AO-Finale 2023

AO-Fina­le 2023


Sonn­tag, 29. Janu­ar 2023. Der Tag beginnt um 7.30 Uhr. Eine Uhr­zeit, an der man an einem Sonn­tag nor­ma­ler­wei­se sel­ten moti­viert aus dem Bett kommt. Doch die Vor­freu­de auf das AO-Open Fina­le, in dem so oder so Geschich­te geschrie­ben wird, erleich­tern das Auf­ste­hen ungemein.

Unmit­tel­bar vor dem Fina­le zwi­schen Novak Djo­ko­vic und Ste­fa­nos Tsit­si­pas schrei­ben mei­ne Freun­din und ich auf klei­nen wei­ßen Zet­teln das von uns erwar­te­te End­re­sul­tat auf. Gefal­tet über­ge­ben wir es wech­sel­sei­tig dem Part­ner. Es fällt uns bei­den schwer, unse­re Ent­schei­dung rein auf den im Ver­lauf des Tur­niers gewon­nen Erkennt­nis­sen zu tref­fen. Vor allem mir, des­sen Sym­pa­thie auf ewig einem Schwei­zer Ten­nis­spie­ler gehö­ren wird, fällt es schwer, objek­tiv zu blei­ben. Aus die­sem Grund schrei­be ich das von mir mehr erhoff­te als erwar­te­te Ergeb­nis auf und berei­te mich schon dar­auf vor, ent­täuscht zu werden.

Novak Djokovic
© Jür­gen Hasenkopf

Die Ana­ly­se.

Im ers­ten Satz hat­te man das Gefühl, dass Djo­ko­vic von Beginn an zu 100 % am Platz war und eine opti­ma­le Balan­ce zwi­schen inne­rer Ruhe, kla­rem Ver­stand und phy­si­scher Akti­vi­tät fin­den konn­te. Des Wei­te­ren zeig­te der Ser­be, dass nicht nur die Geschwin­dig­keit des Auf­schlags, son­dern viel­mehr eine hohe Pro­zent­zahl beim ers­ten Auf­schlag sowie des­sen Varia­ti­on in Rich­tung und Tem­po, wie es bei­spiels­wei­se bei einem ers­ten Auf­schlag mit Kick und 151 km/h auf die ein­hän­di­ge Rück­hand des Grie­chen erkenn­bar war, erfolg­ver­spre­chend sein kann. Sta­tis­tisch aus­ge­drückt, stand eine 72 % Quo­te beim »Ers­ten« des Ser­ben eine 60 % Quo­te des Grie­chen gegen­über. Noch beein­dru­cken­der war fol­gen­de Sta­tis­tik: Djo­ko­vic gewann 17 von 18 gewon­nen Punk­ten nach dem ers­ten Auf­schlag. Nach 36 Minu­ten ging der ers­te Satz dann auch mit 6:3 an den bis dato 9‑fachen AO-Sieger.

Im zwei­ten Satz änder­te Tsit­si­pas sein Spiel. Er agier­te wesent­lich druck­vol­ler und setz­te sei­nen Longli­ne­schlag deut­lich häu­fi­ger ein, was sein Spiel unbe­re­chen­ba­rer mach­te und den Geg­ner in Bewe­gung brach­te. Die Fol­ge: Tsit­si­pas hat­te durch­aus die Chan­ce auf den Satz­aus­gleich. Er hat­te den Ser­ben etwas aus dem Gleich­ge­wicht gebracht. Djo­ko­vic schimpf­te wie in den vor­an­ge­gan­ge­nen Matches auch schon häu­fig mit sei­ner Box. Ein posi­ti­ver und vor­bild­li­cher Aus­tausch schaut sicher anders aus. Bei 4:3 und 5:4 hät­te sein Her­aus­for­de­rer durch­aus eine Trend­wen­de in die­sem Fina­le ein­lei­ten kön­nen. Ich erin­ne­re hier nur an den Satz­ball bei 5:4 und zwei­tem Auf­schlag des Ser­ben, der in die­sem heik­len Moment ein­mal mehr von der pas­si­ven Spiel­wei­se des Grie­chen pro­fi­tier­te. Sicher eine spiel­ent­schei­den­de Situa­ti­on. Vor allem die Vor­hand ließ den elf Jah­re jün­ge­ren Her­aus­for­de­rer viel zu oft im Stich. Im Tie­break ver­spiel­te Djo­ko­vic zunächst eine kom­for­ta­ble 4:1‑Führung. Irgend­wie aber hat­te man das Gefühl, der Ser­be braucht den Druck, um sich wie­der fokus­sie­ren zu kön­nen und um das für ihn erfolgs­ver­spre­chen­de Kon­zept, näm­lich die Vor­hand des Grie­chen anzu­spie­len, kon­se­quent durch­zu­zie­hen. Der Tie­break ging mit 7:4 an den Routinier.

Trotz eines Breaks zu Beginn des drit­ten Sat­zes wirk­te der Grie­che ein­falls­los und von der Grund­li­nie war er dem Geg­ner vor allem auf­grund der immer noch andau­ern­den Vor­hand­schwä­che unter­le­gen. Die Über­le­gen­heit von Djo­ko­vic führ­te am Ende zu einem wei­te­ren knap­pen, aber gefühlt unge­fähr­de­ten 7:6.

Der Aus­blick.

Mit sei­nem 22. Grand-Slam Tri­umph und als neue Nr. 1 der Welt­rang­lis­te ver­mu­te ich, dass der Ser­be das Ten­nis­jahr 2023 wei­ter domi­nie­ren und wei­te­re Grand-Slam-Titel fei­ern wird. Wie vie­le Major-Kro­nen noch dazu kom­men, wird unter ande­rem auch vom Come­back eines Car­los Alca­raz abhän­gen und auch, ob Rafa­el Nadal in ent­spre­chen­der kör­per­li­cher Ver­fas­sung auf die Ten­nis­büh­ne zurück­keh­ren kann. Wobei ich Nadal in ers­ter Linie bei den French Open eine rea­lis­ti­sche Chan­ce auf den Titel ein­räu­me. Viel­leicht spie­len in die­sem Jahr auch Pro­fis wie bei­spiels­wei­se Sebas­ti­an Kor­da (wenn sei­ne Hand­ge­lenks­ver­let­zung nicht gra­vie­rend ist) eine ent­schei­den­de Rol­le im Kampf um die begehr­tes­ten Tro­phä­en. Ich freue mich auf jeden Fall auf die kom­men­den Mona­te und bin über­zeugt davon, dass es wie­der vie­le her­aus­ra­gen­de Matches geben wird.

Novak Djokovic
© Jür­gen Hasenkopf

Unse­re Anfangs-Prognose.

