»Umkrempeln« ist ein »no-go«

»Umkrem­peln« ist ein »no-go«


Hal­lo Herr Schnau­belt! Wel­che Unter­schie­de muss ein Trai­ner — was den Trai­nings­auf­bau angeht — im Umgang mit unter­schied­li­chen Ziel­grup­pen an den Tag legen, sprich: Jugend, Damen/Herren und Seniorinnen/Senioren. Selbst­ver­ständ­lich ist die Anspra­che eine etwas ande­re, aber Akti­ve der Alters­klas­se 60 plus sind doch eigent­lich mit­un­ter genau­so enga­giert und ehr­gei­zig, wie Damen, Her­ren oder Jugend­li­che!? Grund­sätz­lich wür­de ich alle Alters­klas­sen gern sport­lich for­dern. Geht man bei den Seniorinnen/Senioren auch an die Gren­ze der Belast­bar­keit? Lehrt man Seniorinnen/Senioren auch noch Spe­zi­al­schlä­ge oder krem­pelt man im deren Tech­nik noch ein­mal auf Links?

Tennis
© Jür­gen Hasenkopf

Her­bert Schnau­belt: Vie­len Dank für Dei­ne Fra­gen! Was den Trai­nings­auf­bau angeht, so herrscht hier in Bezug auf Struk­tur der Unter­richts- und Trai­nings­ein­hei­ten wei­test­ge­hend Übereinstimmung.

1. Warm Up / Aktivierung
2. Technikentwicklung
3. Spiel­ent­wick­lung / Taktik
4. Cool Down / Stretching

Die Struk­tur geht von »OPEN« zu »CLOSED« zu »OPEN«. Die pro­zen­tua­le Gewich­tung ist unter­schied­lich und den spe­zi­el­len Bedürf­nis­sen geschul­det. So wird bei­spiels­wei­se bei Kin­dern U10 der Teil der Tech­nik­ent­wick­lung (CLOSED) grö­ßer sein, als die Spiel­ent­wick­lung (OPEN). Bei den ande­ren Ziel­grup­pen, sprich: den jugend­li­chen Frei­zeit­spie­lern, den Erwach­se­nen und Senio­ren, wird der Aspekt der Spiel­ent­wick­lung wichtiger.

»Sport­li­che« Forderung

Es spricht aus mei­ner Sicht nichts dage­gen, alle Ziel­grup­pen »sport­lich« zu for­dern. Je älter die Ten­nis­spie­ler wer­den, um so wich­ti­ger ist es jedoch für den Trai­ner zu wis­sen, ob sie Ver­let­zun­gen haben/hatten und wie ihr kar­dio­vas­ku­lä­rer Zustand ist. Ich erin­ne­re mich noch an mei­nen Schock, als ein Schwei­zer Teil­neh­mer an einem Drill­kurs zu Kur­sen­de berich­te­te, dass er vor eini­gen Mona­ten meh­re­re Bypäs­se gelegt bekom­men hat.

Spe­zi­al­schlä­ge vs. Umkrempeln

»Umkrem­peln« ist aus mei­ner Sicht ein abso­lu­tes »no-go«! Wenn Du einem Senio­ren­spie­ler die Tech­nik noch­mals »da capo« bei­brin­gen willst, so wirst Du sie/ihn in ein mona­te­lan­ges Tal der Trä­nen ohne Erfolg schi­cken. In Kon­se­quenz wird der Seni­or mög­li­cher­wei­se dem Ten­nis­sport »Auf Wie­der­se­hen« sagen. Spe­zi­al­schlä­ge bei­brin­gen geht hin­ge­gen immer — ent­spre­chen­de koor­di­na­ti­ve Fähig­kei­ten und Geduld vor­aus­ge­setzt. Ich erin­ne­re mich noch all­zu ger­ne an das Gesicht eines Phy­sik-Pro­fes­sors der RWTH Aachen, Frei­zeit­spie­ler und mit Eas­tern-Vor­hand­griff auf­schla­gend, als er sei­nen ers­ten Kick-Auf­schlag mit höhe­rer Flug­kur­ve und anspre­chen­der Rota­ti­on ins Feld setz­te. Mög­li­cher­wei­se war es von Vor­teil, dass ich ihm etwas von der »Magnus-Kraft« erzäh­len konnte.

Grund­sätz­lich steht es uns als Ten­nis­leh­rer/-trai­ner nicht zu, einem Spie­ler (s)einen Schlag zu neh­men. Es ist viel erfolgs­ver­spre­chen­der, dem Spie­ler einen neu­en, zusätz­li­chen Schlag bei­zu­brin­gen. Bernd, ger­ne ste­he ich für wei­te­re Fra­gen zur Verfügung!

