Mit dem Griff gepunktet

Mit dem Griff gepunktet


Hal­lo Herr Damas­ke! Ich habe ges­tern mit mei­nen Spiel­part­nern im Dop­pel dis­ku­tiert, ob ein mit dem Griff gespiel­ter Ball regel­wid­rig ist oder zählt. Situa­ti­on: Ich ste­he am Netz und bekom­me den geg­ne­ri­schen Ball an den Schaft mei­nes Rackets, von wo aus der Ball uner­reich­bar ins Feld der Geg­ner fällt.

Chris­toph Damas­ke: Vie­len Dank für die­se Fra­ge! Der Punkt zählt, so lan­ge der Ball nicht von der Hand berührt wird. Jede ein­fa­che Schlä­ger­be­rüh­rung ist zuläs­sig, es darf nur kein Kör­per­teil invol­viert sein.

             

Das kannst DU auch!

Das kannst DU auch!


Der Job des Ten­nis-Schieds­rich­ters ist eine span­nen­de Auf­ga­be mit viel­fäl­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen auf und neben dem Platz. Denn es gehört längst mehr dazu, als nur den Spiel­stand im Auge zu behal­ten. Zunächst aber die Fra­ge: „Wie wer­de ich eigent­lich Tennis-Schiedsrichter?“

Los geht‘s im Lan­des­ver­band mit dem Erwerb der C‑Lizenz. Wer wei­ter­ma­chen möch­te, hat die Chan­ce, als Teil der DTB-Aus­bil­dungs­grup­pe B- oder A‑Schiedsrichter zu wer­den. Ent­spre­chen­de Semi­na­re wer­den vom DTB in Koope­ra­ti­on mit der DTSV orga­ni­siert und durch­ge­führt. Immer wie­der­keh­ren­de Fra­gen: „Wie viel Zeit nimmt die Aus­bil­dung in Anspruch?” – „Von wem bekom­me ich mei­ne Ein­sät­ze?” – „Muss ich für Rei­sen und Unter­kunft selbst auf­kom­men?” – „Wer­den die Ein­sät­ze vergütet?”

Zeit­auf­wand: Die Aus­bil­dungs­se­mi­na­re sind immer an Wochen­en­den und erstre­cken sich über ein bis maxi­mal zwei Tage. Genau­so ver­hält es sich mit den für C‑Schiedsrichter häu­fi­gen Ein­satz­ge­bie­ten bei Ver­bands­ver­an­stal­tun­gen und Bun­des­li­gen, die nahe­zu aus­schließ­lich auf das Wochen­en­de fallen.

Nur Pro­fis schiedsen Pro­fis? Kei­nes­wegs! Schon als C‑Schiedsrichter darf man in der Bun­des­li­ga ran, nicht sel­ten unter Betei­li­gung von aktu­el­len Pro­fi- oder gar ehe­ma­li­gen Welt­klas­se­spie­lern. Schon nach zwei bis drei Jah­ren kann die höchs­te deut­sche Lizenz erwor­ben wer­den! Als B- oder A‑Schiedsrichter muss man schon ein biss­chen Zeit mit­brin­gen, denn mehr­fach im Jahr wird die Ver­füg­bar­keit für anste­hen­de Tur­nie­re abge­fragt, weni­ge Wochen spä­ter erfolgt die Ein­tei­lung der Schieds­rich­ter. Ein­sät­ze bei ITF-Tur­nie­ren sind fes­ter Bestand­teil der Aus­bil­dung. An der Ver­füg­bar­keit unter der Woche führt somit kein Weg vor­bei. Ein Nach­wuchs­schieds­rich­ter kommt auf ca. drei Tur­nier­ein­sät­ze pro Jahr und wird dabei pro Tur­nier für drei bis vier Tage ein­ge­setzt. Wenn alles gut geht, kann man es in zwei bis drei Jah­ren zum A‑Schiedsrichter schaffen.