Die ein­gangs erwähn­te Pro­gno­se betref­fend sei nur so viel gesagt, dass eine Per­son abso­lut rich­tig lag und die ande­re Per­son in sei­ner Erwar­tung lei­der bestä­tigt wur­de, mit sei­nem Tipp jedoch nicht recht behielt.

             

Vater-Tochter-Duo

Vater-Toch­ter-Duo


Hal­lo Toni! Ich bin eine sehr ehr­gei­zi­ge jun­ge Spie­le­rin. Ich bin 17 Jah­re alt und wer­de auf den Tur­nie­ren (auch inter­na­tio­nal bei ITF-Jugend­tur­nie­ren) aus­schließ­lich von mei­nem Vater beglei­tet. Lei­der hat er so gut wie kei­ne Ahnung vom Ten­nis als sol­ches, gleich­wohl ist er mein ein­zi­ger Ansprech­part­ner bei den Tur­nie­ren und nur mit ihm habe ich wäh­rend der Matches auch regel­mä­ßi­gen Blick­kon­takt. Nun mei­ne Fra­ge: In wie­weit könn­te er posi­tiv auf mich ein­wir­ken, sowohl vor, als auch nach den Begeg­nun­gen, vor allem aber wäh­rend der Matches. Er wür­de so gern hel­fen, aber er weiß nicht wie. Dan­ke, Toni!!!!

Toni Witz: Zuerst ein­mal freut es mich, dass Du so eine ambi­tio­nier­te Spie­le­rin bist! Tja, eine opti­ma­le Betreu­ung wäh­rend eines Tur­niers ist eine sehr kom­ple­xe Sache, bei der Punk­te wie Vor- und Nach­be­treu­ung, schrift­li­che Auf­zeich­nun­gen des Matches zwecks anschlie­ßen­der Ana­ly­se, men­ta­le Unter­stüt­zung usw. eine gro­ße Rol­le spie­len. Des­halb ist es von Vor­teil, wenn man als Betreue­rin oder Betreu­er Erfah­rung mit dem Ten­nis­sport (Wett­kampf) hat, um ganz spe­zi­ell bei­spiels­wei­se mög­li­che emo­tio­na­le Ach­ter­bah­nen im Ver­lauf eines Matches nach­voll­zie­hen zu kön­nen und wäh­rend des Matches, aber vor allem nach dem Match ent­spre­chend unter­stüt­zend agie­ren zu kön­nen. Wäh­rend einer Par­tie ist dies natür­lich nur bedingt möglich.

Auf­grund der Kom­ple­xi­tät, da ich Euch bei­de per­sön­lich nicht ken­ne und mir die Art und Wei­se wie ihr mit­ein­an­der »arbei­tet« nicht bekannt ist, sind kon­kre­te Vor­schlä­ge, von denen ich über­zeugt bin, dass sie Dir auf jeden Fall hel­fen wür­den, nur sehr ein­ge­schränkt möglich.

Des­halb wür­de ich Euch als ers­ten Schritt vor­schla­gen, dass Ihr Euch mit Dei­nem Heim­trai­ner dies­be­züg­lich zusam­men­setzt, der, eine exzel­len­te Aus­bil­dung vor­aus­ge­setzt, im Nor­mal­fall um die­se Erfah­rung ver­fü­gen soll­te. Er soll Euch ganz klar sagen, wel­che rele­van­ten Din­ge Dein Vater im Ver­lauf eines Tur­niers tun soll und in wel­chen spe­zi­el­len Momen­ten er Dich best­mög­lich unter­stüt­zen kann. Falls dies nicht mög­lich sein soll­te, kannst Du mich ger­ne noch­mals kon­tak­tie­ren. Ich hel­fe Dir, so gut es aus der Fer­ne mög­lich ist. Auf die­sem Wege wün­sche ich Dir zunächst ein­mal alles Gute für Dei­ne Tenniskarriere!

             

Be the best Coach!

Be the best Coach!


Es gibt immer wie­der Pha­sen im Ver­lauf der Coa­ching-Tätig­kei­ten, in denen man sich die Fra­ge stellt, ob man einen guten Job macht oder ob alles best­mög­lich läuft. Die­se Fra­gen, bezie­hungs­wei­se das sich selbst hin­ter­fra­gen, kann bei­spiels­wei­se in Momen­ten auf­tre­ten, in denen der eige­ne Schütz­ling im Trai­ning nicht so moti­viert ist oder eine über­ra­schen­de Nie­der­la­ge ein­ste­cken muss­te. Die­se Über­le­gun­gen füh­ren in mei­nem Fall gele­gent­lich zu der ein­fa­chen aber zugleich sehr kom­ple­xen Fra­ge: Was macht eigent­lich einen guten Coach aus?!

Ich möch­te auf­grund mei­ner Erfah­run­gen, die ich frü­her als akti­ver Spie­ler mit mei­nen Trai­nern, als Schüler/Student in diver­sen Aus- und Fort­bil­dun­gen und als akti­ver Trai­ner gesam­melt habe, ein Bild eines für mich per­sön­lich guten Coa­ches zeich­nen. Und zwar möch­te ich an die­ser Stel­le ver­su­chen, ande­re Eigen­schaf­ten anzu­füh­ren, als jene die sehr häu­fig in diver­sen Bei­trä­gen oder Fach­zeit­schrif­ten erwähnt wer­den, in denen von päd­ago­gi­scher Kom­pe­tenz, tech­ni­schem und tak­ti­schem Ver­ständ­nis, etc. die Rede ist. Die­se Eigen­schaf­ten sind natür­lich eben­so rele­vant. Ich hof­fe jedoch, dass es mir durch eine mit­un­ter ande­ren Betrach­tungs­wei­se gelingt, eini­gen Coa­ches dabei zu hel­fen, noch effi­zi­en­ter und qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ger arbei­ten zu kön­nen. Lan­ge Rede kur­zer Sinn, nun ein Aus­zug von Eigen­schaf­ten, die einen guten Coach mei­ner Mei­nung nach ausmachen…

Coach sein — full time job

Ein berühm­ter Coach hat ein­mal in einem Vor­trag erwähnt, dass es für ihn selbst­ver­ständ­lich sei, immer für sei­ne Schütz­lin­ge da zu sein. Bezo­gen auf das Trai­ning  bedeu­tet das, dass die »Betreu­ung« nicht ab dem Moment endet, wo man den Platz ver­lässt, son­dern dass man auch außer­halb des Plat­zes ein offe­nes Ohr für sei­ne Schütz­lin­ge haben soll­te. Denn auch Din­ge, die außer­halb des Plat­zes pas­sie­ren, kön­nen einen posi­ti­ven wie auch nega­ti­ven Ein­fluss auf die weitere(n) Trainingsleistung(en) haben. Des­halb ist es wich­tig, dies vor dem Trai­ning zu wis­sen, um das Trai­ning ent­spre­chend gestal­ten zu können.