             

Die Schlüssel zum Erfolg

Die Schlüs­sel zum Erfolg


Neh­men wir ein­mal an, zwei Ten­nis­leh­rer haben exakt die glei­che Aus­bil­dung. Sie haben bei­de die­sel­ben Kur­se besucht, das­sel­be Unter­richts­ma­te­ri­al erhal­ten, die­sel­ben Wor­te gehört, die­sel­ben Aus­bil­der gehabt. Nach Abschluss ihrer Aus­bil­dung und bestan­de­ner Prü­fung mit nahe­zu iden­ti­schem Ergeb­nis begin­nen bei­de in zwei ähn­lich gro­ßen Struk­tu­ren in der glei­chen Regi­on zu arbeiten.

Schlüssel
© Pix­a­bay

Einer der bei­den, nen­nen wir ihn/sie der Ein­fach­heit hal­ber »S« hat bin­nen kür­zes­ter Zeit gro­ßen Erfolg. »S« hat nicht nur auf Anhieb die Alt­mit­glie­der des Clubs gewin­nen kön­nen, son­dern hat auch über Mund-zu-Mund-Pro­pa­gan­da bereits zahl­rei­che Neu­ein­stei­ger ins Ten­nis gene­rie­ren können.

Sein Kol­le­ge, nen­nen wir ihn der Ein­fach­heit hal­ber »H« hat sich in sei­ner Struk­tur trotz glei­cher Aus­bil­dung und Fach­kennt­nis­se deut­lich schwe­rer getan. Die Anzahl der Trai­ner­stun­den ist sogar in kur­zer Zeit leicht rück­läu­fig gewor­den, die Mit­glie­der begin­nen über »H« zu reden und der Vor­stand beginnt ner­vös zu werden.

Was ist hier pas­siert? Bei­de sind fach­lich gut qua­li­fi­ziert und spie­len ordent­li­ches Ten­nis. Wes­halb hat »S« sol­chen Erfolg und »H« trotz der glei­chen Aus­bil­dungs­vi­ta nicht in glei­chem Maße? Was macht den Unter­schied, der den Unter­schied macht und zu mehr Erfolg und zu grö­ße­rer Zufrie­den­heit im Beruf führt?

»Hard Skills«

»Hard Skills« sind für mich die uner­läss­li­chen fach­li­chen und ten­nis­spe­zi­fi­schen Kom­pe­ten­zen, die ein Ten­nis­leh­rer/-trai­ner haben muss. Jeder, der den Beruf des Ten­nis­leh­rers anstrebt, soll­te eine offi­zi­ell aner­kann­te Aus­bil­dung des natio­na­len Ten­nis­ver­ban­des absol­vie­ren und mit Erfolg abschlie­ßen. Die in den offi­zi­el­len Aus­bil­dun­gen ent­hal­te­nen Inhal­te garan­tie­ren die im Fol­gen­den ange­führ­ten Kompetenzen:

  • offi­zi­ell aner­kann­te Aus­bil­dung und Fachwissen
  • Demons­tra­ti­ons­fä­hig­keit
  • Tech­nik­ent­wick­lung
  • Schlag­ana­ly­se und ‑opti­mie­rung
  • Tak­tik-/Spiel­ent­wick­lung
  • Zuspiel­fä­hig­keit
  • Effek­ti­ve Übungs-/Trai­nings­for­men
  • Orga­ni­sa­ti­on von Gruppen
  • Pla­nung — Pro­gram­mie­rung — Leistungssteuerung

Auf jeden Fall ist klar: die ten­nis­spe­zi­fi­schen »Hard Skills« sind alter­na­tiv­los! Wer die­se nicht beherrscht, soll­te sich für einen ande­ren Beruf ent­schei­den. In unse­rem anfangs erwähn­ten Bei­spiel waren die »Hard Skills« in bei­den Fäl­len zwei­fels­frei gege­ben. Was hat also zum grö­ße­ren Erfolg von »S« beigetragen?

»Soft Skills«

Unter »Soft Skills« ver­ste­he ich in ers­ter Linie die kom­mu­ni­ka­ti­ven Fähig­kei­ten und Kom­pe­ten­zen eins Men­schen. Kom­mu­ni­ka­ti­on ist ein Zyklus, an dem min­des­tens zwei Men­schen betei­ligt sind. Eine Kom­mu­ni­ka­ti­on, ein äuße­res Ver­hal­ten von Per­son A löst in Per­son B eine inne­re Reak­ti­on aus, die wie­der­um zu einem äuße­ren Ver­hal­ten führt.
Kom­mu­ni­ka­ti­on fin­det mit Wor­ten, der Stimm­qua­li­tät und dem Kör­per statt. Kör­per­hal­tung, Ges­tik, Mimik.