             

Postmatch-Code-Violations

Post­match-Code-Vio­la­ti­ons


Hal­lo Chris­toph! Ich habe beim Mas­ters in Indi­an Wells Kyr­gi­os gese­hen, wie er nach dem Match sei­nen Schlä­ger zu Boden pfef­fer­te und dabei bei­na­he einen Ball­jun­gen getrof­fen hät­te. Kann Kyr­gi­os hier­für nach­träg­lich noch belangt wer­den? Wel­che Stra­fen sieht der Kata­log der ATP für der­ar­ti­ge Ver­ge­hen über­haupt vor? In Aca­pul­co ist ja auch Zverev nach dem Match voll­kom­men aus­ge­ras­tet. Eine fünf­stel­li­ge Geld­stra­fe ist ja für die Pro­fis eher lächer­lich. Was hät­te den bei­den geblüht, wenn die Ver­ge­hen wäh­rend der Par­tie statt­ge­fun­den hätten?

Chris­toph Damas­ke: Ja, alle Post­match-Code Vio­la­ti­ons wer­den auf Bit­ten der Super­vi­sor vom Schieds­rich­ter schrift­lich beschrie­ben dar­ge­legt. In die­ser Situa­ti­on wird dann im Ermes­sen der Super­vi­sor ent­schie­den, ob es sich um einen Racket Abu­se han­delt (Maxi­mum-Stra­fe laut ATP-Regel­buch: 500 US-Dol­lar) oder um einen Unsports­man­li­ke Con­duct (Maxi­mum-Stra­fe laut ATP-Regel­buch: 20.000 US-Dol­lar). Die Super­vi­sor ent­schei­den dann nach Sich­tung der Fern­seh­bil­der und der Aus­wir­kun­gen des Vor­falls auf Betei­lig­te (Ver­let­zung oder kei­ne von Zuschau­ern, Offi­ci­als, Ball Boys, Absicht oder Fahr­läs­sig­keit, aus Ärger/Frust, Laut­stär­ke der ver­ba­len Aus­fäl­le, hör­bar im TV, Schutz der Inte­gri­tät des Ten­nis­sports, etc.) über die Höhe der Stra­fe. Ein Spie­ler kann die Stra­fe dann appea­len, also Ein­spruch dage­gen erhe­ben. Alle Straf­ma­ße und Erklä­run­gen sind im ATP Rule­book unter dem Absatz VIII The Code nachzulesen.

»In Aca­pul­co ist ja auch Zverev nach dem Match voll­kom­men aus­ge­ras­tet. Eine fünf­stel­li­ge Geld­stra­fe ist ja für die Pro­fis eher lächer­lich.« Eine Bewer­tung Ihrer The­se steht mir nicht zu in mei­ner Funk­ti­on als noch akti­ver Schieds­rich­ter. Nur so viel kann ich Ihnen erläu­tern: Es gibt ein ATP Rule­book, in dem alle mög­li­chen Stra­fen klar gere­gelt sind. Alex­an­der Zverev hat die maxi­mal mög­li­chen Stra­fen durch die ATP für Ver­bal Abu­se und Unsports­man­li­ke Con­duct und dazu noch eine Bewäh­rungs­stra­fe erhal­ten, die nur bei beson­ders gra­vie­ren­den Ver­stö­ßen gegen den Ver­hal­tens­ko­dex aus­ge­spro­chen wer­den kann. Er ist nicht der ers­te männ­li­che oder weib­li­che Ten­nis-Pro­fi und wahr­schein­lich nicht der letz­te Ten­nis­pro­fi, dem so ein Aus­set­zer im emo­tio­na­len Aus­nah­me­zu­stand pas­siert, aber sicher der Pro­fi, der durch sei­ne Vor­bild­funk­ti­on als Nr. 3 der Welt­rang­lis­te, ATP-Welt­meis­ter und Olym­pia-Sie­ger am meis­ten dafür zur Rechen­schaft gezo­gen wird. Zu den zwei­ma­li­gen Höchst­stra­fen für sei­ne Ver­stö­ße gegen den Ver­hal­tens­ko­dex kom­men außer­dem noch die Ein­zel­dis­qua­li­fi­ka­ti­on, der Ver­lust der Welt­rang­lis­ten-Punk­te und der Ver­lust der Preis­gel­der sowie mög­li­che ent­gan­ge­ne Ein­nah­men. Zu den Aus­wir­kun­gen und Ein­bu­ßen auf der Spon­so­r­in­ge­be­ne durch den selbst ver­schul­de­ten Image­ver­lust müss­ten Sie Mar­ke­ting­ex­per­ten befragen.

