Smartphonesucht

Smart­phone­sucht


Ich habe eine Fra­ge an Sie, die ich aus einer voll­kom­men ande­ren Per­spek­ti­ve her­aus­stel­len möch­te: Näm­lich aus Sicht einer Spie­le­rin, die ich per­sön­lich auf ITF-Ebe­ne betreue. Sie ist, so möch­te ich behaup­ten, medi­en­süch­tig. Gefühlt gibt nichts, was an ihr vor­bei segelt: Kein Ergeb­nis, kein Tur­nier­be­richt und kein Post in den sozia­len Medi­en zum The­ma Ten­nis. Das ist ganz furcht­bar. Ich selbst schät­ze Smart­phone und iPad sehr, nut­ze es aber nur für die wirk­lich wich­ti­gen orga­ni­sa­to­ri­schen Din­ge. Bei mei­ner Spie­le­rin ist es aber so, dass sie sich von dem Medi­en- und Infor­ma­ti­ons­wahn sowie den vie­len Kom­men­ta­ren (auch und vor allem zu ihrer eige­nen Per­son) enorm beein­flus­sen lässt und ihre sport­li­chen Leis­tun­gen dar­un­ter lei­den. Ich habe schon mehr­fach gebe­ten, die Medi­en­sucht etwas her­un­ter­zu­schrau­ben, bis­lang ohne Erfolg. Haben Sie da einen Rat?! PS: Ich wer­de die­sel­be Fra­ge auch an Toni Witz und Frank Hof­en sen­den, die ja auf Ihrem Por­tal für die Berei­che Coa­ching und Medi­en ver­ant­wort­lich sind. So erhof­fe ich mir eine umfas­sen­de Bera­tung von meh­re­ren Sei­ten. Ich dan­ke Ihnen allen sehr, denn ich möch­te nicht, dass die bis hier­her sehr, sehr gute Zusam­men­ar­beit mit mei­ner Spie­le­rin einen Bruch erfährt!

Smartphone
© Pix­a­bay

Marc-Kevin Goell­ner: Das The­ma Handy/Smartphone ist ja in der heu­ti­gen Zeit ein wah­rer Alb­traum. Die Men­schen pos­ten ja ihr Früh­stück, ihr Mit­tag­essen, ihr Abend­essen — das Ein­zi­ge, was noch fehlt, sind die Klo­gän­ge. Ich bin auch über­haupt kein Fan davon, wenn im Trai­ning das Han­dy aus­ge­packt wird. Da kann ich nur an die Intel­li­genz mei­ner Spie­le­rin­nen und Spie­ler appel­lie­ren und wenn das nicht funk­tio­niert, dann muss das sank­tio­niert wer­den. Was weiß ich?! Fünf Euro Stra­fe in die Kas­se oder die Über­nah­me der Rech­nung für das nächs­te gemein­sa­me Essen! Man muss das halt regle­men­tie­ren. Vor allem, wenn man weiß, dass die über­mä­ßi­ge Nut­zung des Han­dys und der Besuch bestimm­ter News­sei­ten oder Social Media der Spie­le­rin scha­den, muss man das doch gemein­sam rich­tig ein­ord­nen. Die Fra­ge ist doch: Was will die Spie­le­rin, was wollt Ihr als Team gemein­sam errei­chen? Es geht nur über inten­si­ve Gesprä­che, um zu ver­mei­den, dass man sich sel­ber Stei­ne in den Weg legt. Und wenn man auch noch weiß, dass man sich qua­si selbst boy­kot­tiert, dann ist das ja umso schlim­mer! Mein Rat ist, dass man da ganz schnell einen Kon­sens fin­det und die Han­dy­nut­zung auf viel­leicht 30 bis 60 Minu­ten am Tag beschränkt, um sich auf sein Leben und sei­ne Zie­le fokus­sie­ren zu können. 

             

Rafa weiß, was er kann!

Rafa weiß, was er kann!


Lie­be Frau Neu­mann, ich bin 17 Jah­re alt und ein gro­ßer Nadal-Fan. Ich fra­ge mich, wie man men­tal so stark sein kann? Ich bewun­de­re das sehr und wür­de auf die­sem Gebiet ger­ne eben­so stark wer­den. Ich las, dass Sie ver­schie­de­ne Spit­zen­sport­ler in die­ser Hin­sicht betreu­en. Wie arbei­tet ein Super­star wie Rafa an sei­ner Psy­che und wie lan­ge dau­ert es, ein sol­ches Niveau zu erreichen?