Wenn Kom­mu­ni­ka­ti­on = 100%, dann…

  • Kör­per­spra­che = 55% (Kör­per­hal­tung, Ges­tik, Blickkontakt)
  • Stim­me = 38% (Klang, Laut­stär­ke, Modulation)
  • Wor­te = 7% (Inhalt der Botschaft)*

*Quel­le: Mehrabian/Ferrus: „Infe­rence of Atti­tu­des from Non­ver­bal Com­mu­ni­ca­ti­on in Two Chan­nels! in The Jour­nal of Coun­seling Psy­cho­lo­gy 31, S. 248–252, 1967

Pro­fes­sio­nel­les Verhalten

Neh­men wir die­se Stu­die als gege­ben an, so erge­ben sich hier für einen Ten­nis­un­ter­rich­ten­den ech­te Her­aus­for­de­run­gen. Sie sind unter stän­di­ger Beob­ach­tung ihrer Kun­den, der Eltern von Kin­dern und Jugend­li­chen und des Vor­stan­des. Ein pro­fes­sio­nel­les Auf­tre­ten und Ver­hal­ten wird von all jenen sowohl »on Court« als auch »off Court« erwar­tet. Offe­ne Ten­nis­schu­he auf dem Platz, ein unge­pfleg­ter Over­grip, ein vom Super­markt vom Him­mel gefal­le­ner Ball­wa­gen sind genau­so undenk­bar, wie die Benut­zung des Han­dys wäh­rend einer Trai­nings­ses­si­on. All’ die­se Aspek­te sind eine Erwei­te­rung zur Kör­per­spra­che (sie­he oben). Im wei­tes­ten Sin­ne hat ein Ten­nis­leh­rer eine Vor­bild­funk­ti­on hin­sicht­lich der Pro­fes­sio­na­li­tät für alle sei­ne Kun­den, die Club­mit­glie­der und den Vorstand.

Kun­den­wis­sen & Kommunikation

Was nützt mir aber die bes­te Aus­bil­dung, das gröss­te Fach­wis­sen, wenn ich es nicht mit­tels einer kun­den­ad­äqua­ten Kom­mu­ni­ka­ti­on ver­mit­teln kann? Die Her­aus­for­de­run­gen für einen Ten­nis­un­ter­rich­ten­den sind hier groß. Wenn wir von einem »nor­ma­len« Club- oder Ver­eins­trai­ner aus­ge­hen, so hat er/sie es mit Kin­dern, jugend­li­chen Frei­zeit- und Leis­tungs­spie­lern, Erwach­se­nen und Senio­ren zu tun. Jede die­ser Ziel­grup­pen ver­langt eine ande­re Art der Kom­mu­ni­ka­ti­on. Will ein Trai­ner erfolg­reich sein, so muss er wis­sen, was die jewei­li­ge Ziel­grup­pe will und was sie nicht will. Die Kennt­nis die­ser Fak­to­ren gibt ihm/ihr die Mög­lich­keit, in Kon­se­quenz das Ver­hal­ten anzupassen.

Hier erlau­be ich mir eine Fra­ge: Sind die Aus­bil­dun­gen der natio­na­len Ver­bän­de nur fach­spe­zi­fisch oder sind sie auch berufs­taug­lich? Mei­ner Erfah­rung nach sind die Aus­bil­dun­gen der meis­ten natio­na­len Ver­bän­de auf sehr hohem Niveau und auch ver­gleich­bar. Im Berufs­bild des Ten­nis­leh­rers haben wir es jedoch auch mit einem »Human Busi­ness« zu tun, das heißt, ich muss die Bot­schaft Ziel­grup­pen­ge­recht ver­mit­teln können.

Die «Pro­fes­sio­nal Ten­nis Regis­try« (PTR) bie­tet ver­schie­de­ne Spe­zia­li­sie­run­gen für Ten­nis­un­ter­rich­ten­de an: Ten­nis 10 & Under, Ten­nis 11–17 (jugend­li­che Frei­zeit­spie­ler), Per­for­mance (jugend­li­che Leis­tungs­spie­ler), Erwach­se­nen- und Senio­ren­ten­nis. In ihren Work­shops wer­den die not­wen­di­gen Infor­ma­tio­nen über die Bedürf­nis­se und Wün­sche der jewei­li­gen Ziel­grup­pen ver­mit­telt und deren Befrie­di­gung geschult. Dies stellt für mich eine opti­ma­le Ergän­zung zu den natio­na­len Aus­bil­dun­gen dar.