Ver­ständ­nis

In Anleh­nung an den soeben erwähn­ten Punkt bedeu­tet dies in gewis­sen Situa­tio­nen, in denen der Schütz­ling zum Bei­spiel auf­grund von pri­va­ten Pro­ble­men unkon­zen­triert oder unmo­ti­viert erscheint, als Trai­ne­rIn ver­ständ­nis­vol­ler gegen­über der vor­aus­sicht­lich dar­aus resul­tie­ren­den schwä­che­ren Trai­nings­leis­tung zu sein. Es soll­te aber nach dem Trai­ning von Sei­ten der Trai­ne­rin bzw. des Trai­ners the­ma­ti­siert wer­den, um eine Lösung für die wei­te­ren Trai­nings­ein­hei­ten zu finden.

Struk­tu­rier­te Flexibilität

Es ist grund­sätz­lich wich­tig für jedes Trai­ning, einen Plan/Schwerpunkt(e) zu haben, damit klar ist, was man in der Trai­nings­ein­heit errei­chen möch­te. Dabei ist aber häu­fig eine situa­tiv varia­ble Fle­xi­bi­li­tät erfor­der­lich, da, wie zuvor erwähnt, indi­vi­du­el­le Vor­aus­set­zun­gen der Schütz­lin­ge an den jewei­li­gen Tagen berück­sich­tigt wer­den müssen/sollten. Das bedeu­tet für die Pra­xis, dass man bei­spiels­wei­se den Trai­nings­plan bei man­geln­der Moti­va­ti­on sei­tens des Schütz­lings mit Übun­gen ergänzt/ersetzt, die viel­leicht nicht zum aktu­el­len Trai­nings­schwer­punkt pas­sen, von denen man aber weiß, dass sie sehr ger­ne gespielt werden.

Aus­tausch

Erklä­run­gen und Abspra­chen mit sei­nem Schütz­ling vor dem Trai­ning oder in des­sen Ver­lauf sind mei­ner Erfah­rung nach sehr wich­tig, um sei­ne Schütz­lin­ge auch men­tal im Trai­nings­pro­zess zu for­dern und ein­zu­glie­dern. Hier möch­te ich grund­sätz­lich zwi­schen Spie­le­rIn­nen unter­schei­den die sich a) trai­nie­ren las­sen, die qua­si alles von ihrem Coach ent­schei­den las­sen und im Trai­ning eher »pas­siv« agie­ren und b) sel­ber Inputs für das Trai­ning geben, die nach­fra­gen oder/und hin­ter­fra­gen war­um bei­spiels­wei­se die­se Übung jetzt gespielt wird, oder in die­ser Situa­ti­on die­ser Schlag bes­ser ist.

Der Vor­teil von aktiv trai­nie­ren­den Spie­le­rIn­nen ist, dass sie sich viel inten­si­ver mit dem Ten­nis­sport aus­ein­an­der­set­zen, wodurch ein schnel­le­rer Lern­erfolg sowie ein schnel­le­rer Leis­tungs­an­stieg erreicht wer­den kann. Somit wird klar, dass die Auf­ga­be eines guten Coa­ches auch dar­in besteht, dafür zu sor­gen, dass sei­ne Schütz­lin­ge aktiv im Trai­nings­pro­zess mit­ar­bei­ten. Es ist jedoch wich­tig, dass nicht immer alles bis ins kleins­te Detail durch­dis­ku­tiert wird, weil sonst kei­ne Zeit für das Trai­ning an sich bleibt. Hier sind ent­spre­chen­de Balan­ce sowie ein gewis­ses Fin­ger­spit­zen­ge­fühl erforderlich.

Begeis­te­rung erzeugen

Durch die bewuss­te Ein­glie­de­rung sei­nes Schütz­lings in das Trai­ning und dem dadurch wach­sen­dem Ver­ständ­nis für den Sport, steigt auch die Wahr­schein­lich­keit, dass die Schü­ler sich außer­halb des Plat­zes eben­falls für den Ten­nis­sport begeis­tern und in der Fol­ge bes­se­ren Spie­le­rIn­nen zuschau­en und ver­su­chen wer­den, sich von ihnen etwas abzu­schau­en. Auch dies ist nach­voll­zieh­ba­rer Wei­se för­der­lich für die per­sön­li­che Leistungsentwicklung.

Neue Wege gehen

Abwechs­lungs­rei­che und inno­va­ti­ve Trai­nings­ein­hei­ten sind wich­ti­ge Fak­to­ren, um Begeis­te­rung zu schaf­fen und auf­recht zu erhal­ten. Um dies zu errei­chen, kön­nen unter ande­rem neue Din­ge aus­pro­biert wer­den und auch Krea­ti­vi­tät wird manch­mal vom Coach gefor­dert. Ent­schei­dend dabei ist jedoch, sich vor­ab aus­rei­chend Gedan­ken dar­über zu machen, ob sich die neue(n) Übung(en) oder ein neu­er Trai­nings­an­satz wirk­lich dazu eig­nen oder eher kon­tra­pro­duk­tiv sind.

Moti­va­ti­on durch Inspiration

Moti­va­ti­on ist ein wich­ti­ges Ele­ment für eine gute Trai­nings­leis­tung. Damit der Schütz­ling in so vie­len Trai­nings­ein­hei­ten wie mög­lich moti­viert ist, vor allem in Ein­hei­ten mit Schwer­punk­ten, die dem Schütz­ling viel­leicht nicht so zusa­gen (bei­spiels­wei­se Tech­nik­trai­ning), ist es wich­tig, ihr/ihm näher zu brin­gen, war­um die­ser Schwer­punkt gesetzt wird. Man muss ihr/ihm so gut es geht ver­deut­li­chen, wie bei­spiels­wei­se kon­stan­ter oder druck­vol­ler das eige­nen Spiel dadurch wird. Wie wich­tig die­ser »Mosa­ik­stein« ist, um zum Bei­spiel beim nächs­ten Mal sei­ne Angstgegnerin/seinen Angst­geg­ner schla­gen zu kön­nen. Und was das dann für ein tol­les Gefühl sein wird, wenn man es geschafft hat. Spe­zi­ell bei Kin­dern und Jugend­li­chen ist es wich­tig, dies so detail­liert wie mög­lich zu beschrei­ben, um sie zu inspi­rie­ren, damit auch nicht so »span­nen­de« Trai­nings­in­hal­te mit höchst­mög­li­cher Moti­va­ti­on durch­ge­führt werden.

