemlich sicher, dass bei der »Nadal Academy« momentan der »Fan-Shop« den größten Umsatz pro Quadratmeter erwirtschaftet. Denn bei meinem Besuch sah man hundertmal mehr »Nadal-affine« Tennistouristen mit »Toro«-Shirts, Käppis und Tüten voller Academy-Souvenirs, als talentierte Sportler auf den Courts.