Der »richtige« Support

Der »rich­ti­ge« Support


Hal­lo Herr Witz! Ich bin Ten­nis­va­ter und betreue gemein­sam mit mei­ner Frau unse­ren ambi­tio­nier­ten Sohn (17 Jah­re), der mitt­ler­wei­le Kader­spie­ler in unse­rem Ver­band ist. Aktu­ell wis­sen wir noch nicht so genau, wie wir unse­ren Sohn wäh­rend einer Par­tie unter­stüt­zen sol­len. Was frü­her recht ein­fach war, erweist sich mit zuneh­men­dem Alter als recht schwie­rig. Sind wir zu still, wirft er uns böse Bli­cke zu, sind wir zu eupho­risch, ern­ten wir die­se Blick­kon­tak­te aber eben­falls. Da gestal­tet sich die Unter­stüt­zung natür­lich schwie­rig. Einen Coach, der unse­ren Sohn per­ma­nent beglei­tet, kön­nen wir uns aber nicht leis­ten. Wenn er vom Ver­band aus gecoacht wird, ver­hält sich die Sache aber auch nicht anders, was uns als Eltern wie­der­um beru­higt. Kön­nen Sie uns weiterhelfen?

Toni Witz: Zuerst ein­mal dan­ke für Ihre Fra­ge! Mei­ne Tipps, die ich den Eltern mei­ner Schütz­lin­ge in einem sol­chen Fall gebe, basie­ren auf mei­nen Erfah­run­gen, die ich frü­her als Spie­ler und heu­tev als Coach sam­meln durf­te, bedür­fen aber auf­grund unter­schied­li­cher Per­sön­lich­kei­ten in der Pra­xis immer wie­der indi­vi­du­el­ler Lösungs­an­sät­ze. Grund­sätz­lich soll­ten Eltern unter ande­rem fol­gen­de Din­ge berücksichtigen:

  • unter­stüt­zen, nicht belehren
  • immer posi­ti­ve Aus­strah­lung haben (Augen ver­dre­hen oder Kopf schüt­teln ist kontraproduktiv)
  • von außen Ruhe ausstrahlen
  • nicht aktiv ins Spiel­ge­sche­hen ein­grei­fen (z.B. bei mög­li­chen Dis­kus­sio­nen um knap­pe Bälle)
  • nicht von außen einmischen
  • nach dem Match Zeit gestat­ten, um alles Gesche­he­ne zu ver­ar­bei­ten, wobei der Schütz­ling den Zeit­punkt des Gesprächs immer selbst wäh­len darf
  • auch im Fal­le einer Nie­der­la­ge immer die posi­ti­ven Din­ge herausarbeiten

Da ich ihre Situa­ti­on nur anhand Ihrer Fra­ge­stel­lung bewer­ten kann, wür­de ich Ihnen fol­gen­des vor­schla­gen: Spre­chen sie zuerst ein­mal mit dem Haupt-Coach Ihres Soh­nes und fra­gen sie ihn nach sei­ner Mei­nung. Füh­ren Sie zu viert (Fami­lie und Coach) ein Gespräch mit Ihrem Sohn und klä­ren Sie ab, ob er über­haupt möch­te, dass Sie bei­de ihm beim Match zuschau­en. Viel­leicht möch­te er aber auch »nur« einen Unter­stüt­zer vor Ort haben, nicht Sie bei­de. Wenn er möch­te, dass Sie dabei sind, dann fra­gen Sie ihn, was er sich von Ihnen im Ver­lauf des Matches wünscht oder was er von Ihnen erwar­tet. Nach dem Match bespre­chen Sie gemein­sam, ob Ihr Sohn Ihr Ver­hal­ten als unter­stüt­zend emp­fun­den hat und falls nicht, was ihn kon­kret gestört hat bzw. was ihm das nächs­te Mal mehr hel­fen wür­de. Man­che Spieler*innen sind sehr sen­si­bel und da kann es ein wenig dau­ern, bis man den Dreh’ raus hat. Geduld ist hier ein wesent­li­cher Punkt.