Still­stand ist Rückschritt

„Wer glaubt, alles zu wis­sen, hört auf, bes­ser zu wer­den”, die­ser Spruch eines ehe­ma­li­gen Trai­ners bringt es auf den Punkt. Als Coach hat man die Auf­ga­be, sich stän­dig wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, um neue Erkennt­nis­se und Trends, nach­dem man sie hin­ter­fragt und sich aus­rei­chend mit ihnen beschäf­tigt hat, in den Trai­nings­all­tag ein­zu­bau­en, um ein moder­nes und effi­zi­en­tes Trai­ning gewähr­leis­ten zu kön­nen. Dabei sind auch Koope­ra­ti­on und Aus­tausch mit ande­ren Trai­ne­rIn­nen sinn­voll und not­wen­dig, um auch ande­re Sicht­wei­sen ken­nen­zu­ler­nen und bei Bedarf in das eige­ne Trai­ning einzubauen.

Von ande­ren Sport­ar­ten lernen

Im Lau­fe mei­ner Aus­bil­dun­gen habe ich gelernt, dass es sehr hilf­reich ist, sich auch mit Trai­ne­rin­nen und Trai­nern aus ande­ren Sport­ar­ten aus­zu­tau­schen. Spe­zi­ell aus dem Bereich der Leicht­ath­le­tik kann man sich mei­ner Erfah­rung nach sehr viel abschau­en, denn hier fin­det man eine Viel­zahl an Übungs­for­men, die dafür sor­gen, dass ele­men­ta­re Din­ge wie Lau­fen oder Wer­fen von Beginn an rich­tig erlernt wer­den. Und sind die­se »Basics« ein­mal erlernt wor­den, kann man mit etwas Krea­ti­vi­tät und Sport­art­spe­zi­fi­schem Wis­sen aus leicht­ath­le­ti­schen auch ten­nis­spe­zi­fi­sche Übun­gen kreieren.

Eige­nen Stär­ken bewusst sein

Einer mei­ner bes­ten Leh­rer hat mich eines Tages mit einer Ant­wort auf die Fra­ge eines Kol­le­gen sehr über­rascht, indem er erwi­der­te: „Da bin ich kein Exper­te, dass kann dir mein Kol­le­ge sicher bes­ser beant­wor­ten.“ Mit die­ser Ant­wort hat­te ich des­halb nicht gerech­net, weil ich mir bis zu die­sem Zeit­punkt nicht vor­stel­len konn­te, dass die­ser kom­pe­ten­te und erfah­re­ne Trai­ner etwas nicht wis­sen kann. Mir wur­de in die­sem Moment schlag­ar­tig klar, dass ein guter Coach nicht jemand ist, der alles weiß, son­dern dem bewusst ist, wo ihre/seine Stär­ken lie­gen und für den Fall der Fäl­le ein Netz­werk mit Exper­ten hat, denen sie/er ver­traut und die sie/er um Rat fra­gen kann.

Feh­ler ein­ge­ste­hen – super Coach

Der­sel­be Leh­rer hat mir auch ver­mit­telt, dass Feh­ler im Ver­lauf der Coa­ching-Tätig­kei­ten pas­sie­ren wer­den, ja sogar nor­mal sind. Denn Feh­ler gehö­ren zum Ent­wick­lungs­pro­zess, den auch ein Coach durch­läuft, dazu. Wich­tig dabei sind jedoch zwei Din­ge. Ers­tens: den Feh­ler schnellst­mög­lich zu regis­trie­ren und zwei­tens zu ver­su­chen, dar­aus zu ler­nen — und die­sen feh­ler — wenn mög­lich — nicht zu wie­der­ho­len. Ein »Super Coach« teilt die­se Feh­ler mit ande­ren Coa­ches, damit die­se nicht die­sel­ben Feh­ler machen, um bei­spiels­wei­se dar­aus resul­tie­ren­de Ver­let­zun­gen zu verhindern.

Erfah­rung

Zu guter Letzt die wahr­schein­lich wich­tigs­te Vor­aus­set­zung, ein guter Coach sein zu kön­nen und um einen Teil der soeben erwähn­ten Punk­te auch »erfah­ren« zu haben, ist dann logi­scher Wei­se die Erfah­rung an sich. Nur durch Erfahrung(en) fin­det ein guter Coach jenen per­sön­li­chen Weg, der ihm rich­tig erscheint und bei dem er über­zeugt davon ist, sei­ne Schütz­lin­ge best­mög­lich betreu­en zu kön­nen. Und falls etwas nicht wie gewünscht läuft, weiß er durch die Viel­zahl an Trai­nings­ein­hei­ten und durch die Viel­zahl an unter­schied­li­chen Schütz­lin­gen mit ihren indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­sen, ob, was und wann etwas im Trai­nings­pro­zess geän­dert wer­den soll. Das bedeu­tet nicht, dass man zu Beginn der Trai­ner­kar­rie­re kein guter Coach sein kann, aber man muss sich im Kla­ren sein, dass Erfahrung(en) not­wen­dig ist/sind, um ein noch bes­se­rer Coach sein zu kön­nen. Alles Gute beim Erfah­rung sam­meln, um zum »bes­ten Coach zu wer­den, der ihr sein könnt«.

             

Zwangspausen nutzen

Zwangs­pau­sen nutzen


Nach­dem es in Öster­reich ab dem 22. Novem­ber 2021 für vor­aus­sicht­lich drei Wochen wie­der einen Lock­down geben wird und wir als Trai­ner (die­ser Begriff schließt im Fol­gen­den natür­lich auch die weib­li­chen Kol­le­gin­nen mit ein!) in unse­rem Tätig­keits­feld dadurch enorm ein­ge­schränkt sind, habe ich mir Gedan­ken dar­über gemacht, wie man eine (Zwangs-)Pause als Trai­ner effek­tiv nut­zen kann. Dafür möch­te ich ein paar mei­ner Über­le­gun­gen mit Euch tei­len. Viel­leicht sind ja eini­ge davon für Euch von Nutzen.

Auf sich selbst kon­zen­trie­ren und freie Zeit bewusst nutzen

Als Trai­ner ist man bei ent­spre­chen­der Quan­ti­tät und Stun­den­ge­stal­tung hohen, meist vor­wie­gend ein­sei­ti­gen kör­per­li­chen Belas­tun­gen aus­ge­setzt. Da kann es schon, vor allem mit zuneh­men­dem Alter, vor­kom­men, dass es immer wie­der mal an ver­schie­de­nen Kör­per­stel­len (Schul­ter, Ellen­bo­gen, Achil­les­seh­ne,…) schmerzt. Und um man­che kör­per­li­chen »Pro­ble­me« wie­der in den Griff zu bekom­men kann eine ent­spre­chen­de Pau­se, in Kom­bi­na­ti­on mit Beweg­lich­keits- und/oder Kräf­ti­gungs­übun­gen sehr wert­voll sein. An die­ser Stel­le soll auch erwähnt wer­den, dass Acht­sam­keits­übun­gen dabei hel­fen kön­nen, neben dem phy­si­schen falls nötig auch das psy­chi­sche Gleich­ge­wicht wie­der her­zu­stel­len. Am bes­ten wäre es dann noch, wenn man es schafft, die durch­ge­führ­ten Übun­gen und/oder erworbene(n) Routine(n) in den Arbeits­all­tag zu integrieren.