»Was hät­te den bei­den geblüht, wenn die Ver­ge­hen wäh­rend der Par­tie statt­ge­fun­den hät­ten?« Nick Kyr­gi­os hät­te ein Code Vio­la­ti­on für Racket Abu­se oder wahr­schein­li­cher einen Unsports­man­li­ke Con­duct (da eine wenn auch nicht beab­sich­tig­te Gefahr für den Ball­jun­gen bestand) erhal­ten, im Ermes­sen des/r Stuhlschiedsrichters/in, je nach vor­he­ri­ger erhal­te­ner Code Vio­la­ti­on dann eine War­ning (1. Sank­ti­on), Point Penal­ty (2. Sank­ti­on) oder Game Penal­ty (3. und wei­te­re Sank­ti­on). Ein Default wäre es nicht gewor­den, da der Ball­jun­ge aus­ge­wi­chen ist und nicht getrof­fen wur­de. Im Fall Zverev wäre es im Ermes­sen des Schieds­rich­ters ent­we­der eine Code Vio­la­ti­on Unsports­man­li­ke Con­duct gewor­den, oder der Stuhl­schieds­rich­ter hät­te den Super­vi­sor bzw. den Refe­ree für einen Imme­dia­te Default zur Kon­sul­ta­ti­on geru­fen, wie­der­um nach Ermes­sen des Schieds­rich­ters, ob er sich per­sön­lich bedroht gefühlt hät­te. Nur er/sie ist der Exper­te der Situa­ti­on auf dem Platz. Wie gesagt, es wur­den schon frü­her Schlä­ger an Schieds­rich­ter­stüh­len zer­legt oder die Wer­be­ban­ner unter dem Schieds­rich­ter-Sitz zer­hackt, aller­dings dann meis­tens ohne Video­auf­zeich­nung und Social Media-Ver­brei­tung. Ein Imme­dia­te Default des­halb ist mir bis dato nicht bekannt. Jeder Vor­fall ist aber immer ein­zeln von den zustän­di­gen Offi­ci­als vor Ort zu bewerten.

             

Kommunikation im Doppel

Kom­mu­ni­ka­ti­on im Doppel


Hal­lo Herr Damas­ke! Ich wür­de ger­ne wis­sen, wie das Regel­werk die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen zwei Dop­pel­part­nern wäh­rend des Ball­wech­sels sieht! Ich erin­ne­re mich an eine Dop­pel­par­tie im Rah­men eines Meis­ter­schafts­spiels, wo unse­re Geg­ner der­ar­ti­gen Rede­be­darf für sich in Anspruch nah­men, dass mein Part­ner und ich uns echt immens gestört fühl­ten. Die Kom­mu­ni­ka­ti­on unse­rer Geg­ner ging hier­bei weit über das übli­che »Du« oder »Lass« hin­aus. Dan­ke für Ihre Mühen!

Chris­toph Damas­ke: Das ist eine sehr gute Fra­ge, die auch auf der Tour schon ein­mal zu Schar­müt­zeln bei den Teams geführt hat. Gene­rell gilt hier die »Hin­drance-Regel«, also die Behin­de­rungs­re­gel. Anzu­wen­den ist hier der absicht­li­che Behin­de­rungs­teil, der zum Punkt­ver­lust führt. Dabei bewer­tet der Schieds­rich­ter auf der Tour, was eine nor­ma­le Dop­pel­kom­mu­ni­ka­ti­on ist und was den Geg­ner absicht­lich und mit Vor­satz behin­dern soll.

Da Dop­pel ein Team­sport ist, sind sich die meis­ten einig, das unter­ein­an­der kom­mu­ni­ziert wer­den darf. Kur­ze Kom­man­dos unter­ein­an­der wie z.B. »Wech­sel!« — »Bleib!« — »Du! — »Mei­ner!« dürf­ten als »nor­mal« betrach­tet wer­den. Schwie­ri­ger wird es natür­lich, wenn in den Schlag/Schwung des Geg­ners laut rein­ge­ru­fen wird. Die­ser Fall ist dann der Über­gang zur absicht­li­chen Behin­de­rung, der natür­lich mit Fin­ger­spit­zen­ge­fühl beob­ach­tet und geahn­det wer­den soll­te. Dabei soll­te sich der Schieds­rich­ter hin­ter­fra­gen: Ist das noch »nor­ma­le« Dop­pel­kom­mu­ni­ka­ti­on oder dient es ande­ren Zie­len?! So gab es auf der Tour schon ein­mal Unei­nig­keit dar­über bei den Teams, ob »Cover your line!« lei­se im Ball­wech­sel gespro­chen schon als absicht­li­che Behin­de­rung gel­ten soll­te. Das wür­de ich als Regel-Grau­be­reich bezeich­nen. Dort soll­te im Ein­zel­fall ent­schie­den wer­den, mit dem Gefühl für die Kom­mu­ni­ka­ti­on im gesam­ten Match.

