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Meister der Täuschung

Meis­ter der Täuschung


Von Chris­toph Kellermann.

Ursprungs­da­tum: 22.06.2018

Über Boris Becker ist viel geschrie­ben wor­den — vor allem in den ver­gan­ge­nen Tagen — und zwar in allen Medi­en, egal ob auf Ebe­ne des Bou­le­vard oder des Sports. Die all­ge­gen­wär­ti­gen The­men: Beckers Tren­nung von Lil­ly, Beckers Schul­den­ber­ge und Beckers angeb­li­cher Diplo­ma­ten­sta­tus. Mit jedem Bei­trag, sei er auch noch so sorg­fäl­tig recher­chiert, mischen wir uns in die Pri­vat­sp­h­äh­re unse­res eins­ti­gen Ten­nis­idols ein und eröff­nen fol­ge­richt­gig Dis­kus­si­ons­platt­for­men im Netz für jeden anony­men »Hinz und Kunz«. Was dort dann wie­der­um teil­wei­se geschrie­ben wird, ist aben­teu­er­lich. Dür­fen wir das? Eigent­lich nicht.

Boris becker
© Jür­gen Hasenkopf

Jedoch darf sich Boris nicht beschwe­ren, dass er der­art aus­ein­an­der­ge­nom­men wird, kehrt er doch all sein pri­va­tes und geschäft­li­ches Trei­ben über alle erdenk­li­chen Kanä­le fast stünd­lich unüber­legt nach außen. Und dies in einer Art und Wei­se, wie man es unge­schick­ter nicht tun könn­te. Hier­bei ver­strickt er sich mehr und mehr in Unwahr­hei­ten. Aus dem »roten Baron« ist offen­sicht­lich längst ein »Lügen-Baron« gewor­den. Vor­läu­fi­ger Höhe­punkt ist wohl das aktu­ell kur­sie­ren­de selbst insze­nier­te und vom Top Maga­zin Frank­furt ver­öf­fent­lich­te Inter­view zum The­ma »Schul­den und Diplo­ma­ten­sta­tus«. Die­se Selbst­in­sze­nie­rung ist an Pein­lich­keit nicht mehr zu über­bie­ten. Wer um Him­mels Wil­len berät unse­ren eins­ti­gen Ten­nis­gott eigent­lich? Hat er wirk­lich alle, die es jemals gut mit ihm mein­ten, vom Hof gejagt? Boris Becker war mal Lieb­ling aller Deut­schen. Bum-Bum-Boris. Erfin­der von Becker-Hecht und Becker-Faust. Drei­ma­li­ger Wim­ble­don-Cham­pi­on und sechs­ma­li­ger Major-Sie­ger. Ehe­ma­li­ge Num­mer Eins der Welt. Eine ech­te Sport-Iko­ne, die es mit den Bes­ten der Bes­ten auf­neh­men konnte.

In sei­ner »zwei­te Kar­rie­re« konn­te sich Becker als Coach von Novak Djo­ko­vic Sym­pa­thien und Respekt zurück erar­bei­ten. Doch auch die­se Meri­ten hat er längst selbst ver­brannt. Heu­te ver­liert sich Boris Becker in Social-Media-Duel­len mit Oli­ver Pocher, des­sen eige­ne begrenz­te intel­lek­tu­el­le Fähig­kei­ten voll­kom­men aus­rei­chen, um den bes­ten deut­schen Ten­nis­spie­ler aller Zei­ten regel­recht vor­zu­füh­ren und vom Deut­schen Ten­nis Bund wird sich Becker in Zukunft auch noch ein drit­tes und vier­tes Mal als Ham­pel­mann, sor­ry: als »Head of Men‘s Ten­nis«, vor den Kar­ren span­nen las­sen. Frau­en weg, Geld weg, Aner­ken­nung weg — doch von sich selbst spricht Becker wei­ter­hin nur in der drit­ten Per­son. Er ver­kennt die aktu­el­le Lage und sieht sich selbst wei­ter­hin als »Welt­mar­ke«. In Wirk­lich­keit aber ist er eine bemit­lei­dens­wer­te Mario­net­te. Ein Selbst­zer­stö­rer. Als lei­den­schaft­li­cher Poker­spie­ler ist er ein »Meis­ter der Täu­schung«. Becker braucht kein Mikro­fon bei Euro­s­port und auch kei­nen Pos­ten beim Deut­schen Ten­nis Bund. Erst Recht kei­nen Diplo­ma­ten­pass. In aller­ers­ter Linie braucht er auch kein Geld. Ein The­ra­peut wäre mal ein guter Anfang.

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