Wei­ter­bil­dung

Das The­ma »Wei­ter­bil­dung« soll­te im Trai­ner-Beruf mei­ner Mei­nung nach immer eine Rol­le spie­len. Dabei ist es wich­tig, dass man sich vor­ab ein­mal in Ruhe über­legt, in wel­chen Berei­chen (Psy­che, Tech­nik, etc.) man sich wei­ter­bil­den möch­te, damit eine gewis­se Ver­tie­fung und inten­si­ve Aus­ein­an­der­set­zung mög­lich ist.

Trai­ner­aus­tausch

Der Trai­ner-All­tag kann sehr for­dernd und arbeits­in­ten­siv sein, so dass wenig Zeit für den Aus­tausch mit Kol­le­gen bleibt. Das ist sehr scha­de, da gera­de die­ser Aus­tausch sehr wich­tig und posi­tiv sein kann, um Erfah­run­gen mit­ein­an­der zu tei­len, um sich und sein Trai­ning wei­ter­zu­ent­wi­ckeln zu können.

Vor­aus­pla­nung der Stunden

Ich bin ein gro­ßer Fan davon, Trai­nings­stun­den im Vor­feld zu pla­nen, um — falls nötig — die Mög­lich­keit und Zeit zu haben, dies mit ent­spre­chen­der Fach­li­te­ra­tur oder zusätz­li­chen Tools (zum Bei­spiel Online-Platt­for­men) zu tun, die das Trai­ning noch abwechs­lungs­rei­cher und qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ger wer­den las­sen. Unab­hän­gig davon kann es aber immer wie­der vor­kom­men, dass Adapt­a­tio­nen im Ver­lauf eines Trai­nings auf­grund von nicht vor­her­seh­ba­ren Gege­ben­hei­ten (bei­spiels­wei­se Tages­ver­fas­sung) not­wen­dig werden.

Sta­tis­ti­ken studieren

Sta­tis­ti­ken kön­nen dabei hel­fen, neue Erkennt­nis­se zu gewin­nen und im Trai­ning neue Schwer­punk­te zu set­zen. Oder sie kön­nen einem als Erklä­rung und Argu­ment im Ver­lauf einer Trai­nings­ein­heit die­nen. Bei­spiels­wei­se, wenn ein Schütz­ling sich über fast jeden ver­lo­re­nen Punkt ärgert und man mit­tels Sta­tis­ti­ken ver­sucht, des­sen Einstellung/Sichtweise ein wenig zu ändern. So ist es bei­spiels­wei­se sta­tis­tisch erwie­sen, dass es auch den »Bes­ten der Bes­ten« nicht gelingt, im Durch­schnitt mehr als 60% der Punk­te über die gesam­te Sai­son ver­teilt für sich zu ent­schei­den. Das bedeu­tet im Umkehr­schluss, dass auch sie mit einer Viel­zahl an nicht gewon­ne­nen Punk­ten umzu­ge­hen haben. Der gro­ße Unter­schied ist jedoch, dass sie es sehr häu­fig schaf­fen, dass dies kei­nen nega­ti­ven Ein­fluss auf den/die fol­gen­den Punkt(e) hat.

             

Vater-Sohn-Verhältnis

Vater-Sohn-Ver­hält­nis


Hal­lo Toni! Ich hät­te von Dir gern ein­mal eine Ein­schät­zung wes­halb es bei Alex­an­der Zverev ganz offen­sicht­lich nur in Kom­bi­na­ti­on mit sei­nem Vater als Coach sport­lich funk­tio­niert! Wäh­rend ande­re Top­coa­ches bei ihm mehr oder weni­ger geschei­tert sind, schwört Zverev immer wie­der auf sei­nen Vater als Chef­coach. Er bezeich­net ihn sogar als »bes­ten Coach der Welt«. Wie wich­tig ist das fami­liä­re Gleich­ge­wicht für Zverev? Offen­sicht­lich kommt es ja gera­de bei ihm dar­auf an, denn dass es auch ande­re Coa­ches auf der Welt gibt, die genau­so gut sind wie der Herr Papa oder gar noch einen Tick bes­ser, ist unbestritten.

Toni Witz: Gute Fra­ge, aber nicht so ein­fach zu beant­wor­ten, da man ja nicht weiß, was sich hin­ter den Kulis­sen wirk­lich abspielt. Das, was ich vor allem über die Medi­en (Bericht­erstat­tung und Inter­views) mit­be­kom­me, ist, dass Alex­an­der ein sehr enges Ver­hält­nis zu sei­ner Fami­lie hat. Was das Coa­ching betrifft, spielt neben sei­nem Vater mei­ner Mei­nung nach auch sein älte­rer Bru­der eine Rol­le. Das sind seit Beginn sei­ner Ten­nis­kar­rie­re zwei Per­so­nen, die er stän­dig um sich hat­te und die genau wis­sen, wie er tickt.

Ich den­ke, dass Alex­an­der den bei­den auch bedin­gungs­los ver­traut und ganz offen und ehr­lich mit ihnen reden kann. Auch über Din­ge, die eigent­lich nichts mit Ten­nis zu tun haben, sein Spiel aber trotz­dem beein­flus­sen. Ein sol­ches Ver­trau­en auf­zu­bau­en ist für man­che sehr schwer und dau­ert mit­un­ter auch eine gerau­me Zeit. Was man auch nicht ver­ges­sen darf ist, der »Zugang«, den man als Spie­ler bzw. als Betreu­er­team haben muss, wenn man einen neu­en Coach einstellt.

Hier ein kur­zer Auszug:

  • In man­chen Fäl­len ist klar, dass der neue Coach nicht der »Haupt­coach« ist, son­dern eher eine bera­ten­de Funk­ti­on ein­nimmt, wie dies ja auch bei der Fami­lie Zverev und Mar­ce­lo Melo, mit dem er sehr gut befreun­det sein soll, zu sein scheint.
  • Oder der neue Coach ersetzt nach einer Über­gangs­pha­se den »alten« Coach, wie dies zum Bei­spiel im »Team Rafa« bei Toni Nadal und Car­los Moya der Fall war.
  • Des Wei­te­ren gibt es auch Zusam­men­ar­bei­ten, bei denen ein Spieler/das Betreu­er­team einen neu­en Coach ins Team holt, um das spie­le­ri­sche Reper­toire zu erwei­tern. Als Bei­spiel kann hier Goran Iva­nes­e­vic erwähnt wer­den, der Novak Djo­ko­vic dabei gehol­fen hat, sei­ne Auf­schlag­spie­le häu­fig noch kla­rer für sich ent­schei­den zu können.

