Turnier-/Wettkampfbetreuung

Tur­nier-/Wett­kampf­be­treu­ung


Die Frei­luft-Sai­son hat mitt­ler­wei­le begon­nen und ermög­licht den ambi­tio­nier­ten Spieler*innen trotz Coro­na-Kri­se unter bestimm­ten Auf­la­gen wie­der an Tur­nie­ren und Wett­kämp­fen teil­zu­neh­men, was vor allem wich­tig für die Moti­va­ti­on der Akti­ven ist. Dies möch­te ich zum Anlass neh­men, um auf einen für uns Coa­ches wich­ti­gen Bereich ein­zu­ge­hen, näm­lich die »Tur­nier- und Wettkampfbetreuung«.

Für mich als Coach ist die Tur­nier- und Wett­kampf­be­treu­ung neben dem Trai­ning ein wesent­li­cher Bau­stein, um mei­nem Schütz­ling dabei zu hel­fen, sich rasch wei­ter­ent­wi­ckeln zu kön­nen. Schließ­lich muss ich schau­en, wie sich mein Schütz­ling unter Wett­kampf­be­din­gun­gen ver­hält, denn die unter­schei­den sich mit­un­ter deut­lich von der Trai­nings­si­tua­ti­on. Die Grün­de lie­gen auf der Hand:

  • unge­wohn­te Umge­bung. So unter­schei­den sich Platz­di­men­sio­nen und ‑qua­li­tät oft­mals von der Trainingsstätte
  • unge­wohn­te äuße­re Ein­flüs­se wie Lärm oder auch geg­ne­ri­sche Fans
  • Gegner*in hat eine Spiel­wei­se, mit wel­cher der Schütz­ling nicht zurechtkommt
  • men­tal hohe Belas­tung auf­grund eines unan­ge­neh­men Geg­ners oder auf­grund der Turnierwertigkeit

Die soeben erwähn­ten Bei­spie­le kön­nen auf den eige­nen Schütz­ling einen ganz unter­schied­lich star­ken Ein­fluss haben. So gibt es mei­ner Erfah­rung nach bei­spiels­wei­se Spieler*innen, die ger­ne Matches von hohem Stel­len­wert spie­len, weil sie sich dann leich­ter moti­vie­ren kön­nen. Ande­re Spieler*innen wie­der­um füh­len sich bei der­ar­ti­gen Matches, durch den von ihnen selbst auf­er­leg­ten Druck wie »gelähmt« und kön­nen ihr Leis­tungs­po­ten­zi­al im Ver­lauf des Matches bei wei­tem nicht abrufen.

Was der jewei­li­ge Schütz­ling für ein Typ ist und wie sie/er damit umgeht, kann vor allem durch die Betreu­ung des Schütz­lings bei einer Viel­zahl an Matches, in denen sie/er unter­schied­lichs­ten Situa­tio­nen aus­ge­setzt ist, vom Coach ein­ge­schätzt wer­den. Natür­lich sind Gesprä­che mit dem Schütz­ling nach dem Match im nächs­ten Trai­ning auch eine Opti­on und hilf­reich, sie kön­nen mei­ner Mei­nung nach eine Vor-Ort-Betreu­ung durch den Coach aber nicht gänz­lich erset­zen. Die Vor­tei­le einer Betreu­ung durch den Coach vor Ort kön­nen dabei unter ande­rem fol­gen­de sein:

  • schweißt Coach und Schütz­ling als Team noch mehr zusam­men und erleich­tert so den wei­te­ren Trainingsprozess
  • Schütz­ling fühlt sich nicht allei­ne und das Ver­trau­en wird gestärkt
  • genaue­re Ana­ly­se und dadurch viel genaue­re Planung/Schwerpunktsetzung für die fol­gen­den Trai­nings­ein­hei­ten  mög­lich, um den Schütz­ling auf wei­te­re Matches noch bes­ser vor­be­rei­ten zu können
  • nach dem Match ist mit Hil­fe des Coa­ches eine sach­li­che und emo­ti­ons­lo­se Bewer­tung der Leis­tung unab­hän­gig vom Ergeb­nis mög­lich, was vor allem bei Kin­dern und Jugend­li­chen sehr wich­tig ist

Der Stel­len­wert der sach­li­chen und emo­ti­ons­lo­sen Bewer­tung des Matches durch den Coach ist dabei nicht zu unter­schät­zen. Denn eine sol­che Bewer­tung kann sowohl auf den wei­te­ren Tur­nier­ver­lauf, als auch auf die danach fol­gen­den Trai­nings­ein­hei­ten einen gro­ßen Ein­fluss haben. So kann ein Schütz­ling gera­de ein Match knapp ver­lo­ren, dabei aber eine tol­le Leis­tung gebo­ten haben und mit­tels einer ent­spre­chen­de Ana­ly­se durch den Coach kann der Schütz­ling trotz, oder gera­de wegen die­ser Nie­der­la­ge extrem moti­viert sein, weil sich das Team auf dem rich­ti­gen Weg sieht.

Im Umkehr­schluss muss aber auch bei einem Sieg nicht alles posi­tiv gewe­sen sein. Auch in die­sem Fall soll­te eine kla­re Ana­ly­se erfol­gen, bei der auch mög­li­che Defi­zi­te ange­spro­chen wer­den. So wird dem Schütz­ling am Ende klar gemacht, dass es nicht immer um nur Sieg oder Nie­der­la­ge geht, son­dern auch um die Art und Wei­se, wie das Ergeb­nis zustan­de gekom­men ist, da dies ist für die wei­te­re Leis­tungs­ent­wick­lung aus­schlag­ge­bend sein kann.

