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Pfüat di Gott

Pfüat di Gott


Von Chris­toph Kellermann.

Ursprungs­da­tum: 11.01.2020

Nun ist also das pas­siert, was die Spat­zen schon län­ger von den Dächern pfif­fen: Tur­nier­che­fin San­dra Rei­chel hat das WTA-Tur­nier in Nürn­berg nach nur sie­ben Aus­ga­ben ver­scher­belt. Wel­cher neu­er Aus­tra­gungs­ort Nutz­nie­ßer die­ses Rück­zugs wird, ist noch nicht publi­ziert. Damit ist das Tur­nier beim idyl­lisch gele­ge­nen 1. FC Nürn­berg bereits Geschich­te, ehe es eine sol­che wirk­lich schrei­ben konn­te. Was bleibt vom »Nürn­ber­ger Ver­si­che­run­gen Cup« in Erin­ne­rung? Sicher­lich in ers­ter Linie die klang­vol­len Namen der Sie­ge­rin­nen bei den ers­ten bei­den Aus­ga­ben, Simo­na Halep und Euge­nie Bou­chard und auch bei des zwei­fa­chen Cham­pi­ons Kiki Ber­tens schwingt zumin­dest ein Hauch von Welt­klas­se­ten­nis mit.

WTA Nürnberg
© Jür­gen Hasen­kopf / Bauer

Hier alle Final­ergeb­nis­se im Überblick:

2019 ♛ Yulia Putint­s­eva – Tama­ra Zidan­sek 4:6, 6:4, 6:2
2018 ♛ Johan­na Lars­son – Ali­son Ris­ke 7:6, 6:4
2017 ♛ Kiki Ber­tens – Bar­bo­ra Kre­jci­ko­va 6:2, 6:1
2016 ♛ Kiki Ber­tens – Maria­na Duque Mari­no 6:2, 6:2
2015 ♛ Karin Knapp – Rober­ta Vin­ci 7:6, 4:6, 6:1
2014 ♛ Euge­nie Bou­chard – Karo­li­na Pli­s­ko­va 6:2, 4:6, 6:3
2013 ♛ Simo­na Halep – Andrea Pet­ko­vic 6:3, 6:3

Das übli­che »Bla-bla«…

In der offi­zi­el­len Pres­se­er­klä­rung natür­lich die gän­gi­gen Flos­keln: „Wir haben uns die Ent­schei­dung nicht leicht gemacht…”, „Wir haben bis zur letz­ten Minu­te alles ver­sucht…” — und selbst­ver­ständ­lich war der Rück­zug des Haupt­spon­sors aus­schlag­ge­bend. Das übli­che Bla-bla also. Klar, wenn der Haupt­spon­sor weg­bricht, dann wird es schwie­rig, solch ein Tur­nier mit 250.000 Euro Preis­geld zu hal­ten. Fakt ist aber auch: eine net­te idyl­li­sche Loca­ti­on reicht nicht aus, um solch ein Tur­nier für poten­ti­el­le Inves­to­ren inter­es­sant zu machen.

Schwä­cher wer­den­de Teilnehmerfelder

Allei­ne ein Blick auf das letzt­jäh­ri­ge Teil­neh­mer­feld offen­bart das eigent­li­che Man­ko des Nürn­ber­ger Events: Sabi­ne Lisi­cki, Mona Bart­hel, Jule Nie­mei­er, Anna-Lena Fried­sam und Andrea Pet­ko­vic als deut­sche Zug­pfer­de und ein mehr als durch­wach­se­nes inter­na­tio­na­les Feld, wel­ches sich von den Namen her gefühlt nur uner­heb­lich von den Inter­na­tio­na­len West­fä­li­schen Ten­nis­meis­ter­schaf­ten in Vers­mold abhebt, sind zu wenig. Die Teil­neh­mer­fel­der wur­den mit den Jah­ren immer unat­trak­ti­ver. Ein Final­du­ell zwi­schen Putint­s­eva und Zidan­sek jeden­falls kriegst Du medi­al kaum verkauft.

Andrea Petkovic
© Jür­gen Hasen­kopf / Bauer

»Bob­by­car-Ren­nen«

Das WTA-Tur­nier in Nürn­berg wird bei Fans und Spie­le­rin­nen schnell ver­ges­sen sein. Was bleibt, sind viel­leicht die Bil­der von den auf der Tour natür­lich ein­zig­ar­ti­gen »Bob­by­car-Ren­nen« der Final­teil­neh­me­rin­nen. Aber auch die­se Rei­chel­sche Idee war sicher­lich alles ande­re als »Welt­klas­se«. Nun, San­dra Rei­chel kann sich nun voll und ganz auf ihre Auf­ga­ben beim WTA-Tur­nier in Linz sowie auf das ATP-Event am Rothen­baum kon­zen­trie­ren. Reicht viel­leicht auch. Am Valz­ner­wei­her heißt es der­weil: „Pfüat di Gott!”

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