Aktu­ell läuft es bei Alex­an­der Zverev sehr gut und er scheint sich wohl zu füh­len. Somit kann behaup­tet wer­den, dass sein Vater viel­leicht all­ge­mein nicht der »bes­te Coach der Welt« ist, es aber für den Sohn mit des­sen indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­sen der­zeit kei­nen bes­se­ren gibt! Da es aber im Ver­lauf einer Ten­nis­kar­rie­re immer wie­der auch nicht so gute Pha­sen gibt, wird es inter­es­sant sein zu beob­ach­ten, ob es da nicht viel­leicht doch mal einen Wech­sel geben wird. Dann viel­leicht sogar mit einem weib­li­chen Coach an der Sei­te? Andy Mur­ray und Ame­lie Mau­res­mo jeden­falls haben gezeigt, dass auch eine sol­che Kon­stel­la­ti­on funk­tio­nie­ren kann.

             

Niederlage wie ein Sieg

Nie­der­la­ge wie ein Sieg


US Open Fina­le — oder: Wie sich eine Nie­der­la­ge am Ende doch noch wie ein Sieg anfüh­len kann… Da ich Anfang des Jah­res einen Bei­trag zum Aus­tra­li­an-Open-Fina­le zwi­schen Novak Djo­ko­vic und Daniil Med­ve­dev geschrie­ben habe, möch­te ich nun auch mei­ne Gedan­ken zum letz­ten Grand-Slam-Tur­nier des Jah­res mit Euch tei­len. Wie­der stan­den sich der Ser­be und der Rus­se gegenüber.

Medvedev & Djokovic
© Jür­gen Hasenkopf

Nun, die Aus­gangs­la­ge bei die­sem Fina­le war eine gänz­lich ande­re als noch zu Beginn des Jah­res. Die­ses Mal hat­te Djo­ko­vic die Mög­lich­keit, mit einem wei­te­ren Tri­umph bei einem Major-Tur­nier der Spie­ler mit den meis­ten Grand-Slam Titeln zu wer­den und — was mei­ner Mei­nung nach noch bedeu­ten­der war — nach Rod Laver der zwei­te Spie­ler in der Geschich­te des Ten­nis­sports zu wer­den, der die vier größ­ten Tur­nie­re inner­halb eines Kalen­der­jah­res gewinnt.

Die in diver­sen Bericht­erstat­tun­gen befrag­ten »Exper­ten« waren sich alle einig, dass Djo­ko­vic, der für sei­ne men­ta­le Stär­ke bekannt ist, sich die Gele­gen­heit, sich ein für alle Mal unsterb­lich zu machen, nicht neh­men las­sen wür­de. Ein­zig Mischa Zverev woll­te sich unmit­tel­bar vor dem Match auf kei­nen Sie­ger festlegen.

Das Match begann gleich mit einem Break für Med­ve­dev und auf­grund sei­ner unglaub­li­chen Auf­schlag­stär­ke und dem Umstand, dass der wahr­schein­lich bes­te Return­spie­ler aller Zei­ten zu Beginn kei­ne Mit­tel fand, die­sen zu ent­schär­fen, ging der ers­te Satz an Med­ve­dev. Der Rus­se schien sei­ne Nie­der­la­ge in Mel­bourne gut ver­ar­bei­tet zu haben und zeig­te sich ver­gleichs­wei­se selbst­be­wusst und sou­ve­rän. Djo­ko­vic über­ließ sei­nen Geg­nern im Ver­lauf der dies­jäh­ri­gen US Open ins­ge­samt nicht weni­ger als fünf Mal den ers­ten Durch­gang und man hat­te das Gefühl, dass hier eine gewis­sen Tak­tik dahin­ter ste­hen kön­ne. Eine muti­ge The­se wäre: Novak gestat­tet sei­nem Gegen­über Satz eins, um für sich künst­lich eine gewis­se Druck­si­tua­ti­on zu erzeu­gen, damit er selbst an sei­ne Leis­tungs­gren­ze gehen muss. In den Matches gegen Nishi­k­ori, Brooks­by, Ber­ret­ti­ni und Zverev ließ er den Auf­takt­durch­gang lie­gen und auch gegen Rune gab er einen Satz deut­lich ab. Ehr­lich gesagt hat­te ich auch gegen Med­ve­dev kei­ne Beden­ken, dass Djo­ko­vic das Match dre­hen würde.

ach­dem er aber im zwei­ten Satz meh­re­re Break­chan­cen nicht ver­wer­ten konn­te und mit über­ra­schen­den Netz­an­grif­fen ver­such­te, die Ball­wech­sel eher kür­zer zu hal­ten, kamen in mir lang­sam Zwei­fel auf. Irgend­wie hat­te man das Gefühl, dass sich Djo­ko­vic auf dem Platz nicht wohl fühl­te. Sei­ne Prä­senz am Court, bezie­hungs­wei­se sei­ne oft­mals spür­ba­re Über­le­gen­heit spe­zi­ell in spiel­ent­schei­den­den Situa­tio­nen, bei denen er das soge­nann­te »Momen­tum« für sich erzwin­gen konn­te, fehl­te an die­sem Tag. Aber auch nach dem Ver­lust des zwei­ten Sat­zes woll­ten man noch nicht so rich­tig an eine Djo­ko­vic-Nie­der­la­ge glau­ben. Ich hat­te immer noch das Gefühl, dass Djo­ko­vic auf­grund sei­ner Domi­nanz in den ver­gan­ge­nen Mona­ten und der sich bie­ten­den ein­ma­li­gen Gele­gen­heit auf den lupen­rei­nen »Grand Slam«, am Ende als Sie­ger den Platz ver­las­sen wür­de. Ich erin­ne­re hier an den 0:2‑Satzrückstand gegen den damals furi­os auf­spie­len­den Grie­chen Tsit­si­pas im Fina­le der French Open. Ein sol­ches Sze­na­rio in New York wür­de den Erfolg ja dann noch bedeut­sa­mer machen. Hat­te der Djo­ker die­se Situa­ti­on womög­lich absicht­lich insze­niert?! Immer­hin hat­te er uns in den ver­gan­ge­nen Jah­ren das Gefühl ver­mit­telt, nie­mals ein solch wich­ti­ges Match ver­lie­ren zu können.