Kon­klu­si­on

Ohne »Hard Skills« geht gar nichts. Mei­ner Ansicht und Erfah­rung nach sind es die »Soft Skills«, die den Unter­schied machen. Wie wer­de ich als Mensch wahr­ge­nom­men? Die Feed­backs, die ein Ten­nis­un­ter­rich­ten­der erhält, bezie­hen sich fast aus­schließ­lich dar­auf, wie er mit den Men­schen umgeht, die ihm ver­trau­en, wie sei­ne Cha­rak­ter­qua­li­tä­ten sind und in wie weit er ein Vor­bild ist — nicht ob und wie er einen Top­spin bei­gebracht hat. Spie­ler erin­nern sich nicht an bestimm­te Tech­ni­ken, irgend­wel­che Drills oder Unter­richts­phi­lo­so­phien. Sie erin­nern sich an Coa­ches und dar­an, wie die­se Coa­ches sie als Per­son behan­delt haben und wel­chen Ein­fluss sie auf ihr Leben hatten!

        

Stundenstrukturierung

Stun­den­struk­tu­rie­rung


Hal­lo Herr Schnau­belt. Ich bin DTB-B-Trai­ne­rin und in mei­nen zwei Ver­ei­nen, die ich betreue, sehr aktiv und erfolg­reich. Gleich­wohl bin ich selbst­ver­ständ­lich immer auf der Suche nach Ver­bes­se­rungs­mög­lich­kei­ten. So fra­ge ich mich, wie ich mei­ne Trai­nings­stun­den noch effek­ti­ver gestal­ten könn­te. Wie tei­len Sie, lie­ber Herr Schnau­belt, Ihre Trai­nings­stun­den in der Regel pro­zen­tu­al auf? Sprich: Auf­wär­men, Warm­schla­gen, Übun­gen, Abschluss­spie­le und Cool-Down?! Eine Trai­nings­stun­de geht ja viel zu schnell um, des­halb bin ich größ­ten­teils schon auf 90-Minu­ten-Ein­hei­ten gegan­gen, was bei mei­nen Schü­le­rin­nen und Schü­lern super ankommt. Freue mich auf Ihren Input hin­sicht­lich der Stundenstrukturierung!

Tennis
© Jür­gen Hasenkopf

Her­bert Schnau­belt: Hal­lo und vie­len Dank für die Fra­ge. Wir, die Pro­fes­sio­nal Ten­nis Regis­try (PTR), arbei­ten seit 2012 mit durch­struk­tu­rier­tem Ten­nis­un­ter­richt und bil­den hier­bei erfolg­rei­che Trai­ner aus. Unse­re PTR-Struk­tur für die ver­schie­de­nen Alters- und Zielgruppen:

  • Warm Up
  • Ein­spie­len (Spiel­si­tua­ti­on)
  • Tech­nik­ent­wick­lun­g/-opti­mie­rung
  • Tak­tik­ent­wick­lun­g/-opti­mie­rung
  • Cool Down

Unse­rer Phi­lo­so­phie fol­gend, den­ken wir eher an »Kun­den« denn an »Schü­ler«. Aus die­sem Grund ergän­zen wir über den fach­li­chen Aspekt hin­aus unse­re Per­for­mance mit: »Wel­co­me« & Warm Up & Cool Down & »Ver­ab­schie­dung«. Dar­über hin­aus infor­mie­ren und schu­len wir die Teil­neh­mer an unse­ren Spe­zia­li­sie­run­gen (Ten­nis 10 & Under — Ten­nis 11–17 — Per­for­mance — Adult/Senior Ten­nis) dar­in, was die jewei­li­ge Ziel­grup­pe kann bzw. noch nicht kann, was sie mag und was sie nicht mag. Dies bestimmt, wie wir uns in der Rol­le des Ten­nis­un­ter­rich­ten­den für die jewei­li­ge Ziel-/Al­ters­grup­pe zu ver­hal­ten haben. »We make a World of Dif­fe­rence« und dies wür­de ich Ihnen ger­ne in einem PTR-Work­shop verdeutlichen.

