Motivation = Motor

Moti­va­ti­on = Motor


Die Moti­va­ti­on ist es, die uns nach vor­ne treibt! Nur: wo ist vor­ne? Es ist wich­tig, erst ein­mal sei­ne eige­nen Zie­le zu defi­nie­ren. Über pri­mä­re Zie­le wie Atmen, Essen, Schla­fen, Fort­pflan­zen, usw. ver­schwen­den wir in der Regel kei­ne all­zu gro­ße Ener­gie mehr. Obwohl das beim Fort­pflan­zen bei eini­gen Men­schen teil­wei­se nicht so rich­tig zutref­fen mag. Wir haben also sehr viel Poten­zi­al zur Ver­fü­gung, uns um die Sachen zur küm­mern, die uns Spaß machen.

Und wir Ten­nis­spie­ler haben in der Regel ver­dammt viel mehr Spaß am Sie­gen, als am Ver­lie­ren. Um mehr zu sie­gen, müs­sen wir unser Spiel logi­scher­wei­se ver­bes­sern. Und das geht nun mal nur durch har­te, dis­zi­pli­nier­te, aus­dau­ern­de Arbeit. Ob beim Erler­nen effek­ti­ve­rer Schlä­ge, dem Ein­stu­die­ren neu­er Stra­te­gien, schnel­le­re Reak­ti­on oder mehr Aus­dau­er im End­kampf, men­ta­le Stär­ke in den Big-Point-Situa­tio­nen — alles braucht Zeit und Ener­gie. Hier müs­sen wir lang­fris­tig moti­viert arbei­ten. Da hilft uns sicher­lich auch ein­mal ein Kum­pel, die Eltern oder der Trainer/Coach durch ein »Moti­va­ti­ons­loch« hin­durch. Sol­che extris­ti­sche Hil­fe­stel­lung ist hilf­reich, darf jedoch nie der »Haupt­mo­tor« sein.

Intris­ti­sche Motivation

Auf Dau­er kön­nen wir unse­re Zie­le nicht errei­chen, wenn wir nicht über genü­gend »Eigen­an­trieb« — also intris­ti­sche Moti­va­ti­on ver­fü­gen. Und hier wird der Unter­schied zwi­schen »gut« und »nicht so gut« sehr deut­lich. Gebe ich klein bei, wenn mir beim Kon­di­t­rai­ning die Bei­ne mal rich­tig böse bren­nen oder mache ich wei­ter? Lege ich beim Spiel­stand von 3:4 im drit­ten Satz noch­mal eine Extra­por­ti­on »Biss« ins Spiel oder lass ich die Din­ge schlei­fen? Erfolg ohne Moti­va­ti­on ist nicht möglich.

Set­ze Dir Ziele!

Was kön­nen wir tun, um moti­viert zu sein? Wie am Anfang erwähnt: »Zie­le set­zen!« und die­se mit Aus­dau­er ver­fol­gen, denn das Errei­chen von Zie­len gehört nun ein­mal zum Schöns­ten, was es für uns Men­schen gibt. Und je höher die Zie­le sind, die wir errei­chen, des­to grö­ßer natür­lich auch das Glücks­ge­fühl. Wich­tig hier­bei: sich mit Men­schen umge­ben, die ähn­lich ziel­ori­en­tiert und moti­viert sind. »Null Bock« ist eine weit ver­brei­te­te und sehr anste­cken­de Krank­heit — von Ver­lie­rern! Alles, was mit dem Errei­chen Dei­ner Zie­le zu tun hat, posi­tiv ange­hen! Selbst eine Nie­der­la­ge in einem Match hat, wenn rich­tig ana­ly­siert, eine Leh­re für die Zukunft! Immer mit vol­lem Enga­ge­ment zur Sache gehen. Jede qua­li­ta­ti­ve Trai­nings­ein­heit, jedes inten­si­ve Match bringt Dich Dei­nem Ziel Stück für Stück näher. Visua­li­sie­re! Wie fühlt es sich an, wenn Du Dein Ziel erreicht hast?! Zwei­fel ver­drän­gen und durch posi­ti­ve Bil­der erset­zen. Beden­ke: »Zwei­fel hin­ter­las­sen mehr uner­reich­te Zie­le und geplatz­te Träu­me, als Fehler!«

             

Das Vertrauen in uns selbst.