Dass er es am Ende dann doch nicht geschafft hat, dafür gibt es mei­ner Ansicht nach meh­re­re Grün­de. Ein wesent­li­cher Grund war sicher­lich, dass Med­ve­dev an die­sem Tag im Stan­de war, über das gesam­te Match eine star­ke Leis­tung zu erbrin­gen. Spe­zi­ell in den ent­schei­den­den Momen­ten konn­te sich der Rus­se vor allem auf sei­nen Auf­schlag ver­las­sen. Ein wei­te­rer Grund war offen­sicht­lich, dass Djo­ko­vic mit dem Druck, der von außer­halb auf ihn ein­wirk­te und den er sich sel­ber zu machen schien, nicht umge­hen konn­te. Dies zeig­te sich bei­spiels­wei­se dar­an, dass er nicht in der Lage war, sei­ne gro­ße Stär­ke, in ent­schei­den­den Momen­ten noch ein wenig druck­vol­ler und noch prä­zi­ser als sein Gegen­über zu agie­ren, abzu­ru­fen. Der letz­te und für mich per­sön­lich ziem­lich über­ra­schen­de Grund war die deut­lich grö­ße­re Unter­stüt­zung des ame­ri­ka­ni­schen Publi­kums für den Ser­ben, wel­ches fast jeden sei­ner Punk­te fre­ne­tisch beju­bel­te, so als woll­ten sie mit­ver­ant­wort­lich sein für den Sieg und die damit ver­bun­de­ne unglaub­li­che Leis­tung in Bezug auf den Grand Slam.

Die­se für Djo­ko­vic doch eher sel­ten erleb­te und dadurch unge­wohn­te Situa­ti­on in Ver­bin­dung mit dem Druck waren am Ende zu viel für ihn. Doch die vor dem letz­ten Game in der Pau­se nach außen getra­gen Gefüh­le von Djo­ko­vic, die ihn für vie­le mensch­lich und nah­bar mach­ten, tru­gen dazu bei, dass ihn das ame­ri­ka­ni­sche Publi­kum noch stär­ker anfeu­er­te und er dadurch — unmit­tel­bar vor sei­ner wahr­schein­lich größ­ten Nie­der­la­ge — die von ihm stets ein­ge­for­der­te Aner­ken­nung von Sei­ten des Publi­kums end­lich spü­ren konn­te. Am Ende hat­te man bei der Sie­ger­eh­rung ein wenig das Gefühl, dass der Ser­be trotz der ver­ge­be­nen Chan­ce etwas His­to­ri­sches zu leis­ten, doch irgend­wie zufrie­den war. Denn viel­leicht konn­te sich Djo­ko­vic bis zu die­sem Zeit­punkt nicht vor­stel­len, dass man sich auch im Moment einer Nie­der­la­ge als Sie­ger füh­len kann, zumin­dest wenn man den­noch den Respekt und die Aner­ken­nung des Publi­kums erfährt.

             

Der »richtige« Support

Der »rich­ti­ge« Support


Hal­lo Herr Witz! Ich bin Ten­nis­va­ter und betreue gemein­sam mit mei­ner Frau unse­ren ambi­tio­nier­ten Sohn (17 Jah­re), der mitt­ler­wei­le Kader­spie­ler in unse­rem Ver­band ist. Aktu­ell wis­sen wir noch nicht so genau, wie wir unse­ren Sohn wäh­rend einer Par­tie unter­stüt­zen sol­len. Was frü­her recht ein­fach war, erweist sich mit zuneh­men­dem Alter als recht schwie­rig. Sind wir zu still, wirft er uns böse Bli­cke zu, sind wir zu eupho­risch, ern­ten wir die­se Blick­kon­tak­te aber eben­falls. Da gestal­tet sich die Unter­stüt­zung natür­lich schwie­rig. Einen Coach, der unse­ren Sohn per­ma­nent beglei­tet, kön­nen wir uns aber nicht leis­ten. Wenn er vom Ver­band aus gecoacht wird, ver­hält sich die Sache aber auch nicht anders, was uns als Eltern wie­der­um beru­higt. Kön­nen Sie uns weiterhelfen?

Toni Witz: Zuerst ein­mal dan­ke für Ihre Fra­ge! Mei­ne Tipps, die ich den Eltern mei­ner Schütz­lin­ge in einem sol­chen Fall gebe, basie­ren auf mei­nen Erfah­run­gen, die ich frü­her als Spie­ler und heu­tev als Coach sam­meln durf­te, bedür­fen aber auf­grund unter­schied­li­cher Per­sön­lich­kei­ten in der Pra­xis immer wie­der indi­vi­du­el­ler Lösungs­an­sät­ze. Grund­sätz­lich soll­ten Eltern unter ande­rem fol­gen­de Din­ge berücksichtigen:

  • unter­stüt­zen, nicht belehren
  • immer posi­ti­ve Aus­strah­lung haben (Augen ver­dre­hen oder Kopf schüt­teln ist kontraproduktiv)
  • von außen Ruhe ausstrahlen
  • nicht aktiv ins Spiel­ge­sche­hen ein­grei­fen (z.B. bei mög­li­chen Dis­kus­sio­nen um knap­pe Bälle)
  • nicht von außen einmischen
  • nach dem Match Zeit gestat­ten, um alles Gesche­he­ne zu ver­ar­bei­ten, wobei der Schütz­ling den Zeit­punkt des Gesprächs immer selbst wäh­len darf
  • auch im Fal­le einer Nie­der­la­ge immer die posi­ti­ven Din­ge herausarbeiten

Da ich ihre Situa­ti­on nur anhand Ihrer Fra­ge­stel­lung bewer­ten kann, wür­de ich Ihnen fol­gen­des vor­schla­gen: Spre­chen sie zuerst ein­mal mit dem Haupt-Coach Ihres Soh­nes und fra­gen sie ihn nach sei­ner Mei­nung. Füh­ren Sie zu viert (Fami­lie und Coach) ein Gespräch mit Ihrem Sohn und klä­ren Sie ab, ob er über­haupt möch­te, dass Sie bei­de ihm beim Match zuschau­en. Viel­leicht möch­te er aber auch »nur« einen Unter­stüt­zer vor Ort haben, nicht Sie bei­de. Wenn er möch­te, dass Sie dabei sind, dann fra­gen Sie ihn, was er sich von Ihnen im Ver­lauf des Matches wünscht oder was er von Ihnen erwar­tet. Nach dem Match bespre­chen Sie gemein­sam, ob Ihr Sohn Ihr Ver­hal­ten als unter­stüt­zend emp­fun­den hat und falls nicht, was ihn kon­kret gestört hat bzw. was ihm das nächs­te Mal mehr hel­fen wür­de. Man­che Spieler*innen sind sehr sen­si­bel und da kann es ein wenig dau­ern, bis man den Dreh’ raus hat. Geduld ist hier ein wesent­li­cher Punkt.

Wenn Sie bei den Matches dabei sind, dann kön­nen Sie sich neben auf­mun­tern­den Wor­ten und Ges­ten auch noch Noti­zen zum jewei­li­gen Match machen. Wie und was notiert wer­den soll, bespre­chen Sie vor­ab mit dem Coach, dem die­se Noti­zen hel­fen kön­nen, kon­kre­te Schwer­punk­te für die fol­gen­den Trai­nings­ein­hei­ten vor­zu­be­rei­ten. Alles Gute und viel Erfolg!