In Ihrem Fall — beim Spiel ohne Schieds­rich­ter — fehlt die Instanz des Schieds­rich­ters vor Ort. Sie soll­ten dann den Ober­schieds­rich­ter zum Platz rufen, der eine Bewer­tung der Kom­mu­ni­ka­ti­on des geg­ne­ri­schen Teams vor­nimmt. Ist das hier jetzt »Games­man­ship«, also men­ta­le Kriegs­füh­rung über die »nor­ma­le« Dop­pel­kom­mu­ni­ka­ti­on hin­aus, dann wird der Ober­schieds­rich­ter das in der Regel mit einer Ermah­nung und beim zwei­ten Ver­ge­hen mit Punkt­ver­lust ahn­den. Vor allem, wenn die Äuße­run­gen unmit­tel­bar vor Ihrer Schlag­aus­füh­rung laut­stark getä­tigt werden.

             

„Check the mark, please!”

„Check the mark, please!”


Hal­lo Herr Damas­ke! Vor allem bei den French Open hat man gese­hen, dass die Stuhl­schi­ris immer häu­fi­ger auf den Platz kom­men, um die Mar­ken zu che­cken. Mei­ne Fra­ge: Kann eine Spie­le­rin oder ein Spie­ler hier­auf bestehen oder kann der Schi­ri dies auch verneinen?!

Chris­toph Damas­ke: Hal­lo Stef­fen, dan­ke für Dei­ne Fra­ge. Erst ein­mal möch­te ich zu Dei­nem ein­lei­ten­den Satz Stel­lung bezie­hen. Die Profischiedsrichter*innen che­cken Ball­mar­ken, die knapp sind. Viel­leicht hat es sich bei den von Dir beob­ach­te­ten Matches eben vie­le knap­pe Bäl­le gege­ben. Gene­rell weiß ich von den Kol­le­gen, dass die Ball­ab­drü­cke in Roland Gar­ros auf­grund der beto­nier­ten Lini­en und des ein­zig­ar­ti­gen Lini­en­fe­gens der Platz­crews sehr schwer zu lesen sind. Da geht man lie­ber auf Num­mer sicher.

Das Ball­mar­ke prü­fen an sich ist dazu da, enge Ball­ab­drü­cke genau zu inspi­zie­ren, also wenn es einen berech­tig­ten Zwei­fel am Call des Linienrichters/der Lini­en­rich­te­rin gibt. Da wirst Du einen Schieds­rich­ter, eine Schieds­rich­te­rin immer che­cken sehen, sofern sie den rich­ti­gen Abdruck vom Stuhl im Auge behal­ten haben. Wenn man mal in sel­te­nen Fäl­len kei­ne Mar­ke hat, bleibt der »Ori­gi­nal Call« bestehen.

Ein Schieds­rich­ter kann einen Ball­mar­ken-Check­wunsch ver­nei­nen, wenn er das Gefühl hat, dass es sich um unsport­li­ches Ver­hal­ten des Spielers/der Spie­le­rin han­delt, wenn sie jeman­den vor­füh­ren möch­ten oder in lan­gen, hei­ßen Matches Zeit gewin­nen wol­len. Es gibt kei­ne Check-Pflicht, es ist ein Ser­vice für die Spieler.

             

Spielverlegungen

Spiel­ver­le­gun­gen


Hal­lo Herr Damas­ke. Muss ich als Teil­neh­me­rin eines LK-Tur­niers akzep­tie­ren, dass mei­ne Par­tie mehr­mals ver­scho­ben wird, bis mei­ne Geg­ne­rin, die aus dem ver­an­stal­ten­den Club kommt, end­lich spiel­be­reit ist? Mei­ne Par­tie wur­de an besag­tem Tur­nier­tag sage und schrei­be vier Mal neu ter­mi­niert, weil die Geg­ne­rin aus nicht recher­chier­ba­ren Grün­den nicht konn­te. Der Frust bei mir war groß und ich ver­lor eine Par­tie, die ich sonst sicher nicht ver­lo­ren hätte.