             

»Know the rules!«

»Know the rules!«


Hal­lo, Herr Schnau­belt! Zunächst gra­tu­lie­re ich Ihnen zu Ihrer jüngs­ten Aus­zeich­nung. Ich habe dar­über auf der Ten­nis­re­dak­ti­on gele­sen. Bock­stark! Bit­te tei­len Sie mir Ihre Ansich­ten hin­sicht­lich der Strenge/Lockerheit eines Ver­eins­ten­nis­trai­ners mit. Wie ist hier der Spa­gat zu schaf­fen? Und letz­te Fra­ge: Wann ist für Sie der Punkt gekom­men, ein Kind aus der lau­fen­den Trai­nings­stun­de her­aus vom Platz zu stel­len? Jüngst sah ich mich näm­lich hier­zu genö­tigt, weil ein Kind einen sei­ner Grup­pen­kol­le­gen dau­er­haft ver­bal gemobbt und aus­ge­lacht hat. 

Rules
© Pix­a­bay

Her­bert Schnau­belt: Hal­lo und vie­len Dank für die Glück­wün­sche! Ich ant­wor­te unter dem Mot­to »Strenge/Lockerheit vs. Klar­heit«. Ich bin weder ein Fan von Stren­ge noch von Locker­heit. Bei­des ist nicht nötig, wenn Klar­heit herrscht. Ist das Ein­hal­ten von Regeln »streng«? Ist das Nicht­ein­hal­tung von Regeln »locker«? Fakt ist, dass es Regeln bedarf. Auch im Ten­nis­un­ter­richt. Im Ide­al­fall wer­den die­se gemein­sam mit den Kids und Jugend­li­chen auf­ge­stellt und den Eltern auch zur Kennt­nis gege­ben. In Ihrem Fall sehe ich die Pro­ble­ma­tik aus einem ande­ren Blick­win­kel. Wenn Sie genö­tigt sind, ein Kind vom Platz zu stel­len, so ist dies eine »reak­ti­ve« Hand­lung — es ist etwas gesche­hen und Sie fühl­ten sich auf­ge­for­dert zu han­deln. Aus mei­ner Sicht soll­ten (und müs­sen!) die Regeln im Vor­feld auf­ge­stellt wer­den. Eine pro­ak­ti­ve Hand­lung! Ich nen­ne es auch ger­ne »Haus­auf­ga­ben«.

Der Pro­zess hier­bei soll­te fol­gen­den Regeln folgen:

1. Defi­ni­ti­on der Regeln
2. Kom­mu­ni­ka­ti­on der Regeln
3. Zustim­mung der Regeln

Die Defi­ni­ti­on der Regeln lässt Ihnen belie­big Frei­raum, um Wer­te und Ver­hal­tens­wei­sen zu bestim­men. Die Kom­mu­ni­ka­ti­on soll­te in einer klei­nen Zere­mo­nie und in Anwe­sen­heit der Kids, der Eltern, des Vor­stands und der Trai­ner erfol­gen. Die Zustim­mung kann ver­bal erfol­gen: „Seid ihr ein­ver­stan­den, dass wir…“ Ich bevor­zu­ge jedoch das For­mat eines »Ver­tra­ges«. Die Regeln wer­den auf ein Pos­ter gedruckt, von allen Betei­lig­ten unter­schrie­ben und im Klub­haus auf­ge­hängt. Machen Sie es wichtig!

             

Selbstvermarktung

Selbst­ver­mark­tung


Guten Tag Herr Schnau­belt. Ich erar­bei­te gera­de eine klei­ne Prä­sen­ta­ti­on mei­ner selbst zur Dar­stel­lung in der Öffent­lich­keit, um mei­ne Dienst­leis­tun­gen im Ten­nis­sport zu bewer­ben (Trai­ning, Ver­an­stal­tung von Club­tur­nie­ren, Besai­tungs­dienst, Mate­ri­al­ver­kauf). Die­se Dar­stel­lung soll mög­lichst boden­stän­dig sein, nicht über­zo­gen. Den­noch gehört Trom­meln ja bekannt­lich zum Geschäft. Haben Sie da aus Ihrer enor­men Erfah­rung her­aus einen Leit­fa­den, was in eine sol­che Prä­sen­ta­ti­on gehört und was man viel­leicht bes­ser weg­las­sen soll­te? Ich bin frisch geba­cke­ner B‑Trainer Leis­tungs­sport des DTB und ambi­tio­nier­ter LK-Spie­ler (aktu­ell LK6, Ten­denz steigend).

Impression
© Pix­a­bay

Her­bert Schnau­belt: Vie­len Dank für Dei­ne Fra­ge. Die Fra­gen, die Du Dir stel­len soll­test, lau­ten: WER bist Du durch Ten­nis gewor­den? Beant­wor­te das »WARUM«, das »WAS« und das »WIE« — WARUM soll­te am Anfang ste­hen. War­um tust Du, was Du tust? WAS gedenkst Du zu tun? WIE gedenkst Du das zu tun? Las­se alles weg, was nicht stimmt oder unwahr ist. Ger­ne schaue ich mir Dei­nen Ent­wurf an und gebe Dir ein zusätz­li­ches Feed­back. Bes­te Grü­ße, Herbert.