Wir soll­te nun eine opti­ma­le Tur­nier- und Wett­kampf­be­treu­ung spe­zi­ell für Kin­der und Jugend­li­che aus­se­hen? Nun, da gibt es eini­ge Din­ge, die unbe­dingt ein­ge­hal­ten wer­den müs­sen und Din­ge, die sehr indi­vi­du­ell gestal­tet wer­den können/sollen:

  • vor Tur­nier­be­ginn abklä­ren, auf wel­chem Belag und mit wel­chen Bäl­len gespielt wird und dies in den Trai­nings­ein­hei­ten davor ent­spre­chend berücksichtigen
  • mit dem Schütz­ling recht­zei­tig abklä­ren, ob das Equip­ment passt (sind die Schlä­ger neu bespannt, die Schu­he in Ord­nung etc.)
  • auf Ernäh­rung ach­ten (was soll­te wann geges­sen werden)
  • Anrei­se mit ent­spre­chen­der Vor­lauf­zeit pla­nen (genü­gend Zeit, um sich in Ruhe vor­be­rei­ten zu können)
  • Ein­schla­gen wenn mög­lich vor Ort, um sich auf die Bedin­gun­gen ein­stel­len zu können
  • Auf­wärm­ri­tua­le fest­le­gen (wann, was, wie lange)
  • Noti­zen zum Match machen (Akri­bie und Umfang kön­nen variieren)
  • Cool-down-Pro­gramm nach dem Match durch­füh­ren (aus­lau­fen, deh­nen, etc.)
  • Abschluss­be­spre­chung (Zeit­punkt sehr indi­vi­du­ell gestalt­bar und abhän­gig vom Schütz­ling selbst sowie vom Aus­gang des Matches)
  • Betreu­ung des Schütz­lings in den Match­pau­sen (eben­falls sehr indi­vi­du­ell zu gestalten)
  • wenn mög­lich: gemein­sa­me Beob­ach­tung des/der nächs­ten Gegner*in
  • Spie­le wie bei­spiels­wei­se Schach (für die Kon­zen­tra­ti­on) oder auch ein­fach Spie­le, bei denen der Schütz­ling abschal­ten kann und die für die Stim­mung posi­tiv sind
  • Erzie­hung zur Selbst­stän­dig­keit (Schütz­ling mel­det sich sel­ber bei der Tur­nier­lei­tung an und orga­ni­siert sich eine(n) Doppelpartner*in sowie Trainingsmöglichkeiten)

Neben all den soeben erwähn­ten Richt­li­ni­en soll­te nicht ver­ges­sen wer­den, dass es spe­zi­ell für Kin­der und Jugend­li­che auch dar­um gehen soll­te, mit Freu­de an Tur­nie­ren teil­zu­neh­men. Und dazu gehört, auch in den Pau­sen mit ande­ren Spieler*innen Zeit ver­brin­gen zu kön­nen, natür­lich nur, wenn es der Zeit­plan zulässt. Denn der Schütz­ling soll­te ler­nen, dass man zwi­schen Wett­kampf und Frei­zeit dif­fe­ren­zie­ren muss. Unter ande­rem ein Trend, der im Ver­gleich zu dama­li­gen Zei­ten im Pro­fi­ten­nis immer häu­fi­ger zu sehen ist. Bes­tes Bei­spiel hier­für sind Domi­nic Thiem und Alex­an­der Zverev, die sich auf dem Platz nichts schen­ken, danach aber bes­tens ver­ste­hen und befreun­det sind. In die­sem Sin­ne wün­sche ich Euch einen küh­len Kopf und viel Spaß bei der Betreu­ung Eures Schützlings!

             

On-Court-Coaching

On-Court-Coa­ching


Hal­lo, Herr Witz! Ihre Ana­ly­sen habe ich auf­merk­sam gele­sen. Fin­de ich sehr gelun­gen, was Sie da schrei­ben. Mich wür­de inter­es­sie­ren, wie Sie per­sön­lich eine Spie­le­rin bzw. einen Spie­ler beim Stan­de von 0:5 oder 2:5 im drit­ten Satz auf der Bank coa­chen?! Ich bin selbst Mann­schafts­füh­rer in einer spiel­star­ken Her­ren-30-Mann­schaft und habe die­se Situa­ti­on schon das eine oder ande­re Mal sowohl als Spie­ler, denn auch als coa­chen­der Kol­le­ge erlebt. Ich weiß, dass die Anspra­che sehr indi­vi­du­ell ist, aber viel­leicht haben Sie eine Stra­te­gie am Start, die immer irgend­wie greift…?!

Schüttler & Kerber
© Jür­gen Hasenkopf

Toni Witz: Dan­ke für dei­ne net­ten Wor­te und Dei­ne Fra­ge! Wie Du bereits erwähnt hast, soll­te das Coa­ching sehr indi­vi­du­ell sein. Auf­grund des Schütz­lings, wel­che® gecoacht wer­den soll (was für ein Typ, wie gut kennt man diejenige/denjenigen etc.) und natür­lich auf­grund des Zustan­de­kom­mens des Spiel­stan­des (Gegner*in ist im Ver­lauf der Par­tie stär­ker gewor­den, mentaler/körperlicher Ein­bruch Dei­nes Schütz­lings, ver­än­der­te Bedin­gun­gen etc.). Fol­gen­des ist mei­ner Erfah­rung nach prin­zi­pi­ell wichtig:

1.) Da man in der kur­zen Pau­se nur sehr wenig Zeit zur Ver­fü­gung hat, soll­ten die Tipps kurz und prä­gnant sein, um den Schütz­ling nicht auch noch zu über­for­dern bzw. zu ver­wir­ren +++ 2). Ach­te auf Dei­ne Wort­wahl 3). Es ist ein gro­ßer Unter­schied, ob Du sagst: Das Match ist erst zu Ende, wenn: Du den letz­ten Punkt ver­lo­ren hast oder Dein(e) Gegner*in den letz­ten Punkt für sich ent­schei­den konn­te, denn die ers­te Aus­sa­ge kann damit asso­zi­iert wer­den, dass Du davon aus­gehst, das Dein Schütz­ling etwas »nicht gut« machen wird, wo hin­ge­gen die zwei­te Aus­sa­ge aus­drückt, dass Du davon über­zeugt bist, dass Dein Schütz­ling bis zum letz­ten Punkt alles geben wird, weil Du an sie/ihn glaubst und der/die Gegner*in dafür kämp­fen muss, um gewin­nen zu kön­nen. Aus­sa­gen wie: „Spie­le nicht den Stand spie­le den Ball!” oder „Wir sehen uns beim nächs­ten Platz­wech­sel!” kön­nen manch­mal auch eini­ges bewirken.

Zum Schluss noch eine Sache: Für eini­ge Spieler*innen ist es wich­tig, dass man nach dem Coa­ching nicht auf­steht und geht, son­dern auf der Bank sit­zen bleibt (kannst ja ein­fach nach­fra­gen, ob es erwünscht ist). Dadurch füh­len sich vie­le Spieler*innen für die her­aus­for­dern­de Auf­ga­be noch mehr unter­stützt und es gibt ihnen zusätz­lich Kraft! Ich hof­fe sehr, dass Dir und Dei­nen Kol­le­gen ein paar mei­ner Tipps hel­fen werden!

             

Erfahrung siegt

Erfah­rung siegt


War das letz­te Grand-Slam-Fina­le bei den US Open zwi­schen Thiem und Zverev eine emo­tio­na­le Ach­ter­bahn der Gefüh­le, zeig­te das dies­jäh­ri­ge End­spiel der Aus­tra­li­an Open wie domi­nant ein Spie­ler mit ent­spre­chen­der Erfah­rung agie­ren kann. Vor dem Fina­le war die Favo­ri­ten­rol­le nicht ein­deu­tig geklärt, da man einer­seits von Med­ve­dev auf­grund sei­ner Sie­ges­se­rie und dem damit ver­bun­de­nen Selbst­ver­trau­en eine star­ke Leis­tung erwar­ten konn­te, ande­rer­seits Djo­ko­vic in AO-Finals bis dato noch unge­schla­gen war. Für mich per­sön­lich war vor dem Fina­le der Rus­se der Favo­rit, da vor allem die Ver­let­zung und die damit schwer ein­zu­schät­zen­de kör­per­li­che Ver­fas­sung des Ser­ben, die das Fun­da­ment sei­nes Spiels bil­det, eine gro­ße Unbe­kann­te war. Denn eines war vor dem Fina­le auf­grund der Spiel­cha­rak­te­ris­tik der bei­den Fina­lis­ten zu erwar­ten, näm­lich län­ge­re und damit phy­sisch anspruchs­vol­le Ballwechsel.

Medvedev & Djokovic
© Jür­gen Hasenkopf

Doch Djo­ko­vic soll­te ein­mal mehr vie­le Zweif­ler eines Bes­se­ren beleh­ren. Von Beginn an war er der Chef am Platz und ließ kei­nen Zwei­fel auf­kom­men, dass er einen kla­ren Plan vor Augen hat­te, näm­lich den Rus­sen mit kon­trol­lier­ter Aggres­si­vi­tät unter Druck zu set­zen und ihn noch mehr, als die­ser in sei­nen letz­ten Matches gewohnt war, in die Defen­si­ve zu drän­gen. Ein Match­plan, der sich zwar vor dem Match ver­mu­ten ließ, vor allem weil Djo­ko­vic wegen des deut­lich an Effi­zi­enz ver­bes­ser­ten Auf­schlags (über 100 Asse vor dem Fina­le — so vie­le wie nie zuvor!) auch die Grund­la­ge schuf, des­sen in der Lage zu sein, doch der­art kon­stant und nahe­zu feh­ler­frei außer­halb sei­ner »Kom­fort­zo­ne« agie­ren zu kön­nen, war beein­dru­ckend und zeig­te ein­mal mehr, war­um er der der­zeit bes­te Spie­ler der Welt ist.

Das die­se Leis­tung aber auch erwar­tet wer­den konn­te, liegt an einem wesent­li­chem »leis­tungs­be­stim­men­den« Fak­tor, dem sich vie­le Spie­le­rIn­nen, Coa­ches und Expert*innen bewusst sind, näm­lich der Erfah­rung. Bei Djo­ko­vic hat­te man schon in der Vor­be­rei­tung beim Warm-up (im Ver­lauf der Über­tra­gung zu sehen) das Gefühl, dass er sich geis­tig auf das Fina­le ein­ge­stellt hat­te und ihm ob sei­ner unzäh­li­gen Grand-Slam-Finals klar bewusst war, was auf ihn zukom­men wird und wie er sich in bestimm­ten Momen­ten zu ver­hal­ten hat. Im Ver­lauf des Fina­les gab der Ser­be einem das Gefühl, zu jedem Zeit­punkt »Herr der Lage« zu sein, weil er für jede Situa­ti­on, für jedes tak­ti­sche Mit­tel des Geg­ners, eine Lösung parat zu haben schien und dadurch ein ent­spre­chen­des Selbst­ver­trau­en und Prä­senz auf dem Platz aus­strahl­te, die letzt­end­lich gro­ßen Ein­fluss auf den ein­deu­ti­gen fina­len Aus­gang hat­te. Bei Med­ve­dev hat­te man gegen Ende des zwei­ten und im kom­plet­ten drit­ten Satz das Gefühl, hilf­los zu sein und nicht zu wis­sen, wie er sich aus der »Umklam­me­rung« befrei­en kann.