Bri­git­te Neu­mann: »Eigent­lich« ein­fach: Rafa weiß, was er kann und was er braucht, um mög­lichst per­fekt Ten­nis zu spie­len! Rafa hat durch sein pro­fes­sio­nel­les Umfeld früh gelernt, was zum Leben als Pro­fi dazu­ge­hört: gute Aus­bil­dung in Tak­tik, Tech­nik und Kör­per, exzel­len­tes Mate­ri­al und die rich­ti­gen Men­schen um ihn her­um. Aber auch ein Gefühl der Sicher­heit, wenn’s »um die Wurst« geht. Auch ein Nadal hat Ängs­te, Befürch­tun­gen und men­ta­le Schwie­rig­kei­ten. Aller­dings hat er die aus­spre­chen dür­fen und sei­ne ganz indi­vi­du­el­len Ritua­le ent­wi­ckelt, die er nutzt, um wäh­rend des Matches sei­ne Ruhe und den Fokus zu hal­ten. Ver­mut­lich hat kei­ner in sei­nem Team gelacht, als er die­ses Zup­fen an Nase und Ohren ent­wi­ckelt hat, um sich gut zu füh­len. Auch die Stel­lun­gen sei­ner Fla­schen bezeu­gen ihm beim Sei­ten­wech­sel: »Alles ist OK!” Das wirkt nach drau­ßen merk­wür­dig, ist aller­dings das, was für ihn das Bes­te ist. Wie lan­ge eine sol­che Ent­wick­lung der men­ta­len Stär­ke dau­ert, ist unter­schied­lich und hängt von den Anfor­de­run­gen ab. Fin­de her­aus, was Du rea­lis­tisch kannst. Erwar­te nicht mehr von Dir, als Du aktu­ell in der Lage bist zu geben. Fin­de her­aus, wel­che Gedan­ken und Gefüh­le Dich wäh­rend eines Matches abhal­ten, Dei­ne bes­te Leis­tung zu brin­gen. Und dann suche nach Ritua­len, die Dich beruhigen.

             

Säulen des »Abnehmens«

Säu­len des »Abneh­mens«


Hal­lo Mike Diehl! Ich bin 45 Jah­re alt und möch­te gern die vie­le freie Zeit, die mir aktu­ell durch das Virus zur Ver­fü­gung steht, nut­zen, um end­lich abzu­neh­men. 15 Kilos sol­len run­ter. Wie­viel und wie vie­le Wochen muss ich bei nor­ma­ler Ernäh­rung Jog­gen oder Rad­fah­ren, damit die Kilos pur­zeln?! Kommt es auch drauf an, wie schnell man joggt und Rad fährt oder wird der Erfolg über die Stre­cke defi­niert?! Dan­ke und blei­ben Sie gesund!

Mike Diehl: Bewe­gung ist nur eine »Säu­le« des Abneh­mens… Den­ke dran: Ernäh­rung ist ein wesent­li­cher Anteil von »in Form« sein… Wenn wir Dein Vor­ha­ben momen­tan auf drei Säu­len auf­bau­en, dann kommt zur Aus­dau­er die Säu­le »Kraft­trai­ning« (Du hast hier einen ordent­li­chen »Nach­brenn­ef­fekt« und »Home-Work­out« mit Eigen­ge­wicht reicht voll­kom­men), sowie die ange­spro­che­ne Säu­le »Ernäh­rung«… Wich­tig ist, durch ein Kalo­rien­de­fi­zit die bei­den ande­ren Säu­len zu unter­stüt­zen… Vom Tem­po her emp­feh­le ich dir ein Wech­sel­spiel: ein­mal mode­rat über 30 Minu­ten, ein­mal kur­ze und kna­cki­ge Antrit­te… Wich­tig: »Mono­to­nie« vermeiden!