             

Flexibilität ist gefragt

Fle­xi­bi­li­tät ist gefragt


Hal­lo Herr Schnau­belt! Was hal­ten Sie von Online-Aus- und Fort­bil­dun­gen, Zoom-Mee­tings etc.? Sind Sie selbst in die­sem Bereich auch aktiv? Glau­ben Sie, dass die­se Online-Geschich­ten auch nach Coro­na Zukunft haben wer­den? Ich hof­fe jeden­falls nicht! Ich per­sön­lich bin doch sehr für Live-Events mit phy­si­scher Prä­senz irgend­wo vor Ort. Vie­le Grü­ße und blei­ben Sie gesund!

Zoom
© Pix­a­bay

Her­bert Schnau­belt: Vie­len Dank für Dei­ne Fra­ge! Ja, auch ich bin ein »Zoom-Zom­bie«! Da ich inter­na­tio­nal tätig bin, sind Zoom-Mee­tings ein pro­ba­tes Mit­tel. Bedingt durch die Pan­de­mie war dies qua­si die ein­zi­ge Mög­lich­keit, Aus-/Fort­bil­dun­gen zu orga­ni­sie­ren. Auch ich bevor­zu­ge Events mit phy­si­scher Prä­senz, habe jedoch auch gelernt, den Zoom-Mee­tings ihren Vor­teil abzu­ge­win­nen. Übri­gens: Die PTR hat das dies­jäh­ri­ge Sym­po­si­um als rei­nes vir­tu­el­les For­mat orga­ni­siert und hat über 1.500 Teil­neh­mer gehabt. Für 2022 ist eine hybri­de Form (phy­si­sche und vir­tu­ell) geplant. Die­se Form wird mei­ner Ansicht nach die Zukunft sein. In der Evo­lu­ti­ons­ge­schich­te war es erst die stär­ke­re Spe­zi­es, die über­lebt hat, spä­ter dann die schnel­le­re Spe­zi­es. Jetzt ist die »fle­xi­ble­re« Spe­zi­es gefragt.

             

„My way or highway!”

„My way or highway!”


Hal­lo, Herr Schnau­belt! Ich freue mich, Ihnen heu­te eine Fra­ge stel­len zu dür­fen, möch­te Ihnen aber vor­ab zu Ihrer jüngs­ten PTR-Aus­zeich­nung gra­tu­lie­ren. Mei­ne heu­ti­ge Fra­ge: Wie kom­mu­ni­zie­re ich als Ver­eins­coach den Ten­nis­eltern, dass ich deren Enga­ge­ment zwar sehr schät­ze (ohne die Eltern geht schließ­lich nichts, denn sie zah­len und fah­ren die Kin­der von A nach B!), ich sie aber den­noch nicht direkt am Trai­nings­platz, geschwei­ge denn Ball sam­melnd oder auf der Bank sit­zend auf dem Platz sehen möch­te? Ich habe die Erfah­rung gemacht, dass dies mei­ne Arbeit unge­mein ein­schränkt und mei­ne Ten­nis­kids in ihren Aktio­nen immens ein­ge­schränkt und gehemmt wir­ken. Die­se Erfah­rung wer­den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen sicher­lich auch bereits gemacht haben. Ich hof­fe, Sie haben da eine Vor­ge­hens­wei­se, die sich natio­nal wie inter­na­tio­nal bewährt hat?! Lie­be Grü­ße aus Berlin!

Nick Bollettieri
© Jür­gen Hasenkopf

Her­bert Schnau­belt: »Eltern on court, off court, no court« — die­se Pro­gres­si­on sehe ich als sehr gefähr­lich an. Ich ken­ne inter­na­tio­nal aner­kann­te Aka­de­mien, die den Zugang zu den Trai­nings-Courts schlicht­weg allen (außer den Spie­lern und dem Staff der Trai­ner) ver­bie­ten. Die Argu­men­te sind wohl über­all ähn­lich. Die Spie­ler sind weni­ger fokus­siert, weil die Eltern zuschau­en und/oder sich in irgend­ei­ner Form ein­mi­schen. Die Aka­de­mien haben es in die­sem Kon­text aus mei­ner Sicht ein­fa­cher, da es sich um wirt­schaft­lich ori­en­tier­te Unter­neh­mun­gen han­delt, die ihr Cre­do und ihre Regeln ver­öf­fent­li­chen und wem dies nicht passt, der kann ja gehen. Zitat Nick Bol­let­tie­ri: „It’s my way or the highway!”