Wenn Sie bei den Matches dabei sind, dann kön­nen Sie sich neben auf­mun­tern­den Wor­ten und Ges­ten auch noch Noti­zen zum jewei­li­gen Match machen. Wie und was notiert wer­den soll, bespre­chen Sie vor­ab mit dem Coach, dem die­se Noti­zen hel­fen kön­nen, kon­kre­te Schwer­punk­te für die fol­gen­den Trai­nings­ein­hei­ten vor­zu­be­rei­ten. Alles Gute und viel Erfolg!

             

Hofens Lieblingsbücher

Hof­ens Lieblingsbücher


Lie­ber Herr Hof­en, ich fin­de die Rubri­ken auf der Ten­nis­re­dak­ti­on super, hier vor allem die Berei­che  Medi­en und Buch­tipps. Mei­ne Fra­ge an den Exper­ten des gespro­che­nen und geschrie­be­nen Wor­tes: Haben Sie per­sön­lich ein Lieb­lings­buch, wel­ches sich mit dem Ten­nis­sport beschäftigt?

Medien
© Pix­a­bay

Frank Hof­en: Lieber Jür­gen, zu den gege­be­nen Zei­ten in mei­nem Busi­ness habe ich alle Buch­ver­öf­fent­li­chun­gen über And­re Agas­si (»OPEN. Das Selbst­por­trait«) bzw. Roger Fede­rer gele­sen. Eigent­lich alles, sozu­sa­gen quer durch den Sport. Zum Bei­spiel: »Mein Leben in 13 Run­den!« von Ulli Weg­ner der »Die Fuß­ball-Matrix« vom Fuß­ball­jour­na­lis­ten Chris­toph Bier­mann. Es war für mich in mei­ner beruf­li­chen Her­aus­for­de­rung auch immer einen Ver­pflich­tung, aktu­ell zu sein. Zudem gele­sen: »100 Jah­re Ten­nis«, wel­ches vom DTB her­aus­ge­ge­ben wur­de. Oder »Kul­tur­ge­schich­te Ten­nis« von Hei­ner Gillmeister.

Aktu­ell lese ich »Ein Jahr auf dem Court« vom Jour­na­lis­ten Chris­ti­an Albrecht Bar­schel sowie »Men­tal­gi­gan­ten« von Micha­el von Kuhn­hardt. Da ich Ihren Wis­sens­durst nicht ken­ne, noch eine paar Bücher die ich in den ver­gan­ge­nen zwölf Mona­ten gele­sen habe: »Künst­li­che Intel­li­genz und der Sinn des Lebens« von Richard David Precht, »Tau­send Zei­len Lüge« von Juan Moreno, »Was ein Ein­zel­ner ver­mag« von . Heri­bert Prantl, »Annä­he­rung an Hel­mut Kohl« von Ralf Georg Reuth.

Als Dau­er­bren­ner liegt bei mir auf dem Schreib‑, nicht Nacht­tisch (weiß jedoch nicht, war­um ich mir eine der­ar­ti­ge Lek­tü­re als Her­aus­for­de­rung antue) »Das gro­ße Phi­lo­so­phen­por­tal« von Robert Zim­mer. Das ist mei­ne sport­li­che Her­aus­for­de­rung, doch zur Auf­hei­te­rung zu »Das Offi­zi­el­le End­gül­ti­ge Hand­buch für Ten­nis­spie­ler« von den Autoren Gert Sei­del und Wil­fried Geb­hard. Mit „Blei­ben Sie bele­sen!” grüßt recht herz­lich, Frank Hofen.