             

»Zwischen Ruhm und Ehre«

»Zwi­schen Ruhm und Ehre«

Andrea Pet­ko­vic als fre­aky Social-Media-Star (»Pet­ko­raz­zi«), Andrea Pet­ko­vic als emo­tio­na­ler Ten­nis-Star (eins­ti­ge Top-Ten-Spie­le­rin), Andrea Pet­ko­vic als begab­te TV-Mode­ra­to­rin (»ZDF-Sport­re­por­ta­ge«) und nun Andrea Pet­ko­vic als erfolg­rei­che Buch­au­to­rin: »Zwi­schen Ruhm und Ehre liegt die Nacht« — so der Titel des ers­ten Werks einer All­round-Künst­le­rin, die im ers­ten Coro­na-Lock­down vor knapp zwei Jah­ren erfri­schend anders auf sich auf­merk­sam mach­te, als sie einen Online-Buch­club grün­de­te (»Rac­quet Book Club«), wäh­rend ande­re nichts Bes­se­res zu tun hat­ten, als Net­flix zu schau­en oder vor lau­ter Lan­ge­wei­le Klo­rol­len zu jon­glie­ren. Heu­te hat ihr Book-Club auf Ins­ta knapp 6.547 treue Abon­nen­ten (Stand: 26.01.2022).

Kon­kret zum Buch: Als ich die gebun­de­ne Aus­ga­be zu Weih­nach­ten geschenkt bekam, hat­te ich abso­lut kei­ne Ahnung, was mich erwar­ten wür­de. Eine Art Bio­gra­phie ihres sport­li­chen Lebens? Ein Quer­schnitt ihrer dra­ma­tischs­ten Matches und Kar­rie­re­mo­men­te? Letz­te­res konn­te eigent­lich nicht sein, denn dafür erschien mir das Buch mit knapp 270 Sei­ten nicht umfang­reich genug. Tat­säch­lich spielt der Ten­nis­sport in die­sem Buch aber nicht die domi­nan­te Rol­le. Statt­des­sen gibt es 18 span­nen­de, unter­halt­sa­me, hei­te­re, aber auch düs­te­re und nach­denk­li­che Geschich­ten aus dem Leben der 1987 in Tuz­la gebo­re­nen Bos­nie­rin, die im Alter von sechs Jah­ren mit ihrer Fami­lie nach Darm­stadt zog. Damit beschäf­ti­gen sich auch die ers­ten Kapitel.

Fazit: Als Ten­nis­spie­le­rin ist »Andy« in ihrer lan­gen und beein­dru­cken­den Kar­rie­re der ganz gro­ße Wurf ver­sagt geblie­ben. Als Autorin aber ist ihr mit ihrem Buch »Zwi­schen Ruhm und Ehre liegt die Nacht« gleich beim Debüt ein Werk auf Grand-Slam-Niveau gelun­gen. Wun­der­schön zu lesen, intel­li­gent, wit­zig, sprit­zig und wie bereits erwähnt auch zum Nach­den­ken anre­gend. »Andrea Pet­ko­vic« steht auf dem Deckel und die bekommst Du als Leser auch. Scho­nungs­los offen. Vol­le Punkt­zahl. Fünf Asse!

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Meditative Techniken

Medi­ta­ti­ve Techniken


Hal­lo Frau Neu­mann! Schon jetzt vie­len Dank für die Beant­wor­tung mei­ner Fra­ge, die wie folgt lau­tet: Wel­che »medi­ta­ti­ven Tech­ni­ken« emp­feh­len Sie jun­gen Ten­nis­spie­le­rin­nen und ‑spie­lern, die sich auf dem Sprung in den Pro­fi­sport befin­den? Ich arbei­te in unse­rer Aka­de­mie mit vie­len Spie­le­rin­nen und Spie­lern zusam­men und wür­de da gern Übun­gen zusam­men­stel­len, wohl­wis­send, dass Vie­les sicher auch sehr indi­vi­du­ell zu betrach­ten ist!

Bri­git­te Neu­mann: Du hast Recht: Die Anwen­dung von Medi­ta­ti­on im Ten­nis­sport ist sehr viel­fäl­tig und nie mono­kau­sal zu sehen. Für eine lang­fris­ti­ge Wir­kung sind »Auto­ge­nes Trai­ning«, »Pro­gres­si­ve Mus­kel­ent­span­nung nach Jacob­sen«, »Acht­sam­keits­übun­gen« oder »Ruhe­me­di­ta­tio­nen« zu emp­feh­len. Das bringt Men­schen grund­sätz­lich in die Lage, den eige­nen Kör­per bes­ser wahr­zu­neh­men und posi­tiv zu beeinflussen.