So schwer die­se Nie­der­la­ge für Med­ve­dev zu ver­ar­bei­ten sein wird, ist sie eine abso­lu­te Not­wen­dig­keit um als Ten­nis­pro­fi wach­sen zu kön­nen und für kom­men­de Finals bes­ser gewapp­net zu sein. Denn dann ist er womög­lich der Spie­ler, der auf­grund sei­ner Erfah­run­gen und den dar­aus gezo­ge­nen Leh­ren sei­nen ers­ten Grand-Slam-Titel fei­ern kann. Ich bin über­zeugt davon, dass ihm das gelin­gen wird!

             

Imageaufwertung erwünscht

Image­auf­wer­tung erwünscht


Die welt­wei­te Bericht­erstat­tung der letz­ten Mona­te hat­te natür­lich ein zen­tra­les Schwer­punkt­the­ma: Coro­na. Dabei wur­de neben aktu­el­len und zukünf­ti­gen wirt­schaft­li­chen und sozia­len auch von gesund­heit­li­chen Aus­wir­kun­gen durch die Pan­de­mie berich­tet. Die Maß­nah­men, die sei­tens diver­ser Regie­run­gen getrof­fen wur­den, las­sen jedoch ver­mu­ten, dass spe­zi­ell im Bereich der Gesund­heits­för­de­rung und einem dafür wesent­li­chen Bau­stein, näm­lich dem Sport, nur sehr bedingt Beach­tung geschenkt wird.

Die Wir­kung von regel­mä­ßi­ger sport­li­cher Betä­ti­gung ist mitt­ler­wei­le durch unzäh­li­ge Stu­di­en belegt, Ärz­te und selbst Poli­ti­ker rufen dazu auf, dass sich Men­schen bewe­gen sol­len, um bei­spiels­wei­se Stress abzu­bau­en oder ihr Immun­sys­tem zu stär­ken. Für mich als Coach hört sich das nach einem »abge­ben« der Ver­ant­wor­tung von Sei­ten der Ver­ant­wort­li­chen an. Drei grund­le­gen­de Feh­ler wer­den hier­bei gemacht:

1. Man geht davon aus, dass Bewe­gung und sport­li­che Betä­ti­gung kei­ne Anlei­tung braucht und dass jeder weiß, wel­che und wie­viel Bewe­gung für einen selbst opti­mal ist.

2. Es wird ver­ges­sen, dass hier in ers­ter Linie Per­so­nen ange­spro­chen wer­den, die grund­sätz­lich bereits sport­lich aktiv sind und sich den posi­ti­ven Aus­wir­kun­gen, die der Sport mit sich bringt, bewusst sind. Doch was pas­siert mit den­je­ni­gen, die man gera­de für den Sport begeis­tern konn­te, oder den­je­ni­gen, denen noch unter die Arme gegrif­fen wer­den muss? Jene Men­schen, die abwechs­lungs­rei­che und freud­vol­le Ein­hei­ten benö­ti­gen, um auch regel­mä­ßig zu trai­nie­ren. Die­se Per­so­nen wer­den dabei vergessen.

3. Es wird viel dar­über gere­det, dass die Angst groß ist, Kin­der und Jugend­li­che die län­ger kei­nen Sport betrei­ben, an Spiel­kon­so­len, usw. auf Dau­er zu ver­lie­ren. Spe­zi­ell in die­sem Fall ist die gemein­sa­me sport­li­che Bewe­gung, wie z.B. im Ten­nis-Grup­pen­un­ter­richt ein pro­ba­tes Mit­tel, um dem entgegenzuwirken.

Bedeu­tung der Coa­ches wird unterschätzt

Die­se Aspek­te machen deut­lich, dass eine Berufs­grup­pe sehr stark unter­schätzt, bzw. igno­riert wird, näm­lich Coa­ches! Gera­de sie haben in Zukunft, wenn der »nor­ma­le« Sport­be­trieb wie­der mög­lich ist, eine sehr gro­ße Ver­ant­wor­tung. Denn dann liegt es an ihnen, mit Ein­füh­lungs­ver­mö­gen, Moti­va­ti­on und mit­un­ter auch Über­zeu­gungs­ar­beit dafür zu sor­gen, dass sich wie­der eine Viel­zahl an Men­schen für den Sport begeis­tert und dadurch in Zukunft wie­der gesün­der und glück­li­cher leben kann.

Die­se Ver­ant­wor­tung steht im Wider­spruch zu der Wert­schät­zung und der Aner­ken­nung, die Coa­ches durch die Ver­ant­wort­li­chen Per­so­nen erfah­ren, was sich deut­lich in der täg­li­chen Bericht­erstat­tung der Medi­en oder auch bei den diver­sen Pres­se­kon­fe­ren­zen der Regie­run­gen zeigt, bei denen sie im bes­ten Fall in einem Neben­satz erwähnt werden.