             

Spieler-Pressekonferenzen

Spie­ler-Pres­se­kon­fe­ren­zen


Sehr geehr­ter Herr Hof­en. Ich wür­de gern die Mei­nung eines Medi­en­ex­per­ten zum The­ma Osa­ka erfah­ren. Wie ver­hält es sich gene­rell mit den Pres­se­kon­fe­ren­zen auf den gro­ßen Tur­nie­ren? Sie selbst haben ja die Pres­se­stel­le in Hal­le gelei­tet und müss­ten hier doch gut Bescheid wis­sen, wie die Vor­ga­ben der Spie­ler­ver­ei­ni­gun­gen sind! Inwie­weit sahen Sie sich in Ihrer Funk­ti­on den Spie­lern ver­pflich­tet, sie zu schüt­zen?! Mit­un­ter kön­nen die Medienvertreter*innen ja echt bru­tal sein in der Fra­ge­stel­lung und Bericht­erstat­tung. Ich für mei­nen Teil ste­he auf Sei­ten der Spie­le­rin Osa­ka, die die­sem Druck ganz offen­sicht­lich nicht mehr Stand hält bzw. Stand hal­ten möch­te. Und zwei­te Fra­ge: Haben Sie schon mal fre­che Medi­en­ver­tre­ter aus der PK gewiesen?!

Naomi Osaka
© Jür­gen Hasenkopf

Frank Hof­en: Lieber Mark, bei den inter­na­tio­na­len Tur­nie­ren der WTA bzw. der ATP ist es so, dass deren jewei­li­ger Com­mu­ni­ca­ti­on-Mana­ger die Pres­se­kon­fe­renz (PK) lei­tet. Die Spie­le­rin­nen und Spie­ler müs­sen zu die­sen »PKs« erschei­nen — auch nach Nie­der­la­gen. Viel­fach wird aber abge­stimmt, wie­viel Zeit die Spie­le­rin oder Spie­ler nach dem Match benö­tigt, um zur Pres­se­kon­fe­renz zu kom­men. Man­che wol­len erst duschen, ande­re wol­len zunächst emo­tio­nal her­un­ter fah­ren. Man­che, viel­fach nach Nie­der­la­gen, kom­men unmit­tel­bar nach dem Match vom Court und mit Bag in den Kon­fe­renz­raum. Nach dem Mot­to »…dann habe ich es hin­ter mir«!

Der Com­mu­ni­ca­ti­on-Mana­ger erteilt jeweils den Jour­na­lis­ten das Wort. In der Regel zuerst in eng­li­scher Spra­che, dann in der jewei­li­gen Lan­des­spra­che. Viel­fach wird von ihm/ihr auch zuvor den Jour­na­lis­ten gesagt, dass nur Fra­gen zum Match zu stel­len sind, sodass hier schon eine gewis­se the­ma­ti­sche Regle­men­tie­rung vor­ge­ge­ben ist. Von daher sind insis­tie­ren­de Fra­gen kaum mög­lich, was zwei­fels­oh­ne dem Schutz der Pri­vat­sphä­re der Spie­le­rin­nen und Spie­ler zugu­te kommt. Inwie­weit Spie­le­rin­nen und Spie­ler psy­chi­schen Druck gegen­über Medi­en haben, hängt unmit­tel­bar mit deren kör­per­li­cher und see­li­scher Ver­fas­sung zusam­men. Von außen ist dies nicht zu beurteilen.

Mei­ner Mei­nung nach gehört eine Medi­en­schu­lung eben­so zur Aus­bil­dung wie die zum Ten­nis­spie­ler. Und das von jun­gen Jah­ren an. Der Umgang mit der Öffent­lich­keit, mit Jour­na­lis­ten sowie Redak­teu­ren, ist ein Teil ihres Busi­ness’. Im Zusam­men­spiel aller Betei­lig­ten, wie unter ande­rem Spielerin/Spieler, Tur­nier­ver­an­stal­ter, Medi­en­ver­tre­ter, Trai­ner, Spon­so­ren etc. hat ein Tur­nier-Pres­se­spre­cher immer den Gleich­klang aller zu ermög­li­chen. Manch­mal nicht ganz ein­fach, aber mit Fin­ger­spit­zen­ge­fühl und dem erfor­der­li­chen Ver­ständ­nis für alle Facet­ten einer Medi­en­ar­beit, gibt es kei­ne »fre­chen« Medienvertreter.