Für eine schnel­le Ein­fluss­nah­me auf dem Platz sind »Atem­tech­ni­ken« und »men­ta­le Übun­gen« sinn­voll. Wenn bei­spiels­wei­se der Kör­per ver­krampft, weil bei­spiels­wei­se Angst vor Ver­sa­gen ver­spürt wird, dann hel­fen nur Atmen, kla­re Affir­ma­tio­nen und Visua­li­sie­ren einer opti­ma­len Situa­ti­on. Die­se men­ta­len Fähig­kei­ten sind in einem ent­spann­ten Zustand wäh­rend einer Visua­li­sie­rungs­übung erlern­bar. Du siehst, lei­der kann ich Dir da nicht in Kür­ze hand­fes­te Werk­zeu­ge an die Hand geben. Viel­leicht fin­dest Du in Dei­ner Umge­bung Mentaltrainer/innen, die Dir in einer Wei­ter­bil­dungs­maß­nah­me neue Ideen ver­mit­teln. Dan­ke, dass Du als Trai­ner auch die men­ta­le Sei­te des Sports erkennst und Dei­ne Schütz­lin­ge auch hier Unter­stüt­zung geben willst.

             

»Moonballs«

»Moon­balls«


Hal­lo Jörg. Mei­ne letz­te Geg­ne­rin hat mich mit extrem hohen Bäl­len ver­rückt gemacht. Sie hat die gesam­te Hal­len­hö­he aus­ge­nutzt und wirk­lich zwi­schen die Quer­bal­ken gespielt. Noch dazu mit Spin. Das war für mich sehr unan­ge­nehm, vor allem, weil die Bäl­le stän­dig aus dem Licht kamen und ich Bril­len­trä­ge­rin bin. Ich wuss­te auf die­se Bäl­le ehr­lich gesagt kei­ne pas­sa­ble Ant­wort zu geben und hof­fe, dass Du mir wei­ter­hel­fen kannst. Mei­ne Fra­gen: Wie erwi­de­re ich sol­che Bäl­le oder wie stel­le ich mich drauf ein? Und: Wann macht es Sinn, selbst sol­che hohen Bäl­le zu spie­len. Grund­sätz­lich spie­le ich selbst eher druck­voll und recht knapp über das Netz. Vie­len Dank für Dei­ne Bemühungen!

Jörg Lin­den: Hal­lo Simo­ne! Also das war anschei­nend wirk­lich eine unan­ge­nehm zu spield­ne Geg­ne­rin. Die ein­zi­ge Mög­lich­keit, gegen solch eine »Mond-Tak­tik« erfolg­reich zu spie­len, ist, dass Du Dei­ne »Tak­tik-Kom­fort­zo­ne« ver­lässt. Damit mei­ne ich, dass Du Geduld auf­brin­gen musst, bis Du Dei­ne flach und hart gespiel­ten Schlä­ge ein­set­zen kannst. Dei­ne Geg­ne­rin nutzt näm­lich Tem­po und Län­ge Dei­ner Schlä­ge aus, um ihre Stra­te­gie gemüt­lich umzu­set­zen und etwa­ige tech­ni­sche Schwä­chen ihrer­seits zu kaschieren.

Schnel­le Bäl­le sind kein adäqua­tes Mittel

Kon­zen­trie­re Dich auf Dei­nen Treff­punkt, der etwa auf Hüft­hö­he sein soll­te. Ent­we­der Du spielst den Ball im Auf­stei­gen oder im Fal­len, aber stets auf Hüft­hö­he. Wegen Dei­ner Bril­le emp­feh­le ich Dir, den Ball fal­len zu las­sen, damit Du den Ball bes­ser sehen kannst. Mit dem idea­len Treff­punkt kommt die nächs­te Auf­ga­be. Beschäf­ti­ge Dei­ne Geg­ne­rin! Spie­le Win­kel und ger­ne auch kür­ze­re Bäl­le, damit Dei­ne Geg­ne­rin selbst schla­gen und tech­nisch ver­sier­ter agie­ren muss. Aus den Ecken an der T‑Linie oder auch aus der Mit­te wird es sehr schwer, hohe Mond­bäl­le zu spie­len. Agie­re lie­ber mit Schnitt, egal ob Sli­ce oder Spin, nur schnell muss der Ball nicht sein. Dadurch befin­det sich Dein Gegen­über im »Nie­mands­land«, was Dir wie­der­um Posi­ti­ons­vor­tei­le bringt, um sie arg in Bedräng­nis zu brin­gen. Jetzt holst Du sie aus ihrer­seits aus der Kom­fort­zo­ne und mit etwas Geduld wirst Du ihre Tak­tik knacken.