Chris­toph Damas­ke: Hal­lo, Eli­sa­beth! als Teil­neh­me­rin eines LK-Tur­nie­res gel­ten ähn­li­che Bedin­gun­gen, wie für Teil­neh­mer eines Rang­lis­ten­tur­niers, was die Ände­run­gen von Spiel­an­set­zun­gen betrifft. Nach Ver­öf­fent­li­chung des Spiel­plans (z.B. WTV-LK-Richt­li­ni­en bis 22 Uhr am Vor­tag) gilt: Über Änderungen des Spiel­plans sind die Spie­ler unverzüglich tele­fo­nisch oder per E‑Mail zu infor­mie­ren. Abwei­chun­gen von vor­ste­hen­den Rege­lun­gen im Bereich »Spiel- und Ter­min­plan« können im Ein­ver­neh­men mit den Spie­lern erfolgen.

Lei­der kann ich Ihnen nicht beant­wor­ten, war­um Ihre Geg­ne­rin nicht konn­te. Es liegt in dem Ermes­sen des Ober­schieds­rich­ters nach Rück­spra­che mit BEIDEN Spie­le­rin­nen, even­tu­el­le Aus­weich­ter­mi­ne zu fin­den. Bei LK-Tur­nie­ren machen das meis­tens die Tur­nier­ver­an­stal­ter per­sön­lich und in Per­so­nal­uni­on. Bei LK-Tur­nie­ren kön­nen Sie jeder­zeit sagen, dass Sie nicht mehr spie­len möch­ten. Aller­dings tre­ten Sie ja an, um um LK-Punk­te zu erspie­len und Punk­te bekom­men Sie nur, wenn Sie selbst antre­ten. In Ihrem Fal­le könn­ten Sie dann nach Alter­na­tiv-Begeg­nun­gen fra­gen, wenn Ihre Geg­ne­rin nicht zum Spiel­ter­min erschei­nen kann und Sie vor Ort sind. Die DTB-LK-Richt­li­nie sagt zu Spiel­plan­än­de­run­gen wie gesagt nur Fol­gen­des: Über Änderungen des Spiel­plans sind die Spie­ler unverzüglich zu infor­mie­ren, vor­zugs­wei­se per E‑Mail.

             

Don’t cause the shit…

Don’t cau­se the shit…


Hal­lo, Chris­toph! Ich habe drei Fra­gen an Dich! Ers­tens: Wünscht man sich als Stuhl­schieds­rich­ter, mal einen bestimm­ten Spie­ler zu schiedsen? Zwei­tens: Wel­ches war die bis­lang von den Namen her inter­es­san­tes­te Paa­rung, die Du lei­ten durf­test? Drit­tens: Sind Damen oder Her­ren leich­ter zu schiedsen? Dan­ke Dir!

Chris­toph Damas­ke: Zu den aktu­el­len Spie­le­rin­nen und Spie­lern dür­fen wir kei­ne Stel­lung neh­men. Sicher­lich gibt es unter­schied­li­che Match­vor­be­rei­tun­gen je nach­dem, auf wel­chen Spie­ler­ty­pen man sich detail­liert ein­rich­ten muss. Klar ist, dass Schieds­rich­ter — wie die Spie­le­rin­nen und Spie­ler auch — ger­ne so lan­ge wie mög­lich im Tur­nier blei­ben und die best­mög­li­che Atmo­sphä­re auf den gro­ßen Plät­zen auf­sau­gen möch­ten. Dort gilt es dann mit mög­lichst weni­gen Feh­lern zu per­for­men. Unser Antrieb ist dabei immer die Suche nach dem »per­fek­ten Match«, in dem wir über­haupt nicht wahr­ge­nom­men wer­den. Das ist immer der anzu­stre­ben­de Idealfall.

Der Ver­hal­tens­ko­dex der Ten­nis­schieds­rich­ter erlaubt es eben­falls nicht, über »inter­es­san­te Paa­run­gen« öffent­lich zu spre­chen, was damit zu erklä­ren ist, das wir alle Spie­le­rin­nen und Spie­ler gleich behan­deln wol­len und natür­lich sol­len. Im Gedächt­nis blei­ben sicher­lich jene Par­tien, die rich­tig Feu­er boten und wo es gele­gent­lich auch nicht bei einer Ver­war­nung blieb. Nach rich­tig toug­hen Matches erreicht uns dann auch schon mal ein „Good job!“ sei­tens der Akti­ven. Sel­ten, aber es pas­siert schon mal. Das freut uns natürlich.