Das Ver­trau­en in uns selbst.


Das Ver­trau­en in uns selbst. Sicher­lich eine total wich­ti­ge Vor­aus­set­zung für Erfolg — nicht nur auf dem Ten­nis­platz. Doch was nun ist die Basis für unser Selbst­ver­trau­en als Ten­nis­spie­ler? Da sind natür­lich zunächst ein­mal unse­re Schlä­ge, dann ist da unse­re Fit­ness und eben­falls nicht ganz unwich­tig ist das »all­ge­mei­nes Wohl­be­fin­den«. Stell Dir mal vor, Du hast als Schü­ler eine wich­ti­ge Mathe-Klau­sur und gelernt, bzw. vor­be­rei­tet hast Du Dich mehr schlecht, als Recht. Dei­ne Aus­sich­ten auf eine Super­no­te sind beim Betre­ten des Klas­sen­zim­mers dem­entspre­chend nicht wirk­lich gut. OK, Du kannst natür­lich ver­su­chen, links oder rechts ein biss­chen zu spi­cken, den einen oder ande­ren Lösungs­weg zu erah­nen, ein biss­chen zu zocken, um dadurch den einen oder ande­ren Punkt ein­zu­fah­ren. Das Ziel lau­tet dann, zu beten, kei­ne »SECHS« zu kassieren.

Sieg oder Niederlage

Auf dem Ten­nis­platz heißt es immer »EINS« oder »SECHS«. Sieg, oder Nie­der­la­ge. Dafür muss Du alles Dir Mög­li­che inves­tie­ren. Regel­mä­ßi­ges Trai­ning, auf und abseits des Plat­zes. Du musst WISSEN, Gewiss­heit haben, dass Du Dei­ne Sache kannst! Dann hast Du den wich­tigs­ten Teil für Dein Selbst­ver­trau­en schon getan. Natür­lich soll­test Du Dich selbst­be­wusst bewe­gen — auf­recht, von Dir selbst über­zeugt, mit posi­ti­ver Kör­per­span­nung und vor allem: mit posi­ti­ven Selbst­ge­sprä­chen! Vor­aus­set­zung dafür ist immer, dass Du Dei­ne Sachen unter Kon­trol­le hast. Du kannst Dir tau­send­mal ein­re­den, dass Du einen super­gei­len Auf­schlag hast. Wenn Du ihn nicht trai­niert hast, dann wird er kaum aus dem Nichts kom­men! Also, Trai­ning, Trai­ning und noch­mals Trai­ning! Dann fühlst Du Dich nicht nur stark, Du bist es auch! Ganz wich­tig: Bit­te ver­wechs­le nie das Wort »Selbst­ver­trau­en« mit »Selbst­wert­ge­fühl«. Ver­gleicht die bei­den Wor­te mit einer Pflan­ze drau­ßen auf der Wie­se. Selbst wenn da mal dum­mer­wei­se ein Bull­do­zer drü­ber fährt und das Ding platt macht, so bleibt die Wur­zel doch intakt und die Blu­me wird wie­der anfan­gen zu wach­sen. Das soll­te für Euch hei­ßen: sicher­lich ist es immer um Klas­sen schö­ner, Matches zu gewin­nen. Aber ab und zu gibt’s was auf die Müt­ze, das pas­siert auch den Aller­bes­ten und gehört zum Leben. Aber lasst Euch dadurch nicht platt machen und arbei­tet flei­ßig wei­ter! Die Sie­ge kom­men wie­der. Ver­lasst Euch drauf!