Rhyth­mus­wech­sel rei­chen oft­mals aus

Ich per­sön­lich spie­le gegen sol­che Geg­ner selbst ger­ne hoch mit Spin zurück und im Wech­sel, dann von Schul­ter­hö­he einen kur­zen schar­fen Sli­ce. Manch­mal grei­fe ich auch mit einem extra hohen oder bewusst kurz gespiel­ten Ball an und gehe ans Netz. Nun ist der »Mond­spie­ler« ziem­lich über­rascht, zumal er mir mit sei­nen Schlä­gen nicht wirk­lich weh tun kann. Die­ser Rhyth­mus­wech­sel reicht oft­mals aus, um den Geg­ner vor schwie­ri­ge Auf­ga­ben zu stel­len und des­sen Tak­tik, sprich: die Kom­fort­zo­ne zu ver­las­sen. Fazit: Mit Geduld, Köpf­chen und ver­schie­den Schlag­va­ria­tio­nen wirst Du dem­nächst mehr Freu­de gegen sol­che Spie­ler­ty­pen haben.

             

Kommunikation im Doppel

Kom­mu­ni­ka­ti­on im Doppel


Hal­lo Herr Damas­ke! Ich wür­de ger­ne wis­sen, wie das Regel­werk die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen zwei Dop­pel­part­nern wäh­rend des Ball­wech­sels sieht! Ich erin­ne­re mich an eine Dop­pel­par­tie im Rah­men eines Meis­ter­schafts­spiels, wo unse­re Geg­ner der­ar­ti­gen Rede­be­darf für sich in Anspruch nah­men, dass mein Part­ner und ich uns echt immens gestört fühl­ten. Die Kom­mu­ni­ka­ti­on unse­rer Geg­ner ging hier­bei weit über das übli­che »Du« oder »Lass« hin­aus. Dan­ke für Ihre Mühen!

Chris­toph Damas­ke: Das ist eine sehr gute Fra­ge, die auch auf der Tour schon ein­mal zu Schar­müt­zeln bei den Teams geführt hat. Gene­rell gilt hier die »Hin­drance-Regel«, also die Behin­de­rungs­re­gel. Anzu­wen­den ist hier der absicht­li­che Behin­de­rungs­teil, der zum Punkt­ver­lust führt. Dabei bewer­tet der Schieds­rich­ter auf der Tour, was eine nor­ma­le Dop­pel­kom­mu­ni­ka­ti­on ist und was den Geg­ner absicht­lich und mit Vor­satz behin­dern soll.

Da Dop­pel ein Team­sport ist, sind sich die meis­ten einig, das unter­ein­an­der kom­mu­ni­ziert wer­den darf. Kur­ze Kom­man­dos unter­ein­an­der wie z.B. »Wech­sel!« — »Bleib!« — »Du! — »Mei­ner!« dürf­ten als »nor­mal« betrach­tet wer­den. Schwie­ri­ger wird es natür­lich, wenn in den Schlag/Schwung des Geg­ners laut rein­ge­ru­fen wird. Die­ser Fall ist dann der Über­gang zur absicht­li­chen Behin­de­rung, der natür­lich mit Fin­ger­spit­zen­ge­fühl beob­ach­tet und geahn­det wer­den soll­te. Dabei soll­te sich der Schieds­rich­ter hin­ter­fra­gen: Ist das noch »nor­ma­le« Dop­pel­kom­mu­ni­ka­ti­on oder dient es ande­ren Zie­len?! So gab es auf der Tour schon ein­mal Unei­nig­keit dar­über bei den Teams, ob »Cover your line!« lei­se im Ball­wech­sel gespro­chen schon als absicht­li­che Behin­de­rung gel­ten soll­te. Das wür­de ich als Regel-Grau­be­reich bezeich­nen. Dort soll­te im Ein­zel­fall ent­schie­den wer­den, mit dem Gefühl für die Kom­mu­ni­ka­ti­on im gesam­ten Match.