Durch die Unter­schie­de im Regel­werk der WTA und ATP (Coa­ching, Toi­let­ten­pau­sen, Code of Con­duct) ist es für uns Stuhl­schieds­rich­ter immer wie­der eine Umstel­lung, wenn ein Wech­sel vom Her­ren- zum Damen­ten­nis ansteht. Dafür berei­ten wir uns in den jewei­li­gen Tur­nier­wo­chen mit Online-Coa­chings und Regel­lek­tü­re vor. Je bes­ser wir vor­be­rei­tet sind, des­to weni­ger ver­meid­ba­re Feh­ler pas­sie­ren uns. Wir müs­sen uns immer bewusst machen, dass es sowohl bei den Damen, als auch bei den Her­ren immer wie­der Situa­tio­nen geben kann, die wir unter dem Druck der Öffent­lich­keit (Live­stream, TV, Social Media im Nach­gang) schnellst­mög­lich rich­tig ent­schei­den müs­sen. Ein Leit­satz unse­rer erfah­re­ne­ren Vor­ge­setz­ten war immer: „Don’t cau­se the shit, becau­se the shit will come to you any­ways!“ Die Schwie­rig­keit von Matches hängt daher eher von Fak­to­ren ab wie Boden­be­lag, Sicht durch Schat­ten oder Feuch­tig­keit, eige­ne Per­for­mance sowie Leis­tun­gen der Lini­en­rich­ter-Teams und Ball­kin­der, emo­tio­na­le Sta­bi­li­tät der Spieler*innen etc.

             

Disqualifikationen

Dis­qua­li­fi­ka­tio­nen


Hal­lo Herr Damas­ke! Ich bin sicher, dass Sie bei den US Open auch das Spiel und den Faux-Pas von Novak Djo­ko­vic ver­folgt haben. Im Netz wur­de unter den Fans flei­ßig dis­ku­tiert, ob die Lini­en­rich­te­rin den Ball hät­te kom­men sehen und fan­gen, zumin­dest aber abweh­ren müs­sen. Wie hat sich Ihrer Mei­nung nach die Lini­en­rich­te­rin ver­hal­ten? Hat­te sie über­haupt eine Chan­ce, die­sem voll­kom­men uner­war­tet kom­men­den Ball aus­zu­wei­chen? Kann man ihr einen Vor­wurf machen? Und: blie­ben den Ober­schieds­rich­tern über­haupt ande­re Optio­nen, als Djo­ko­vic zu dis­qua­li­fi­zie­ren? Wie oft wur­den Spie­le­rin­nen und Spie­ler schon dis­qua­li­fi­ziert? Mir fal­len in die­sem Zusam­men­hang nur McEn­roe, Nal­ban­di­an, Wil­liams und Shap­ova­lov ein. Haben Sie per­sön­lich schon mal jeman­den vom Tur­nier aus­ge­schlos­sen? Ist doch sicher span­nend, in die­sem Zusam­men­hang mal einen ech­ten Exper­ten zu hören!

Chris­toph Damas­ke: Vie­len Dank für Dei­ne Fra­ge. Gene­rell dür­fen Schiedsrichter*innen auf Grund des »ITF-Code of Con­ducts« Schieds­rich­ter­ent­schei­dun­gen ande­rer Offi­ci­als nicht kom­men­tie­ren, daher kann ich mich nur zu den offi­zi­el­len Regeln und das nor­ma­le Ver­hal­ten eines Linienrichters/einer Lini­en­rich­te­rin und von Ober­schieds­rich­tern gene­rell äußern.