             

Gauffs Probleme

Gauffs Pro­ble­me


Hal­lo Herr Medem! Ich bin ein gro­ßer Fan von Coco Gauff. Ich mag sie sehr gern spie­len sehen und auch ihre Oncourt-Inter­views fin­de ich immer herz­er­fri­schend und sehr authen­tisch. Die jüngs­ten Aus­sa­gen von ihr bezüg­lich auf­kom­men­der Depres­sio­nen haben mich einer­seits scho­ckiert, irgend­wie aber auch wie­der­um nicht über­rascht. Wenn man im Alter von 13 Jah­ren welt­weit her­um­ge­reicht und als Aus­nah­me­ta­lent gefei­ert wird, kann das doch nicht spur­los an einem so zar­ten Pflänz­chen vor­bei­ge­hen. Wel­che Schuld trägt hier­bei das Umfeld. Wenn ich mir Mut­ter und Vater auf der Tri­bü­ne und abseits des Plat­zes anschaue, dann sehe ich da mehr Ehr­geiz, als bei der jun­gen Spie­le­rin selbst. Wie kann Coco gehol­fen wer­den, damit es nicht bei­zei­ten zu einer voll­stän­di­gen Des­pres­si­on kommt? Es wäre doch scha­de, wenn sie bereits in ein, zwei Jah­ren mit dem Leis­tungs­sport auf­hö­ren würde…

Ste­phan Medem: Nun, eigent­lich hast Du Dei­ne Fra­ge ja schon selbst sehr kom­pe­tent beant­wor­tet. Zu früh zu viel errei­chen wol­len Kin­der in der Regel nicht. Wer dann? Natür­lich, die über­mo­ti­vier­ten, fana­ti­schen, gie­ri­gen Eltern die­ser »Wun­der­kin­der«. Die Lis­te ist lang, hier nur ein paar wei­te­re Namen: Graf, Agas­si, Pier­ce, Capria­ti. Sie alle haben als Ten­nis­spie­ler sicher­lich gro­ße Erfol­ge gefei­ert, sind berühmt und reich gewor­den. Aber zu wel­chem Preis? Ich ver­wet­te wie immer mei­ne Racketbag: Wenn wir die Kos­ten für the­ra­peu­ti­schen Maß­nah­men, wel­che nur bei den oben genann­ten vier Akti­ven zusam­men kom­men, addie­ren, käme wohl ein Betrag zusam­men, der unge­fähr der Sieg­prä­mie bei einem Grand-Slam Tur­nier ent­sprä­che! Sicher­lich dür­fen wir nicht ver­ges­sen, dass die­se Eltern ja auch immer noch einen Ten­nis-Trai­ner fin­den müs­sen, der die­sen ver­ant­wor­tungs­lo­sen Kurs unter­stützt und mit­ar­bei­tet. Ich hof­fe genau­so wie Du, dass die­se ers­ten Anzei­chen im »Team Gauff« ernst genom­men wer­den und eine Reak­ti­on erfolgt. Es wäre wirk­lich schade!

PS: Bit­te, lie­be Eltern, ich möch­te an die­ser Stel­le kei­nes­falls alle Ten­nis-Mamas und Papas als über­mo­ti­viert, fana­tisch oder gar gie­rig dekla­rie­ren. Der aller­größ­te Teil von Euch macht einen wun­der­ba­ren Job! Aber in den oben erwähn­ten Fäl­len trifft mei­ne Beschrei­bung zu ein hun­dert Pro­zent den Nagel auf den Kopf. Und lei­der wird die­se Art von »Eltern« nie­mals aus­ster­ben, nicht nur auf unse­ren Tennisplätzen…

             

Siege & Niederlagen

Sie­ge & Niederlagen


Hal­lo Ste­phan! Mein Trai­ner sag­te neu­lich zu mir, dass ich erst ein­mal ver­lie­ren ler­nen müs­se, bevor ich gewin­nen darf. Was genau mein­te er? Ich per­sön­lich fin­de jede Nie­der­la­ge über­flüs­sig. Vie­len Dank schon jetzt für Dei­ne Antwort!

Ste­phan Medem: Du ver­lierst anschei­nend nicht ger­ne! Fin­de ich gut: Du bist ehr­gei­zig! Trotz­dem hat Dein Trai­ner mit sei­ner Aus­sa­ge Recht. Nie­der­la­gen, bzw. die Erfah­run­gen, wel­che man aus ihnen sam­meln kann, sind oft mehr wert, als jene, die man aus Sie­gen zie­hen kann! Was pas­siert, wenn Du gewon­nen hast? Logisch, Du freust dich! Aber denkst Du inten­si­ver über Dein Spiel nach? „Was habe ich gut gemacht?“ — „Was habe ich nicht opti­mal gemacht?“ — „Wor­an muss ich arbei­ten, um mein Spiel für die Zukunft auf­zu­rüs­ten?“ …ich wet­te mit Dir, dass Du Dir nach Nie­der­la­gen ande­ren Fra­gen stellst…

