„Endstation. Bitte aussteigen.”
Von Christoph Kellermann.
Ursprungsdatum: 10.10.2020
Tennis-Deutschland und der Nachwuchs. Eine Geschichte für sich. Nicht wenige sprechen von einer »Neverending Story«. Manch einer beim Deutschen Tennis Bund wird sich damit rühmen und zufrieden geben, dass bei den French Open 2020 in Paris überhaupt fünf Aktive am Start waren, glänzt der DTB in den Grand-Slam-Feldern der Juniorinnen und Junioren doch meist durch Abwesenheit. In diesem Jahr machten sich vier junge Ladies und ein junger Mann auf in die französische Hauptstadt. Sie waren bis auf Alexandra Vecic, die immerhin das Viertelfinale erreichte, nicht konkurrenzfähig. Ein Armutszeugnis für den mitgliederstärksten Tennisverband der Welt mit der vermeintlich weltweit besten Traineraus- und Fortbildung.

Was machen die »Heads of Everything«?
Mittlerweile gibt es gefühlt 100 zuständige Bundestrainer, allein im Rollstuhltennis hat mittlerweile quasi jeder Aktive einen eigenen Bundestrainer an seiner Seite, dazu die ach so wichtigen »Head of Women’s« und »Head of Men’s Tennis«, Barbara Rittner und Boris Becker, die uns Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr denselben verbalen Grütz vorbeten, aber keine Ergebnisse liefern. Wie auch? Bei all’ den wirklich beeindruckenden Erfolgen, die diese Zwei zu aktiven Zeiten einfahren konnten, sei mit Verlaub festgestellt: Boris verarscht den Rest der Welt nicht erst seit gestern irgendwie nach Strich und Faden und steht mit einem Bein im Knast und Barbara genießt ihr Leben. Porsche und Turnierdirektion hier, bisschen Scouting dort, das Hündchen stets in der Bag. Und während die wenigen DTB-Youngster in Paris ihr Bestes geben, hängen »B&B« am Eurosportmikro und reden gemeinsam dem »Godfather aller Tennisexperten«, Matthias Stach, seit Jahren denselben Stuss. In diesem Jahr können sich die »Heads« nicht mal rausreden, sie hätten sich neben ihrer Tätigkeit als TV-Experte schließlich auch die Matches ihrer Schützlinge persönlich vor Ort angeschaut, befinden sie sich doch weit weg von Paris in einem Münchener Studio. Darüber hinaus empfehlen sich die übers Land verteilten, unzähligen DTB-Stützpunkte als regelrechte Geldverbrennungsanlagen.
Wie bitte schön wollen wir so vorankommen?!
Ist es wirklich der Anspruch des größten Tennisverbandes der Welt, einige wenige Statisten zu den Majors zu schicken? Ist es der Anspruch der Youngster selbst, sich damit zufrieden zu geben, einfach nur »dabei« gewesen zu sein? Die kleine Schweiz mit ihren 8,5 Millionen Einwohnern (allein Nordrhein-Westfalen hat mehr als doppelt so viele!) macht es uns vor. Bei den Junioren sind in Paris vier Cracks am Start, zwei von ihnen beherrschen das Feld und treffen im Endspiel aufeinander. Oder der russische Tennisverband, der mit elf Aktiven in den Nachwuchskonkurrenzen vertreten ist und seit Ewigkeiten reihenweise Topstars produziert…
Alle entlassen und neu casten!
Ein echter Kenner der Szene verriet mir vor vielen Jahren, was sich in Deutschland ändern müsse, um im internationalen Vergleich wieder dauerhaft konkurrenzfähig zu werden: Man müsse im ersten Schritt alle zuständigen Kreis‑, Bezirks‑, Verbands- und Bundestrainer entlassen und diese Positionen im zweiten Schritt komplett neu casten. Hierbei wären kompetenz- und leistungsbezogene Komponenten zu beachten. Aber das wird nie passieren. Stattdessen leben die Trainer und Coaches — wie auch die unzähligen Funktionäre — wie die Maden im Speck und schieben sich die Awards hin und her. Den letzten Award als »DTB-Trainerin des Jahres« hat »Honorar-Bundestrainerin« Claudia Kohde-Kilsch aus den Händen des DTB-Präsidenten und dessen Stellvertreters (offcourt natürlich andersherum?) bekommen, ironischerweise am Rande der Deutschen Jugendmeisterschaften. Warum »CKK« den Award bekommen hat, weiß kein Mensch. Die Pressemeldung warf medienträchtig Kohdes Meriten aus: Ehemals Nummer Vier der Welt, Doppel-Bronze an der Seite von Steffi Graf, und so weiter… wir kennen die Honigschmiererei. Alles schön und gut. Was aber hat sie zu diesem Award qualifiziert?! Ihr denkbar kurzer Auftritt im Big Brother-Container jedenfalls kann es nicht gewesen sein, denn dort ereilte sie das Aus in Runde Eins. Gescheitert beim Stapeln von Klötzchen (Tatsache!).
„Endstation. Bitte alle aussteigen…”