Auf Ver­eins­ebe­ne sehe ich die­se Situa­ti­on komplexer.

Ohne die Eltern geht nichts! Sie zah­len und haben ein (gewis­ses) Recht, sich zu infor­mie­ren, wie das Trai­ning aus­sieht und abläuft. Eben­so wie die Ver­eins- oder Klub­füh­rung. Von daher spricht aus mei­ner Sicht nichts dage­gen, wenn aus einer gewis­sen Distanz und auf jeden Fall von außer­halb des Plat­zes zuge­schaut wird. Das müs­sen sowohl die Kin­der als auch Sie als Trai­ner aus­hal­ten kön­nen! Hier gilt es auch zu beach­ten, dass Kin­der bis zu ca. 8 Jah­ren noch die Sicher­heit der Anwe­sen­heit von Eltern­tei­len oder von Opa/Oma brau­chen und die­se in der Nähe wis­sen wollen.

Was nicht geht, sind ver­ba­le Ein­mi­schun­gen oder wie von Ihnen geschil­dert, das Bäl­le sam­meln auf dem Platz. Auch hier wie­der haben wir es mit einer Situa­ti­on zu tun, in der Sie »reak­tiv« sind. Sie reagie­ren auf etwas was geschieht bzw. gesche­hen ist und haben die­se Situa­ti­on weder anti­zi­piert, noch im Vor­feld geklärt, wie Ihr Trai­ning abläuft. Klä­ren Sie des­halb im Vor­feld, wie Ihr Trai­ning ablau­fen soll! Infor­mie­ren Sie Ver­ein und Eltern hier­über! Auch wenn die Absich­ten eines ball­sam­meln­den Opas durch­aus posi­tiv zu bewer­ten sind, so trägt dies nicht zur Erzie­hung, zur Auto­no­mie bei (genau­so wenig wie das Tra­gen der Kin­der­ten­nis­schlä­ger vom Park­platz zum Court).

Mit einem Satz aus Ihrer Fra­ge habe ich jedoch ein Pro­blem: „Ich habe die Erfah­rung gemacht, dass dies mei­ne Arbeit unge­mein ein­schränkt und mei­ne Ten­nis­kids in ihren Aktio­nen immens ein­ge­schränkt und gehemmt wir­ken.“ Wie genau wird ihre Arbeit ein­ge­schränkt? Und wie genau wer­den die Ten­nis­kids in ihren Aktio­nen ein­ge­schränkt und gehemmt? Hier benö­ti­ge ich mehr Infos, um Ihnen bes­ser ant­wor­ten zu können.

 

Rück­mel­dung des Lesers


Lie­ber Herr Schnau­belt, Dan­ke für Ihre Ant­wort! Mit ein­ge­schränkt und gehemmt mei­ne ich, dass sich doch Trai­ner und Schü­ler natur­ge­mäß anders ver­hal­ten, wenn sie allei­ne arbei­ten, als wenn die Eltern oder Oma und Opa das Trai­ning mit Argus­au­gen ver­fol­gen. Mein Trai­ning bei­spiels­wei­se basiert auch auf jeder Men­ge Spaß und die Kids auch mal machen zu las­sen. Sprü­che wie „Und für das Rum­al­bern bezah­len wir?“ oder „Ich dach­te, das sei Ten­nis­trai­ning!“ wenn wir mal mit einem Hockey­spiel zum Auf­wär­men in die Unter­richts­stun­de star­ten, sind nicht sel­ten. Ich den­ke, ich spre­che sicher­lich für vie­le Trai­ner­kol­le­gin­nen und ‑kol­le­gen, wenn ich sage, dass Coach und Schü­ler einen Schal­ter umle­gen (müs­sen), wenn sie der­art beob­ach­tet wer­den. Eine Mut­ter kon­fron­tier­te mich gar ein­mal mit einer Strich­lis­te, wer in der Grup­pe (U10) in der Stun­de wie vie­le Bäl­le schla­gen durfte…

Her­bert Schnau­belt: Es bleibt für mich dabei: Wenn Eltern und/oder Ver­ein nicht dar­über im Vor­feld infor­miert sind, was und war­um im Trai­ning beinhal­tet ist und durch­ge­führt wird, kann sich ein Pro­blem erge­ben. Mei­ne fol­gen­de Aus­sa­ge bit­te nicht per­sön­lich neh­men! Wenn das Trai­ning (oder das was Eltern als »Rum­al­bern«, oder der Trai­ner als ein­fach mal machen las­sen bezeich­nen) nicht so packend inter­es­sant ist, wer­den die Augen der Kin­der off­court zu den Eltern/Großeltern gehen. Du schreibst:

„Ich den­ke, ich spre­che sicher­lich für vie­le Trai­ner­kol­le­gin­nen und ‑kol­le­gen, wenn ich sage, dass Coach und Schü­ler einen Schal­ter umle­gen (müs­sen), wenn sie der­art beob­ach­tet werden.”