Natür­lich bist Du nach einem ver­patz­ten Match ent­täuscht, viel­leicht sogar rich­tig wütend! Auch gut, denn wir müs­sen ler­nen, mit die­sen nega­ti­ven Gefüh­len umzu­ge­hen und die­se Ener­gie wie­der für uns und unser Spiel nut­zen zu kön­nen! Des­halb ist es unglaub­lich wich­tig, mit Nie­der­la­gen rich­tig umzu­ge­hen! Man soll­te nach Mög­lich­keit ver­mei­den, zu emo­tio­nal zu sein.

Viel bes­ser ist es, einen Miss­erfolg sach­lich zu betrach­ten und zu ana­ly­sie­ren. „Was kann ich ver­bes­sern?“ — „Was muss ich trai­nie­ren, damit mir das Glei­che nicht noch ein­mal pas­siert?“ — „Wel­che Schlä­ge haben funk­tio­niert, wel­che haben mich zu vie­le Punk­te gekos­tet?“ — um nur eini­ge Fra­gen zu lis­ten. Fra­gen, die zu beant­wor­ten und dann mit vol­lem Elan im Trai­ning zu opti­mie­ren sind. Ich ver­mu­te, dass Dir Dein Trai­ner genau dies ver­mit­teln woll­te. Denn auch auf dem Ten­nis­platz besteht das gan­ze Leben nicht nur aus Sie­gen, son­dern eben auch aus Nie­der­la­gen. Dumm sind nur jene Men­schen, die aus ihren Nie­der­la­gen nichts lernen!

             

Multitasking

Mul­ti­tas­king


»Mul­ti­tas­king« das Schlag­wort unse­rer Gene­ra­ti­on. Fern­se­hen und gleich­zei­tig essen. Durch die Stadt lat­schen und gleich­zei­tig Kaf­fee aus ’nem Papp­be­cher trin­ken. Auto­fah­ren und gleich­zei­tig ne SMS schrei­ben. Wer ein »Mul­ti­tas­ker« ist, der ist cool und ange­sagt! Ich habe damit ein klei­nes Pro­blem, denn man ist nie rich­tig mit ein 100 Pro­zent bei einer Sache. Beim Fern­se­hen kle­ckerst Du Dir plötz­lich die Spa­ghet­ti-Sau­ce auf die Hose, Du stol­perst beim Lau­fen und schüt­test dir den Kaf­fee über die neu­en Snea­k­er, an der Ampel knallst Du mit dem Auto auf die Kar­re dei­nes Vor­der­manns, weil Du auf Dei­nem Han­dy her­um­ge­fum­melt hast.

Die Fähig­keit, sich auf EINE Sache mit sei­ner VOLLEN, GANZEN Auf­merk­sam­keit zu fokus­sie­ren scheint momen­tan total uncool zu sein! Nur: auf dem Ten­nis­platz musst Du eben TOTAL kon­zen­triert sein! Dei­ne Gedan­ken in der Ver­gan­gen­heit wüh­len zu las­sen, Dich über den Dop­pel­feh­ler, den ver­schla­ge­nen Vor­hand­vol­ley, den ver­pass­ten Satz­ball zu ärgern bringt Dir nur Frus­tra­ti­on. Eben­so unnütz sind Gedan­ken, die sich mit dem Aus­gang des Spie­les beschäf­ti­gen: „Wenn ich so wei­ter spie­le, habe ich kei­ne Chan­ce!“ — „Hof­fent­lich lässt mich jetzt mein Auf­schlag nicht hän­gen!“ — „Den zwei­ten Satz muss ich unbe­dingt gewin­nen!“ Alles nur Zukunfts­mu­sik! Die Zeit, in der das Spiel statt­fin­det, ist HIER und JETZT, in der Gegen­wart! Die­ser eine, jet­zi­ge Punkt, der hier gera­de gespielt wird, der eine, jet­zi­ge Schlag, dar­auf musst Du Dich kon­zen­trie­ren und die­sen mit all dei­nen Fähig­kei­ten und dem Höchst­maß an Auf­merk­sam­keit spie­len! Nur so bist Du in der Lage, Dein wirk­li­ches Opti­mum auszuspielen!

