Beruf »Sportjournalist« I
Sehr geehrter Herr Hofen, mit großem Interesse lese ich Ihre Ratschläge und Meinungen. Andere Leser haben mir schon so manche Frage abgenommen, aber ich möchte heute wissen, was einen wirklich guten Sportjournalisten ausmacht! Vor allem im Umgang mit den berühmten Sportlern. Ist da eine gewisse Nähe von Vorteil oder eher Distanz angeraten? Siezt man die Sportler oder ist man im Laufe der Jahre per Du? Und wie stehen Sie zu der Haltung mancher Kommentatoren, die reihenweise Privates ausplaudern, um eine gewisse Nähe zu den Sportlern zu suggerieren? Ich finde ja, man sollte sich auf das sportliche Geschehen konzentrieren. Sie mögen das vielleicht anders sehen? Ihre fachliche Meinung interessiert mich sehr. Und zuguterletzt: haben Sie Roger Federer geduzt und gibt es noch immer Kontakt? Vielen herzlichen Dank für Ihre Mühen!

Frank Hofen: Die Frage, was einen wirklich guten Sportjournalisten ausmacht, ist nicht einfach zu beantworten. Gleichwohl weiß ich, dass dieser Beruf für unzählige junge Menschen ein Traumjob ist. Zumal man so sein Hobby zum Beruf machen kann. Man ist stets nah am Geschehen, man kann über faszinierende Ereignisse berichten und zudem lernt man interessante Menschen kennen. Dies sind die Fakten. Doch es bedarf mehr, um den Beruf eines Sportjournalisten zu erlangen. Ein Journalistik-Studium mit einem Volontariat in einer Sportredaktion ist ein Weg. Eine weitere Alternative bietet ein Studium an einer Journalistenschule oder ein Studium mit einer anschließenden Weiterbildung an einer Journalistenschule. Die Frage nach einem guten Sportjournalisten will ich einmal so beschreiben: »Neben der Affinität zum Sport muss man eine emotionale Distanz und die bestmögliche Objektivität besitzen. Zumal der Pressekodex, als ethischer Standard, die journalistische Selbstverpflichtungserklärung zur Sorgfaltspflicht unterstreicht. Dem muss man sich verpflichtet fühlen.«
Aus diesen Grundsätzen lässt sich der Umgang mit Sportlern ableiten, wobei es letztlich egal ist, wie prominent er ist. Auch ein Sportler in seiner Stadt oder Region kann prominent sein, ohne dass daraus auf Grund der eigenen regionalen Zugehörigkeit ein »Du« gegenüber dem Sportler gerechtfertigt wäre. Die Achtung der Person und der Respekt vor seiner Leistung (auch bei Niederlagen) erfordert immer die Distanz zum Erbrachten. Gerade im Sport neigt man dazu, sich zu duzen. Für mich zunächst einmal ein No-Go, alles andere muss man sich erarbeiten. Dabei habe ich immer unterschieden zwischen Öffentlichkeit und privater Unterredung. Zum einen mit dem Vornamen und der Ansprache in der dritten Person, im privaten Gespräch so, wie man sich einander respektiert und akzeptiert. Dabei ist die eigene Glaubwürdigkeit im Umgang mit den Sportlern das Kriterium der emotionalen Distanz. Dazu gehört auch Kritik, denn der Respekt voreinander macht die gegenseitige Wertschätzung aus.
Meinerseits habe ich Roger Federer vor 19 Jahren kennengelernt, so dass sich im Laufe der Zeit daraus eine private Beziehung ergeben hat, die sich auch heute noch sporadisch über zeitgemäße Kommunikationsmittel ergibt. Allerdings war ich auch zu der damaligen Zeit nicht der »Sportjournalist«, sondern der »PR- und Medienmann« für das ATP-Rasentennisturnier in HalleWestfalen. Und das ist eine andere Ebene der Öffentlichkeitsarbeit. Hier galt es abzusprechen, was zum Vorteil beider Seiten getan werden muss. Inwieweit Privates in die Öffentlichkeit getragen werden kann, ist zweifelsohne in dem Miteinander begründet. Wenn das von dem Sportler nicht gewünscht wird, machen Sie das nur einmal! Fakt ist zweifelsohne der Sport, doch in einer allgemeinen Eventarisierung unserer Gesellschaft gehört das mittlerweile auch dazu. Hier gibt es für Sportjournalisten zweifelsohne auch redaktionelle Sachzwänge: Boulevard-Medium oder seriöses Tagesgeschäft, das ist die Frage der medialen Berichterstattung. Sie liegen aber nie daneben, wenn Sie den Sportler siezen. Oder fragen sie ihn, wie er den sprachlichen Umgang mit Ihnen führen möchte.