Wenn nicht jetzt, wann dann…

Wann, wenn nicht jetzt, wäre die Mög­lich­keit einer Image­auf­wer­tung für Coa­ches, die dabei hel­fen könn­te, sie bei ihrer wich­ti­gen und ver­ant­wor­tungs­vol­len Arbeit auch für die Gesell­schaft im All­ge­mei­nen zu unter­stüt­zen und zusätz­lich viel­leicht noch mehr Men­schen für die­sen Beruf in Zukunft zu begeis­tern. Denn je mehr Coa­ches es gibt, des­to mehr qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ger Sport kann ange­bo­ten werden.

             

Menschliches Finale

Mensch­li­ches Finale


In den letz­ten Jah­ren wur­den wir bei den »Grand Slams« durch groß­ar­ti­ge Final­spie­le ver­wöhnt. So waren das Aus­tra­li­an-Open-Fina­le 2017 zwi­schen Roger Fede­rer und Rafa­el Nadal oder das Wim­ble­don-Fina­le 2019 zwi­schen Novak Djo­ko­vic und Roger Fede­rer Matches, die ich nie ver­ges­sen wer­de. Die­se Aus­ein­an­der­set­zun­gen wer­den mir vor allem des­halb in Erin­ne­rung blei­ben, weil die Akteu­re in den wich­tigs­ten Momen­ten ihr bes­tes Ten­nis zei­gen konnten.

Federer & Djokovic
© Jür­gen Hasenkopf

So gesche­hen zum Bei­spiel im Wim­ble­don-End­spiel des ver­gan­ge­nen Jah­res, wo Novak Djo­ko­vic gegen Roger Fede­rer mit einem Vor­hand-Cross-Pas­sier­ball aus vol­lem Lauf einen Match­ball abweh­ren konn­te. Die­se und vie­le ande­re Situa­tio­nen im Ver­lauf sol­cher Matches rufen bei mir regel­mä­ßig Fra­ge­zei­chen her­vor. Ich kann ein­fach nicht nach­voll­zie­hen, wie sol­che Schlä­ge mög­lich sind, sprich: wie man immer wie­der sein aller­bes­tes Ten­nis abru­fen kann, wenn es wirk­lich drauf ankommt.

Und dann bei den US Open 2020 ein wei­te­res außer­ge­wöhn­li­ches Fina­le. Dies­mal ging es zwi­schen Domi­nic Thiem und Alex­an­der Zverev um die Kro­ne und das mit über wei­te Stre­cken tol­lem Ten­nis und her­aus­ra­gen­der kämp­fe­ri­scher Leis­tung auf bei­den Sei­ten. Die­ses Match war für mich aber auch des­halb so außer­ge­wöhn­lich, weil es sich mei­ner Mei­nung nach in einem Punkt sehr stark von allen ande­ren Final­spie­len zuvor unter­schied. Thiem und Zverev zeig­ten uns ihr »Innen­le­ben«. Das, was sich in ihrem Kopf in den ent­schei­den­den Momen­ten abspiel­te. Die­ser Umstand ermög­lich­te dem Zuschau­er, sich im Ver­lauf der Par­tie enorm mit den Spie­lern zu iden­ti­fi­zie­ren. Man fühl­te sich den Spie­lern nahe, weil auch sie — wie wir »Nicht-Pro­fis« — in wich­ti­gen Situa­tio­nen und häu­fig aus Angst, einen Feh­ler zu machen, viel zu pas­siv agier­ten und teil­wei­se über­for­dert schie­nen. Sie agier­ten in den wich­ti­gen Situa­tio­nen häu­fig nicht, wie man es eigent­lich von ganz »Gro­ßen« gewohnt ist. Sie zeig­ten uns, was ihnen der Sieg sowie die Erfül­lung ihres Traums, auf den sie seit vie­len Jah­ren hin­ar­bei­ten, bedeu­ten. Sie zeig­ten ihre mensch­li­che Sei­te. Und genau aus die­sem Grund wird mir die­ses Fina­le in Erin­ne­rung bleiben.

             

Plädoyer für den Wettkampf

Plä­doy­er für den Wettkampf


Von Beginn an hat mich der Wett­kampf — das viel zitier­te »Eins gegen Eins« — fas­zi­niert. Im Lau­fe der Jah­re hat es weni­ge Din­ge oder Situa­tio­nen gege­ben, die so star­ke posi­ti­ve wie auch nega­ti­ve Emo­tio­nen in mir aus­lö­sen konn­ten, wie ich es häu­fig im Ver­lauf eines Matches emp­fun­den habe. Ganz beson­ders spe­zi­ell sind natür­lich die posi­ti­ven Gefüh­le. Die Glücks­mo­men­te. Die Eupho­rie. So wie bei­spiels­wei­se nach einem tol­len Pas­sier­ball aus vol­lem Lauf oder einem lan­gen Ball­wech­sel, den man schließ­lich für sich ent­schei­den konn­te. Genau das sind für mich wesent­li­che Grün­de, an Wett­kämp­fen teilzunehmen.

Spe­zi­ell zu Beginn der Meis­ter­schafts­sai­son habe ich jedoch auf­grund von Aus­sa­gen unmit­tel­bar vor dem Wett­kampf wie: „Ich bin so ner­vös, war­um tue ich mir das eigent­lich an?”, oder „Den/die Geg­ne­rIn ken­ne ich schon, gegen den/die möch­te ich nicht spie­len!” den Ein­druck, dass eini­ge Spie­le­rIn­nen den Wett­kampf vor­wie­gend als belas­tend emp­fin­den und sich dabei der posi­ti­ven Aspek­ten, die der Wett­kampf mit sich bringt, gar nicht bewusst sind oder die­se wegen einer Nie­der­la­gen­se­rie oder auf Grund einer schmerz­li­chen Nie­der­la­ge »ver­ges­sen« haben.