Wenn Trai­ner einen Schal­ter umle­gen müs­sen, wenn sie beob­ach­tet wer­den, stimmt per se etwas nicht! Die Qua­li­tät des Trai­nings und die Per­for­mance des Trai­ners kön­nen und dür­fen nicht davon abhän­gen, ob das Trai­ning unter Beob­ach­tung statt­fin­det oder nicht. Die Strich­lis­te hin­ge­gen ist für mich ein Indiz, dass Eltern beun­ru­higt sind, was Inten­si­tät oder Gleich­be­hand­lung inner­halb des Trai­nings angeht. Am liebs­ten wür­de ich Ihnen eine Super­vi­si­on der Situa­ti­on (Trai­ning, Ver­ein, Eltern) anbie­ten. Ich den­ke, dass in die­sem »Ber­mu­da-Drei­eck« ein Kon­flikt­po­ten­ti­al besteht, wel­ches ver­stan­den und aus­ge­räumt wer­den will.

             

Duzen oder Siezen?!

Duzen oder Siezen?


Hal­lo Herr Schnau­belt! Im Sport wird sich ja gemein­hin geduzt. Wie soll es ein Trai­ner Ihrer Mei­nung nach in Bezug auf die Arbeit mit Kin­dern und Jugend­li­chen hal­ten?! Sol­len die­se den Trai­ner duzen oder sie­zen?! Ich selbst bin 42 Jah­re alt und gebe Unter­richt für Kin­der und Jugend­li­che jeden Alters!

Impression
© Pix­a­bay

Her­bert Schnau­belt: Hier gibt es aus mei­ner Sicht kei­ne all­ge­mein gül­ti­ge Lösung. Dies ist eine indi­vi­du­el­le Ent­schei­dung eines jeden Trai­ners. Von daher ist mei­ne Ant­wort sehr von mei­ner eige­nen Ein­stel­lung geprägt. Etwas His­to­risch betrach­tet wur­de das »Sie« benutzt, wenn die Per­son nicht bekannt war, nicht zur Fami­lie gehör­te oder wenn ein Alters­un­ter­schied Kind/Jugendlicher zu Erwach­se­nem gege­ben war. Wie lan­ge müss­te also ein Kin­der-/Ju­gend­trai­ning lau­fen bis Du den Kids »bekannt« gewor­den bist. Gehst Du dann in der Mit­te der Sai­son zum »Du« über? Nimmst Du den Alters­un­ter­schied als Kri­te­ri­um, so wird es wohl immer beim »Sie« blei­ben. Zu mei­ner akti­ven Trai­ner­tä­tig­keit war mei­ne Ein­stel­lung hier­zu fol­gen­de: ich habe alle Kin­der &und Jugend­li­che geduzt und sie durf­ten dies auch ich habe Erwachsene/Senioren gefragt, ob wir das »Du« benut­zen kön­nen und dar­auf ver­wie­sen, dass ich auch das »Sie« per­fekt beherrsche.

Hin­ter Dei­ner Fra­ge ver­birgt sich aus mei­ner Sich eine ande­re The­ma­tik: Respekt. Ich per­sön­lich bin der Über­zeu­gung, dass Respekt kei­ne »künst­li­che« Unter­stüt­zung durch das »Sie« braucht. Der nöti­ge Respekt wird durch Kom­pe­tenz, Kom­mu­ni­ka­ti­on und Kon­ti­nui­tät ver­dient. Kids & Juni­ors kapie­ren sehr schnell, ob ihr Trai­ner vor­be­rei­tet ist und eine Trai­nings­pla­nung mit klar defi­nier­ten Zie­len hat. Eben­so, ob der Trai­ner ihnen schnell und effek­tiv hel­fen kann. Sie wollen/brauchen kla­re Kom­mu­ni­ka­ti­on und einen Trai­ner, der sich kon­ti­nu­ier­lich ver­hält. Kurz gesagt: Wer­de Vor­bild und dass »Sie­zen« erüb­rigt sich. Tref­fe eine Ent­schei­dung und las­se mich ger­ne die Begrün­dung wis­sen! P.S.: Auch wenn ich Dich in mei­ner Ant­wort duze, man­gelt es mir nicht an Respekt Dir gegenüber.