Das Schö­ne: Kon­zen­tra­ti­on kannst Du üben! Ver­su­che, beim Trai­ning nicht nur den Ball »anzu­schau­en«, son­dern in zu stu­die­ren! Kannst du Schrift erken­nen, siehst Du die wei­ße Naht, erkennst Du die Rota­ti­on der Kugel? Spü­re Dei­ne Füße, wie sie sich auf den Zehen­spit­zen bewe­gen, schaue zwi­schen den Ball­wech­seln zehn Sekun­den auf dei­ne Sai­ten ohne etwas zu den­ken. Mache einen tie­fen Atem­zug und spü­re ihn. Es gibt hun­der­te von klei­nen Übun­gen, wie Du auf dem Ten­nis­platz Dei­ne Kon­zen­tra­ti­on ver­bes­sern kannst. Übe Dei­ne Kon­zen­tra­ti­on auch im All­tag. Wenn Du Kaf­fee trinkst, trin­ke Kaf­fee — und mach nichts ande­res dabei: der Kaf­fe schmeckt bes­ser! Wenn Du isst, mach nichts ande­res dabei — das Essen schmeckt inten­si­ver! Wenn Du mit jeman­dem sprichst, tu es mit Dei­ner vol­len Auf­merk­sam­keit — und Du lernst Dei­nen Gegen­über kennen.

             

Weniger ist mehr…

Weni­ger ist mehr…


„Okay, mein Kind soll weni­ger Tur­nie­re spie­len. Dei­ne Argu­men­ta­ti­on macht Sinn!” So in der Art hat mich vor nicht all­zu lan­ger Zeit der Vater eines jun­gen Spie­lers ange­spro­chen. „Wie schaut das mit dem Trai­ning aus? Ist hier weni­ger auch mehr?” — „Ganz rich­tig!” Mit die­ser kna­cki­gen Ansa­ge wäre die­se die­ser Eltern­rat schon fast beendet.

Jede Trai­nings­ein­heit, die nicht mit »100 Pro­zent« absol­viert wird, ist ver­geu­de­te Zeit! Natür­lich muss man hier je nach Trai­nings­schwer­punkt Unter­schei­dun­gen machen, aber gene­rell muss das Trai­ning vol­les Enga­ge­ment, maxi­ma­le Kon­zen­tra­ti­on sowie vol­le Inten­si­tät des Spie­lers for­dern. Genau die Zuta­ten also, die bei einem erfolg­rei­chen Tur­nier­ein­satz auch abver­langt wer­den. Ich beob­ach­te sehr oft das Gegen­teil: der jun­ge Spie­ler wird quan­ti­ta­tiv zuge­dröhnt, was natür­lich zu einem logi­schen Abbau der drei vor­ge­nann­ten Haupt­zu­ta­ten führt. Kom­men dann im übels­ten Fal­le wegen zuviel Trai­nings noch Lan­ge­wei­le, Gleich­gül­tig­keit oder »Bock­lo­sig­keit« dazu, dann darf man sich nicht wun­dern, wenn die­se Spie­ler ent­spre­chend durch­wach­se­ne Tur­nier­auf­trit­te vorlegen.

Einen guten Spie­ler aus­zu­bil­den, braucht sehr viel Zeit! Der Ten­nis­sport hat sich enorm wei­ter ent­wi­ckelt, die Aus­bil­dungs­zei­ten habe sich ver­län­gert! Das wider­spricht der moder­nen Gang­art unse­rer Zivi­li­sa­ti­on, in der alles »pron­to, pron­to«, am liebs­ten schon ges­tern fer­tig sein muss. Unse­re Kids müs­sen, wie bei den Tur­nier­ein­sät­zen, moti­viert und mit Freu­de in den Ein­satz gehen. Ist das über einen län­ge­ren Zeit­raum nicht der Fall… nun… dann wird viel­leicht zuviel trai­niert, oder der Trai­ner macht etwas falsch. Bei­des soll­te nicht pas­sie­ren. Dafür ist Ten­nis viel zu geil…

             

Vorbilder

Vor­bil­der


Hal­lo Ste­phan! Mei­ne Fra­ge rich­tet sich an Dich, weil du ja ehe­ma­li­ger Ten­nis­pro­fi bist. Hat­test du als Juni­or ein Vor­bild oder Idol und zwei­te Fra­ge: macht es Sinn, einem Idol nach­zu­ei­fern? Also dass man Schlag­tech­nik und Bewe­gun­gen kopiert?! Mike (13 Jah­re). PS: Ich bewun­de­re Roger Federer!!!