Aus die­sem Grund möch­te ich im Fol­gen­den wei­te­re posi­ti­ve Aspek­te des Wett­kamp­fes erwäh­nen, um Vor­freu­de zu erzeu­gen und dadurch das »belas­ten­de« Gefühl zu redu­zie­ren und/oder einen klei­nen Bei­trag zu leis­ten, bei ehe­ma­li­gen Wett­kampf­spie­le­rIn­nen das berühm­te »Feu­er« wie­der zu entfachen…

Der gewis­se Kick — das »Wel­len­bad der Gefüh­le«, wel­ches man vor allem im Ver­lauf eines knap­pen Matches häu­fig durch­lebt +++ Span­nung — auf­grund des unge­wis­sen Aus­gangs, ob sich die Mühen am Ende auch aus­zah­len +++ Abschal­ten — die Fähig­keit, im »Hier und Jetzt« zu sein und alles ande­re als unwich­tig erach­ten zu kön­nen +++ Per­sön­li­che Gren­zen — an sei­ne psy­chi­schen und phy­si­schen Gren­zen zu gehen und die­se auch im Vor­feld aus­ge­lo­tet zu haben +++ Her­aus­for­de­rung — eine erfolgs­ver­spre­chen­de Stra­te­gie zu suchen und sie dann im Ver­lauf des Matches auch zu fin­den, um danach ganz genau zu wis­sen, was in der Fol­ge zu tun ist +++ Gefühl von Stär­ke — das Gefühl, wel­ches man spürt, wenn man nach und nach die Ober­hand gewinnt +++ Glücksgefühl(e) — der Moment vor dem Match­ball, wenn man sich bewusst macht, dass nur noch ein Punkt zum Sieg fehlt. Am bes­ten ein Sieg, der hart erar­bei­tet wur­de und den man sich red­lich ver­dient hat +++ Eupho­rie und Stolz — das eupho­ri­sche Gefühl nach dem letz­ten Punkt. Stolz auf sich sein zu können…

Mei­ner Mei­nung nach ist es wich­tig, sich ein­mal sel­ber Gedan­ken dar­über zu machen war­um man an einem Wett­kampf eigent­lich teil­nimmt. Wel­che Gefüh­le die­ser Wett­kampf in einem aus­löst und was man eigent­lich davon erwar­tet. Denn wenn man sich des­sen bewusst ist, dann kann dies auch die zuvor erwähn­te Vor­freu­de erzeu­gen, die sich ohne Zwei­fel posi­tiv auf die Leis­tung aus­wir­ken wird.

Zu guter Letzt soll­te man sich auch bewusst sein, dass die zuvor erwähn­ten posi­ti­ven Aspek­te, die in Ver­bin­dung mit dem Wett­kampf ste­hen, anders­wo in der Häu­fig­keit und Inten­si­tät kaum oder wenn nur sehr sel­ten zu fin­den und zu erle­ben sind. Dies könn­te ver­mut­lich auch ein Grund sein, war­um sich sehr erfolg­rei­che Spit­zen­sport­le­rIn­nen, die bereits alles erreicht haben, wei­ter­hin den Her­aus­for­de­run­gen, die mit dem Wett­kampf ein­her­ge­hen, stel­len möch­ten. In die­sem Sinn wün­sche ich Euch viel Erfolg, aber vor allem viel Spaß bei Euren künf­tig hof­fent­lich noch zahl­rei­chen Matches.

             

Coaching-Floskeln

Coa­ching-Flos­keln


Ver­spä­tet, aber doch hat in Öster­reich die Mann­schafts­meis­ter­schaft begon­nen, was ich ger­ne zum Anlass neh­me, um eine klei­ne Aus­wahl mir bekann­ter »Coa­ching-Flos­keln« zum Bes­ten zu geben. Dazu zäh­len: „Spiel’ Punkt für Punkt!” — „Spiel’ den Ball und nicht die Geg­ne­rin bzw. den Geg­ner!” — „Spiel’ das, was Du kannst und nicht, was Du ger­ne spie­len möch­test!” — „Spiel’, um zu gewin­nen und nicht, um nicht zu ver­lie­ren!” — „Das Match ist erst zu Ende, wenn der letz­te Punkt gespielt wur­de!” — oder wie es mei­nes Wis­sens der Vater von Tho­mas Mus­ter ein­mal tref­fend for­mu­liert hat: „Auf­ge­ge­ben wird nur ein Brief!”

