„Bloß nicht ins Nirwana!”
Zunächst einmal möchte ich mein Lob aussprechen für Ihren Beitrag in der Diskussion um das Corona-Virus. Die aktuelle Situation ist auch Anlass meiner Anfrage! Seitens der Landesverbände, bzw. des Deutschen Tennis Bundes werden wir Vereine ziemlich alleine gelassen, was die Öffentlichkeitsarbeit angeht. Ich selbst bin Vorsitzender eines Tennisclubs und würde mich sehr freuen, wenn Sie uns aufzeigen, wie man im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit Richtung Clubmitglieder vernünftig agiert. Schließlich möchte man beruhigen, gleichermaßen aber auch aufklären – und das ohne Panik zu verbreiten. Ein Drahtseilakt, findet man die richtigen Worte nicht. Ihr Beitrag am gestrigen Tage auf der Tennisredaktion hat mich wie gesagt schwer beeindruckt. Ich denke, ich spreche hier für sehr, sehr viele, wenn nicht alle Clubs, dass wir Äußerst dankbar wären, wenn Sie uns in dieser schwierigen Kommunikation Hilfestellung geben könnten. Wir haben große Angst, jede Menge Mitglieder zu verlieren. Ihnen, wie Herr Hordorff empfiehlt, lediglich zu sagen, dass sie zehn Jahre länger leben, wenn sie weiter Tennis spielen, dürfte sehr dünnes Eis bedeuten. Ich bedanke mich sehr für Ihre Ratschläge, Herr Hofen! Auch für die bis hierher veröffentlichten. Ich schätze Ihren Sachverstand und würde Sie auch bitten, diese Anfrage gleichermaßen als Meinung in Ihrem wunderbaren Forum zu publizieren!

Frank Hofen: Herzlichen Dank für ihre lobenden Worte, doch damit sind Ihre Erwartungen an meiner Person noch ein wenig größer geworden. Ob dies so von Ihnen gewollt ist, glaube ich nicht, aber sie sind zwangsläufig damit verbunden. Gleichwohl bleibe ich weiterhin dabei, uneingeschränkt meine Meinung kundzutun. Erfreulicherweise finden Sie die Lobenswert, andere wiederum sehen das eher kritisch. Jedoch will ich hier keine philosophische Diskussion entfachen, obwohl dies sicherlich ein interessanter Aspekt im Hinblick auf Pro und Contra wäre, sondern ich will meinerseits eine sinnvolle Beantwortung auf die gestellten Fragen der User geben. So wie diese hier in Ihrer Fragestellung.
Recht gebe ich Ihnen in der Einschätzung auf die Zukunft der Tennisvereine, gilt im Übrigen aber für den gesamten organisierten nationalen Vereinssport, dass am »Tag danach« alles anders sein wird. Wobei »ihre große Angst« zweifelsohne ein verdammt schlechter Ratgeber ist. Wenn allerdings die Angst Ihr Ausgangspunkt ist, dann könnte dies zugleich aber auch ein optimistischer Start sein, denn fehlender Optimismus ist nur ein Mangel an Wunschvorstellungen. Doch wo finden wir diese? Die Tennisvereine sind unisono in regionalen Verbänden sowie in einem nationalen Dachverband (DTB) organisiert und deren aktuellen Mitteilungen beschränken sich auf deren Homepages. Wenn Sie sich der Mühen unterziehen und diese per Klick aufsuchen, ist fast überall zu lesen, was man auf Grund der Corona-Pandemie nicht machen darf, dass bis zum künftigen »XX-Datum-Danach« alles eingestellt ist und unisono wünschen die ansonsten immer alles besser wissenden Verbandsfunktionäre — mehr oder weniger schwülstig – „Bleiben sie gesund!” Ist das der Optimismus, den wir brauchen, um Ihnen die Angst vor der Tenniszukunft zu nehmen? Mitnichten.
Meinerseits wünsche ich mir praktische Tipps, Hinweise und Hilfestellungen, wie man dem möglichen Mitgliederschwund entgegenwirken kann. Ob das am Ende hilfreich sein wird, weiß ich auch nicht. Aber zu mindest wäre es den Versuch wert, denn jede Hoffnung und jeder Versuch führt weiter, als die vorhandene Angst. Damit will ich sagen, Sie sollten — nicht wie die Verbände — ins »Nirwana« abtauchen, sondern mittels der sozialen Medien mit Ihren Mitgliedern kommunizieren.
So könnten Sie beispielsweise ihre Jugendlichen motivieren, sich an sozialen Herausforderungen in der Stadt/Gemeinde/Dorf zu beteiligen und dies auf der Homepage veröffentlichen. Die Älteren im Club sollten kleine, kurze Geschichten schreiben, wie zum Beispiel alles im Club begann. Anekdoten erfreuen jedes Mitglied und so käme möglicherweise eine Vereinshistorie zustande. Geburtstage der Mitglieder könnten mit einem Zitat eines Dichters herausgestellt werden und der Betroffene fände sich gewürdigt. Aufruf zu gemeinsamen Fitnessübungen via Tablet sind ebenso eine Möglichkeit der Kommunikation, wie der Versuch im Austausch der WhatsApp-Nachrichten zum Beispiel Kochrezepte für Tennisspieler/-innen zu entwickeln.
In dieser kreativen Hinsicht hätte ich eine Unzahl von Ideen, was wir sozusagen am sozialen Miteinander viral entwickeln können. Nur eines sollten wir gegenüber unseren Mitgliedern nicht tun: im namenlosen Heer der Schweigenden zu verschwinden. Der 1944 im Alter von nur 44 Jahren verstorbene französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry hat uns in einem ihm zugeschriebenen Zitat schon damals die aktuelle Aufforderung des Handels mitgeteilt: „Eine Gemeinschaft ist nicht die Summe von Interessen, sondern die Summe an Hingabe“.