Die Auf­merk­sam­keit der Linienrichter*innen geht nach der Spiel­stands­an­sa­ge der Stuhlschiedsrichter*innen bei einem unge­ra­den Satz­spiel­stand rüber zur gegen­über­lie­gen­den Sei­te, denn man ist auf­ge­for­dert, sich — gemein­sam zum Sitz­platz beim Sei­ten­wech­sel — mög­lichst syn­chron mit den ande­ren drei ste­hen­den Linienrichter*innen zu bewe­gen. Auf dem Video mit der Kame­ra­ein­stel­lung unter­halb des Schieds­rich­ter­stuhls konn­te sich jeder selbst ein Bild davon machen, ob die Lini­en­rich­te­rin eine Chan­ce hat­te, aus­zu­wei­chen, geschwei­ge denn, den Ball über­haupt kom­men zu sehen. Damit beant­wor­ten sich dann auch die von Ihnen genann­ten Social-Medial-Spekulationen.

Nun zur Ober­schieds­rich­ter-Ent­schei­dung, die in jedem Fall bei Grand-Slams mit dem Super­vi­sor des Plat­zes und mit der Stuhl­schieds­rich­te­rin abge­spro­chen wird:

Die USTA schreibt in Ihrer Pres­se­er­klä­rung zum Vor­fall Fol­gen­des: „In Über­ein­stim­mung mit dem Grand-Slam-Regel­werk sprach der Ober­schieds­rich­ter der US Open auf­grund eines gefähr­lich und rück­sichts­los geschla­ge­nen Bal­les mit fahr­läs­si­gem außer Acht las­sen der Kon­se­quen­zen eine Dis­qua­li­fi­ka­ti­on aus.“

Auch spricht die USTA von einen unab­sicht­li­chen Ver­hal­ten vom Spie­ler. Dis­qua­li­fi­ka­tio­nen wer­den in der Regel bei ähn­li­chen Vor­fäl­len aus­ge­spro­chen, wenn Zuschau­er, Linienrichter*innen oder Ball­kin­der zu Scha­den kom­men. Eine Sta­tis­tik über die Anzahl der Dis­qua­li­fi­ka­tio­nen auf den ver­schie­de­nen Tou­ren kann ich Ihnen lei­der nicht nen­nen, aber es kommt im Ten­nis­jahr auf allen Ebe­nen (Futures, Chal­len­ger­tur­nie­re, Tour-Events) aus mei­ner Beob­ach­tung ca. zwei bis drei Mal vor, dass Spieler*innen ihr Match aus diver­sen Grün­den für Ver­stö­ße gegen den Ver­hal­tens­ko­dex früh­zei­tig been­den müssen.

Per­sön­lich hat­te ich als Schieds­rich­ter bis heu­te ein­mal den Fall einer Dis­qua­li­fi­ka­ti­on bei einem mei­ner Matches, in wel­chem ein Spie­ler mit drei­ma­li­gem Schlä­ger­ver­ge­hen (Bruch/Wurf/Wurf) gegen die damals drei­stu­fi­ge Ver­war­nungs­re­gel ver­sto­ßen hat­te. Die­se drei­stu­fi­ge Dis­qua­li­fi­ka­ti­on gab es übri­gens damals bei John McEn­roe vs. Mika­el Pern­fors bei den Aus­tra­li­an Open, dort han­del­te es sich aber um hör­ba­re Obs­zö­ni­tä­ten, die in Rich­tung der Offi­ci­als gin­gen und Bedro­hun­gen von Offi­ci­als. Vor vie­len Jah­ren wur­de der Ver­hal­tens­ko­dex dahin­ge­hend ver­än­dert, dass es kei­ne auto­ma­ti­schen Defaults für Schlä­ger­wer­fen und Ball weg­schla­gen mehr gibt und die letz­te Stu­fe der Dis­qua­li­fi­ka­ti­on immer mit dem Super­vi­sor oder Ober­schieds­rich­ter abge­spro­chen wer­den muss. Die Ent­schei­dung ist dann ein erneu­ter Spiel­ab­zug oder die Dis­qua­li­fi­ka­ti­on, wenn es vor­her schon die Ver­war­nung, den Punkt­ab­zug und den Spiel­ab­zug gab — je nach Schwe­re der Ver­stö­ße gegen den Ver­hal­tens­ko­dex. Bei beson­ders gra­vie­ren­den Ver­stö­ßen wie bei­spiels­wei­se direk­ten bösen Belei­di­gun­gen oder Ver­let­zun­gen kann, bzw. muss die Dis­qua­li­fi­ka­ti­on unver­züg­lich erfol­gen, ohne vor­he­ri­ge Warnings.

Ich hof­fe, ich konn­te etwas aufklären.