Impression
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Die­se Aus­sa­gen haben natür­lich auch einen gewis­sen Inter­pre­ta­ti­ons­spiel­raum, des­halb eine kur­ze Erklä­rung mei­ner Sicht­wei­sen: Für mich bedeu­tet bei­spiels­wei­se „Spiel’ Punkt für Punkt!“, dass man sich auf das »Jetzt« kon­zen­trie­ren soll. Egal was war oder was noch kom­men wird: Ver­su­che, die­sen Punkt zu gewin­nen und gib’ Dein Bes­tes! +++ „Spiel’ den Ball und nicht die Geg­ne­rin bzw. den Geg­ner!“ wie­der­um heißt für mich, dass es nicht von Bedeu­tung ist, wer auf der ande­ren Sei­te des Net­zes steht. Der Fokus liegt nicht auf den Gefüh­len, die mein Gegen­über in mir aus­löst, son­dern ein­zig und allein auf dem Ball, der auf mich zukommt und den spie­le ich so gut und unan­ge­nehm wie mög­lich auf die ande­re Sei­te zurück! +++ Eine mei­ner Lieb­lings­aus­sa­gen ist „Spiel’ das, was Du kannst und nicht, was Du ger­ne spie­len möch­test!“ Meis­tens in Ver­bin­dung mit der vor­her getä­tig­ten Aus­sa­ge der Spielerin/des Spie­lers „Die­ser Schlag ist mir schon ein­mal gelun­gen. Den kann ich!” Mei­ne Ant­wort dar­auf lau­tet dann meis­tens: „Das mag sein, aber jetzt gera­de eben nicht…” Das, um was es letzt­end­lich in die­ser Aus­sa­ge geht ist, dass man sich bewusst machen soll, was man kann und dies vor allem in ent­schei­den­den Situa­tio­nen im Match auch umzu­set­zen ver­sucht. Ris­kan­te Bäl­le, die viel­leicht spek­ta­ku­lä­rer, aber sehr sel­ten erfolg­ver­spre­chend sind, sind hin­ge­gen zu vermeiden.

Die nächs­te Aus­sa­ge, die mei­nes Wis­sens Roger Fede­rer getä­tigt hat, näm­lich „Spiel’ um zu gewin­nen und nicht, um nicht zu ver­lie­ren!“ ist grund­sätz­lich rela­tiv ein­fach zu ver­ste­hen, aber in der Rea­li­tät häu­fig sehr schwer umzu­set­zen. Dabei geht es mei­nes Ver­ständ­nis­ses nach dar­um, das Heft selbst in die Hand zu neh­men, den Gegen­über zu bewe­gen, unter Druck zu set­zen, das Spiel zu bestim­men und nicht auf den Feh­ler zu war­ten. Dabei darf man aber nicht »über­powern« und/oder zu ris­kant spie­len, denn das führt in der Fol­ge zu einer Viel­zahl von unforced errors. Genau die­se Balan­ce zu fin­den, macht die Umset­zung so schwierig.

Die letz­te Coa­ching-Mes­sa­ge besagt ein­fach nur, dass man nie auf­ge­ben soll. Bis der letz­te Punkt nicht ver­lo­ren gegan­gen ist, hat man immer noch die Mög­lich­keit, das Match für sich zu ent­schei­den. Und ver­meint­lich ver­lo­ren geglaub­te Matches noch zu dre­hen, waren und blei­ben doch die schöns­ten Sie­ge! In die­sem Sin­ne wün­sche ich Euch viel Erfolg bei Euren Matches.

             

„Tennis ist wie Schach!”

„Ten­nis ist wie Schach!”


Aktu­ell hat man gezwun­ge­ner­ma­ßen viel Zeit, sich auch ver­mehrt theo­re­tisch mit dem Ten­nis­sport aus­ein­an­der­zu­set­zen. Des­halb möch­te ich die Gele­gen­heit nut­zen und einen kur­zen Ein­blick über mei­nen per­sön­li­chen Zugang und mei­ne per­sön­li­chen Erfah­run­gen zum The­ma »Tak­tik im Ten­nis« geben.

Die Theo­rie. »Ten­nis ist wie Schach« — daher spricht man ja auch von tak­ti­schen Schach­zü­gen — ein Satz den ich als Kind häu­fig gehört habe und der damals für mich kei­nen Sinn ergab. Mitt­ler­wei­le ver­ste­he ich, was vor allem mein Trai­ner damit gemeint hat und war­um er gele­gent­lich mit mir vor Matches eine kur­ze Schach­par­tie gespielt hat. Doch was bedeu­tet das nun konkret?!

Schach
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Mei­ner Mei­nung nach wird die­ser Ver­gleich des­halb gezo­gen, weil es in bei­den Fäl­len dar­um geht, sei­ne Geg­ne­rin bzw. sei­nen Geg­ner zu »lesen«, deren/dessen Spiel­zü­ge vor­aus­zu­ah­nen, sie/ihn unter Druck zu set­zen und wenn man sel­ber in Bedräng­nis kommt, sich rasch erfolgs­ver­spre­chen­de Gegen­stra­te­gien zu über­le­gen, um am Ende die für sich best­mög­li­che Leis­tung erbrin­gen zu kön­nen. In der Pra­xis ist dies jedoch oft­mals leich­ter gesagt, als getan. Denn um einen Groß­teil des dafür not­wen­di­gen Rüst­zeugs zu haben, bedarf es neben Zeit noch eini­ger ande­rer Voraussetzungen.

Dazu gehö­ren unter anderem…

1) Zeit/Erfahrung — je län­ger man sich mit dem Ten­nis­sport aus­ein­an­der­setzt, umso mehr Erfah­rung hat man und umso mehr tak­ti­sche Vari­an­ten kennt man. Auch weiß man mit der Zeit, wie und wann man sie anwen­den soll. Zusätz­lich wächst auch die Fähig­keit, tak­ti­sche Schach­zü­ge der Geg­ne­rin bzw. des Geg­ners rasch zu erken­nen und dar­auf ent­spre­chend reagie­ren zu können…

2) Eige­ne Stär­ken und Schwä­chen — man muss sich sei­ner eige­nen Stär­ken und Schwä­chen bewusst sein. Das ist not­wen­dig, um dar­aus die indi­vi­du­ell opti­ma­le Tak­tik zu entwickeln…