Ste­phan Medem: Coo­le Fra­ge! Ja, klar, hat­te ich als Kind ein Idol! Der Name wird dir aller­dings mit hoher Wahr­schein­lich­keit nichts mehr sagen: Roy Emer­son! Ist auch nicht wirk­lich wich­tig. Was aber für Dich wich­ti­ger ist: natür­lich brauchst Du Ido­le und Vor­bil­der, denen Du nach­ei­fern kannst! Das ist ein ganz nor­ma­ler Abschnitt in Dei­ner Ent­wick­lung als Ten­nis­spie­ler. Mit zuneh­men­dem Alter wirst Du mer­ken, wie sich Dei­ne eige­ne Spie­ler­per­sön­lich­keit immer mehr eigen­stän­dig her­aus kris­tal­li­siert und hof­fent­lich erfolg­reich wird! Mit mei­nem Lands­mann Roger Fede­rer hast Du sicher­lich nicht die schlech­tes­te Wahl getrof­fen! Wei­ter­hin viel Erfolg!

             

Größtes 3D-Kino der Welt

Größ­tes 3D-Kino der Welt


Wahn­sinn, was in den Köp­fen der Ten­nis­spie­ler alles so abge­hen kann. Bei­spiel: erin­nert Ihr Euch noch an die Davis-Cup-Aus­wärts­par­tie unser DTB-Mann­schaft 2014 in Frank­reich? Tobi­as Kam­ke (Sieg gegen Ben­ne­tau) und Peter Gojow­c­zyk (Sieg gegen Tsonga) haben uns nach dem ers­ten Tag sen­sa­tio­nell mit 2:0 in Front gebracht! Nach der Vier­satz­nie­der­la­ge unse­res Dop­pels setz­te es dann am Schluss­tag zwei glat­te Nie­der­la­gen in den Ein­zeln. Wie kann so etwas pas­sie­ren? Ich den­ke, für die Ana­ly­se braucht man kei­ne gro­ßen men­ta­len Fähig­kei­ten, da genügt sicher­lich eine ver­nünf­ti­ge Por­ti­on gesun­der Menschenverstand. 

Frei­tags sind die Jungs mit einer »Hey-Leute-keiner-erwartet-irgendetwas-von-uns«-Einstellung in Nan­cy auf­mar­schiert. Und hopp­la: plötz­lich führt die ange­schla­ge­ne deut­sche »Hus­ten­trup­pe« mit 2:0. Dann geht das Dop­pel erwar­tungs­ge­mäß den Bach run­ter. Macht aber immer noch 2:1. So, und jetzt ste­hen die­sel­ben Spie­ler am Sonn­tag wie­der da. Aber die­ses Mal plötz­lich mit einer Erwar­tungs­hal­tung! »Hey, da geht ja was!« — »Wäre es nicht geil, wenn?« — »Mann, wäre das super!« — Sol­che Gedan­ken ken­nen wir doch alle…

Will­kom­men im größ­ten 3D-Kino der Welt! In unse­rem Kopf! In die­ser Situa­ti­on cool zu blei­ben, nun, dafür sind dann unse­re Jungs doch nicht abge­zockt genug! Abge­se­hen davon: die guten Fran­zo­sen ein­mal auf dem fal­schen Fuß zu erwi­schen, dass kann schon mal pas­sie­ren. Aber gleich zwei­mal hin­ter­ein­an­der dann wohl doch nicht! Trotz­dem: ich fand es toll, wie sich die deut­schen Spie­ler von Coach Cars­ten Arri­ens, der im Team zuvor ordent­lich aus­ge­mis­tet hat­te, ver­kauft haben! Fast wäre der ganz gro­ße Wurf gelun­gen! Ich habe Koh­li und Kon­sor­ten damals kei­ne Sekun­de vermisst!