In Ihrem Fall — beim Spiel ohne Schieds­rich­ter — fehlt die Instanz des Schieds­rich­ters vor Ort. Sie soll­ten dann den Ober­schieds­rich­ter zum Platz rufen, der eine Bewer­tung der Kom­mu­ni­ka­ti­on des geg­ne­ri­schen Teams vor­nimmt. Ist das hier jetzt »Games­man­ship«, also men­ta­le Kriegs­füh­rung über die »nor­ma­le« Dop­pel­kom­mu­ni­ka­ti­on hin­aus, dann wird der Ober­schieds­rich­ter das in der Regel mit einer Ermah­nung und beim zwei­ten Ver­ge­hen mit Punkt­ver­lust ahn­den. Vor allem, wenn die Äuße­run­gen unmit­tel­bar vor Ihrer Schlag­aus­füh­rung laut­stark getä­tigt werden.

             

»The Coach«

»The Coach«


Er hat es geschafft, eine sehr erfolg­rei­che Ten­nis­aka­de­mie auf die Bei­ne zu stel­len und Sere­na Wil­liams über Jah­re hin­weg immer wie­der zu Höchst­leis­tun­gen zu moti­vie­ren. Auch hat er es geschafft, als Exper­te auf ver­schie­de­nen Kanä­len immer wie­der mit sehr guten Bei­trä­gen zur Stel­le zu sein, sich selbst sehr wir­kungs­voll zu ver­mark­ten und dar­zu­stel­len. Dies jedoch im Gegen­satz zu vie­len ande­ren »Ten­nis­exper­ten« gekonnt dezent, ohne dabei jemals über­se­hen zu wer­den. Die Rede ist von Patrick Mou­ra­to­glou, aka »The Coach«.

Immer wenn eine der Live-Kame­ras ihn wäh­rend eines Matches ins Visier nimmt und auf ihn ein­zoomt — mit einer schein­ba­ren inne­ren Ruhe und Uner­schüt­ter­lich­keit, wel­che natür­lich auch auto­ma­tisch auf sei­nen Arbeit­ge­ber »on-court« über­schwap­pen muss­te, ein­fach nur »da zu sein und ein »Alles wird gut« aus­zu­strah­len. Okay, viel­leicht nimmt er ab und zu auch mal sein mitt­ler­wei­le sagen­um­wo­be­nes schwar­zes Büch­lein her­aus und krit­zelt irgend­wel­che wich­ti­gen Geheim­nis­se hin­ein. Ähn­lich einem gro­ßen, mys­ti­schen Zau­be­rer aus einer »Har­ry Pot­ter« Ver­fil­mung. Patrick Mou­ra­to­glou ist defi­ni­tiv einer der Star-Coa­ches auf der Tour und es ist durch­aus loh­nens­wert, ein biss­chen was über die­sen Typen zu erfahren. 

Das Buch gibts in Patricks Mut­ter­spra­che fran­zö­sisch, auch über­setzt auf Eng­lisch. Wobei — da hat der Über­set­zer ziem­lich geschlu­dert. So oder so: »The Coach« ist für jeden Ten­nis­trai­ner oder Coach eine Inspi­ra­ti­on. Auch für Spie­ler und Eltern durch­aus lesens­wert. Ein abso­lu­tes »Must-read« für die Euro­s­port-Kol­le­gen Stach und Becker. Viel­leicht sind nach der Lek­tü­re die­ser Bio­gra­phie auch sie in der Lage, etwas öfters vor­nehm zu schwei­gen oder »Wich­ti­ges« erst ein­mal in ein schwar­zes Büch­lein zu schrei­ben, es danach durch­zu­le­sen und dann erst zu ent­schei­den, ob sie es den Zuschau­ern erzäh­len wol­len oder es lie­ber sein las­sen. Ich wür­de Becker und Stach jeder­zeit ein Exem­plar auf mei­ne Kos­ten zukom­men las­sen, ver­bun­den mit der Hoff­nung, dass wir nach Coro­na auf Euro­s­port öfter Mal unge­stört Ten­nis schau­en dürfen…

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