3) Frem­de Stär­ken und Schwä­chen — man muss in der Lage sein, die Stär­ken und Schwä­chen der Geg­ne­rin bzw. des Geg­ners zu erken­nen. Das ist ent­schei­dend, um sich — für den Fall, dass die eige­ne Tak­tik nicht »funk­tio­niert« — eine ent­spre­chen­de Gegen­stra­te­gie über­le­gen zu können…

4) Die »rich­ti­ge« Tak­tik umset­zen kön­nen — je grö­ßer das Schlag­re­per­toire ist und je län­ger man die Fein­hei­ten der ein­zel­nen tak­ti­schen Kon­zep­te her­aus­ge­ar­bei­tet und trai­niert hat, des­to grö­ßer ist die Wahr­schein­lich­keit, für jede(n) Geg­ne­rIn bezie­hungs­wei­se für jeden Spiel­ver­lauf oder jede Spiel­si­tua­ti­on das bes­te tak­ti­sche Kon­zept anwen­den zu können…

5) Die rich­ti­ge Tak­tik umset­zen wol­len — nur zu wis­sen, was man spie­len soll, reicht oft­mals nicht, weil es mei­ner Erfah­rung nach vie­le Spie­le­rIn­nen gibt, die lie­ber in »Schön­heit ster­ben«, als mit einer Tak­tik zu gewin­nen, mit der sie sich nicht iden­ti­fi­zie­ren können/wollen (z.B. defen­si­ve Spielform)…

6) Aus­dau­er — man muss die Aus­dau­er haben, die »rich­ti­ge« Tak­tik auch kon­se­quent durch­zu­spie­len. Es gibt vie­le Bei­spie­le von Matches, wo deut­lich zu erken­nen war, dass ein(e) Spie­le­rIn die per­fek­te Tak­tik gefun­den hat­te, es ihr/ihm dann aber zu »ein­fach« und sie/er in alte Mus­ter zurück­fie­len und den Platz letzt­end­lich als Ver­lie­re­rIn verließen…

7) Die Pra­xis. Nach­dem die­sem theo­re­ti­schen Über­blick zum The­ma Tak­tik kom­men wir nun zur Pra­xis. Dazu stel­le ich Euch drei ver­schie­de­ne Spiel­for­men vor, die mei­ner Erfah­rung nach in unter­schied­li­cher Häu­fig­keit in allen Alters- oder Spiel­klas­sen zu erken­nen sind…

Spiel­form Num­mer 1

Die »defen­si­ve Spiel­form« (dS). Ziel dabei ist es, selbst wenig uner­zwun­ge­ne Feh­ler zu bege­hen, indem der Ball mit einem ent­spre­chen­den Sicher­heits­ab­stand zum Netz und zu den Lini­en ins geg­ne­ri­sche Feld gespielt wird. Durch die­se Spiel­wei­se soll der Geg­ner dazu ver­lei­tet wer­den, mehr Druck auf­zu­bau­en und somit das eige­ne Risi­ko zu erhö­hen, wodurch sei­ne Feh­ler­quo­te im bes­ten Fall zunimmt. Bei­spiel: Aus­tra­li­an Open 2020, Ende fünf­ter Satz, Novak Djo­ko­vic gegen Domi­nic Thiem — Djo­ko­vic zwingt Thiem (der kör­per­lich schon gezeich­net war) durch län­ge­re Ball­wech­sel, noch mehr Risi­ko ein­zu­ge­hen. Das Resul­tat ist hin­läng­lich bekannt…

Spiel­form Num­mer 2

Die »aggres­si­ve Spiel­form« (aS). Die­se Spiel­form unter­schei­det sich von der »dS« dadurch, dass man den Ball etwas näher an den Lini­en plat­ziert, wodurch der Geg­ner mehr lau­fen muss. Auch hier soll­ten ris­kan­te Bäl­le ver­mie­den wer­den, jedoch wird bei der »aS« der Geg­ner ver­mehrt durch höhe­res Tem­po und eine genaue­re Plat­zie­rung unter Druck gesetzt, wodurch sich sei­ne Feh­ler­quo­te erhöht. Bei­spiel: Nadal — Fina­le French Open 2019 — lei­der wie­der gegen Thiem…

Spiel­form Num­mer 3

Die »offen­si­ve Spiel­form« (oS). Hier­bei geht es dar­um, den Geg­ner schnellst­mög­lich, bei jeder sich bie­ten­den Gele­gen­heit, unter Druck zu set­zen. Nor­ma­ler­wei­se sind hier die Ball­wech­sel am kür­zes­ten. Bei die­ser Spiel­form sind auch Netz­at­ta­cken am häu­figs­ten zu sehen. Die »oS« birgt natür­lich die Gefahr, zu früh auf den Punkt zu gehen, was sich nega­tiv auf das Ver­hält­nis zwi­schen Feh­lern und Punk­ten aus­wir­ken kann. Bei­spiel: Roger Fede­rer — unter ande­rem »SABR« (Sneak Attack by Roger)

Mei­ner Mei­nung nach ist es wich­tig, dass jeder Spie­ler zwi­schen die­sen Spiel­for­men unter­schei­den und die­se umset­zen kann, um die­se im Ver­lauf eines Matches oder wenn mög­lich im Ver­lauf eines Ball­wech­sels rich­tig anwen­den zu kön­nen. Dadurch ist der Spie­ler in der Lage, in Abhän­gig­keit vom Geg­ner, von den äuße­ren Umstän­den (Belag, Wind,…) oder sei­ner eige­nen Ver­fas­sung (gutes/schlechtes Gefühl, fit oder unfit,…) die opti­ma­le Spiel­form aus­zu­wäh­len und eine ent­spre­chen­de Leis­tung an die­sem Tag zu erbringen.