             

Objektiv und sachlich bleiben

Objek­tiv und sach­lich bleiben


Ich habe eine Fra­ge an Sie, die ich aus einer voll­kom­men ande­ren Per­spek­ti­ve her­aus­stel­len möch­te: Näm­lich aus Sicht einer Spie­le­rin, die ich per­sön­lich auf ITF-Ebe­ne betreue. Sie ist, so möch­te ich behaup­ten, medi­en­süch­tig. Gefühlt gibt nichts, was an ihr vor­bei segelt: Kein Ergeb­nis, kein Tur­nier­be­richt und kein Post in den sozia­len Medi­en zum The­ma Ten­nis. Das ist ganz furcht­bar. Ich selbst schät­ze Smart­phone und iPad sehr, nut­ze es aber nur für die wirk­lich wich­ti­gen orga­ni­sa­to­ri­schen Din­ge. Bei mei­ner Spie­le­rin ist es aber so, dass sie sich von dem Medi­en- und Infor­ma­ti­ons­wahn sowie den vie­len Kom­men­ta­ren (auch und vor allem zu ihrer eige­nen Per­son) enorm beein­flus­sen lässt und ihre sport­li­chen Leis­tun­gen dar­un­ter lei­den. Ich habe schon mehr­fach gebe­ten, die Medi­en­sucht etwas her­un­ter­zu­schrau­ben, bis­lang ohne Erfolg. Haben Sie da einen Rat?! PS: Ich wer­de die­sel­be Fra­ge auch an Marc-Kevin Goell­ner und Frank Hof­en sen­den, die ja auf Ihrem Por­tal für die Berei­che Pro­fi­ten­nis und Medi­en ver­ant­wort­lich sind. So erhof­fe ich mir eine umfas­sen­de Bera­tung von meh­re­ren Sei­ten. Ich dan­ke Ihnen allen sehr, denn ich möch­te nicht, dass die bis hier­her sehr, sehr gute Zusam­men­ar­beit mit mei­ner Spie­le­rin einen Bruch erfährt!

Toni Witz: Zuerst ein­mal, dan­ke für Dei­ne Fra­ge! Vor­ab ein Link zum The­ma: »Spit­zen­sport­ler auf Social Media: Nah dran oder alles fake?« Wur­de im März auf ZDF aus­ge­strahlt. Grund­sätz­lich fin­de ich es posi­tiv, dass sich Spie­le­rIn­nen auch in ihrer Frei­zeit mit Ten­nis beschäf­ti­gen. Das zeigt mei­ner Mei­nung nach ihre Lei­den­schaft für den Sport.

Da ich weder Dich, noch Dei­nen Schütz­ling, noch die Art und Wei­se wie Ihr zusam­men­ar­bei­tet, ken­ne, sind kon­kre­te Rat­schlä­ge natür­lich sehr schwer. Des Wei­te­ren ist dies ein The­men­ge­biet, wo ich kaum Erfah­rung habe und wenn es sich wirk­lich um eine »Sucht« han­delt, dann bin ich lei­der auch der fal­sche Ansprech­part­ner. Dafür gibt es dann aus­ge­wie­se­ne Expert*innen. Ich habe aber ein paar Gesprä­che mit Per­so­nen geführt, die sich bes­ser aus­ken­nen, als ich und hof­fe, Dir nun zumin­dest ein wenig hel­fen zu kön­nen. Hier ist ver­ein­facht gesagt die »Con­clu­sio« aus den Gesprächen:

Vor­aus­set­zung ist ein­mal, dass Ihr eine gute Gesprächs­ba­sis habt und Ihr offen mit­ein­an­der reden könnt. Wenn das der Fall ist, wäre es gut, mit Dei­ner Spie­le­rin noch­mals in Ruhe über das The­ma zu spre­chen. Im Ver­lauf des Gesprächs wäre es wich­tig, ein­mal her­aus­zu­fin­den, ob Dein Schütz­ling kom­plett ande­rer Mei­nung ist oder ob Dei­ne Ein­schät­zung geteilt wird und es ihr viel­leicht ein­fach nur sehr schwer fällt, den Medi­en- und Infor­ma­ti­ons­kon­sum ein­zu­schrän­ken. In die­sem Fall könnt Ihr wie der Kol­le­ge Frank Hof­en bereits in sei­nem Arti­kel erwähnt hat, gemein­sa­me Medi­en­stun­den ver­ein­ba­ren. Wenn sie aber Dei­ne Ein­schät­zung nicht teilt, dann wäre es hilf­reich, zu erfah­ren, war­um sie so viel Zeit in den sozia­len Medi­en ver­bringt. Das wür­de Dir dabei hel­fen, zu ver­ste­hen, war­um sie das tut und viel­leicht ergibt sich aus die­ser Erkennt­nis eine Lösung, die für Euch bei­de in Ord­nung ist.

Zusätz­lich wäre es hilf­reich, dass Du ihr Dei­ne Ein­stel­lung und Sicht­wei­se anhand von kon­kre­ten Bei­spie­len näher bringst bzw. ver­deut­lichst. Dann wird es ihr mög­lich sein, Dich und Dei­ne Beden­ken bes­ser zu ver­ste­hen bzw. nach­zu­voll­zie­hen. Und nur wenn sie auch glaubt, dass ihr aktu­el­ler Medi­en- und Infor­ma­ti­ons­kon­sum Über­hand nimmt und ein »Pro­blem« dar­stellt, weil die­ser sich unter ande­rem nega­tiv auf ihre Leis­tung aus­wirkt, kann es gelin­gen, dass sich ihr Ver­hal­ten ändert.

Letzt­end­lich geht es dar­um, dass Dein Schütz­ling der Mei­nung ist, dass Du als ihr Trai­ner im Fal­le von unter­schied­li­chen Ansich­ten immer ver­suchst, sie auch zu ver­ste­hen sowie objek­tiv und sach­lich zu blei­ben. Denn am Ende geht es doch dar­um, ihr dabei zu hel­fen, die bes­te Ten­nis­spie­le­rin zu wer­den, die sie sein kann.

Eines möch­te ich am Ende aber auch noch unbe­dingt erwäh­nen. Wenn Du das Gefühl hast, dass Du macht­los bist und Du/Ihr es nicht in den Griff bekommt, wür­de ich Dir emp­feh­len Dich, wie bereits erwähnt, pro­fes­sio­nell von jeman­dem bera­ten zu las­sen, der oder die sich mit die­ser The­ma­tik wirk­lich aus­kennt. Soll­te Dei­ne Spie­le­rin noch min­der­jäh­rig sein, soll­ten auch die Eltern mit ein­ge­bun­den sein. In die­sem Sin­ne hof­fe ich, ein wenig gehol­fen zu haben! Alles Gute Euch beiden!