Man muss das jour­na­lis­ti­sche Busi­ness und die han­deln­den Per­so­nen ken­nen. Und Ver­ständ­nis für deren Arbeits­wei­se haben bzw. erken­nen. Die unter­schied­li­chen Sicht­wei­sen spie­geln sich dann in der Ver­öf­fent­li­chung wie­der: Vom Bou­le­vard­blatt bis zur seriö­sen Tages­zei­tung, von den Öffent­lich-Recht­li­chen bis zu den Pri­vat­sen­dern, vom Anzei­gen­blatt bis zu den Online-Diens­ten hat jeder sei­ne eige­ne Sicht­wei­se. So wie Sie, der von »fre­chen« Medi­en­ver­tre­tern spricht!

             

Wirtschaftliche Konsequenzen

Wirt­schaft­li­che Konsequenzen


Lie­ber Herr Krumm! Als Mate­ri­al­ex­per­te und erfah­ren­der Unter­neh­mer kön­nen Sie mir sicher­lich fol­gen­de Fra­ge beant­wor­ten: Wie hat sich die Coro­na­pan­de­mie bis­lang auf den Ver­trieb von Ten­nis­pro­duk­ten bzw. Sport­be­klei­dung aus­ge­wirkt? Schließ­lich durf­te ja in den ver­gan­ge­nen fast ein­ein­halb Jah­ren kaum Sport getrie­ben wer­den. Ich den­ke hier beson­ders an den Ver­trieb von Ten­nis­schlä­gern, Sai­ten und Bäl­len, aber auch an die Tex­til­bran­che, die in die­ser Zeit doch sicher­lich kaum neue Lini­en laun­chen konn­te, oder?! Wie haben Sie per­sön­lich als Unter­neh­mer auf Coro­na reagiert? Ich stel­le mir das extrem schwie­rig vor. Ansons­ten hof­fe ich, dass Sie und Ihr Unter­neh­men wei­ter­hin gesund bleiben!

Boris Krumm: Hal­lo, Nico­le! Die Zeit der Coro­na-Pan­de­mie hat sich ehr­lich gesagt sehr posi­tiv auf den Ten­nis­sport aus­ge­wirkt. Ten­nis gehört zu den Pro­fi­teu­ren der mona­te­lan­gen, mas­si­ven Ein­schrän­kun­gen und des stre­cken­wei­se strik­ten Sport­ver­bots. Die Clubs ver­mel­den vie­le neue Mit­glie­der und es geht posi­tiv nach vor­ne. Im Abver­kauf sind natür­lich eini­ge Arti­kel deut­lich weni­ger ver­kauft wor­den, Bäl­le und Sai­ten hat es hier­bei sicher am stärks­ten getrof­fen, Tex­ti­li­en sind ja mitt­ler­wei­le sehr Sport­art­über­grei­fend, so dass man auch in Zei­ten der Pan­de­mie ent­spre­chen­de Abver­käu­fe gene­rie­ren konn­te. Und wir per­sön­lich sehen unser Geschäft als wach­sen­des Unter­neh­men auch eher glo­bal und weni­ger nur auf den deut­schen Markt aus­ge­rich­tet. Wäh­rend bei uns daheim vie­les nicht erlaubt war, inter­na­tio­nal vie­ler­orts flei­ßig gespielt, wes­halb wir uns im Spe­zi­el­len als Unter­neh­men jetzt wirk­lich nicht beschwe­ren können.

             

Ein unfassbarer Champion

Ein unfass­ba­rer Champion


Hal­lo Herr Goell­ner! Glau­ben Sie, dass Novak Djo­ko­vic in die­sem Jahr den Grand Slam oder gar den Gol­den Grand Slam holen kann? Was trau­en Sie ihm zu? Und was glau­ben Sie macht ihn so stark? Irgend­wie hat man das Gefühl, dass er kaum etwas wirk­lich Spek­ta­ku­lä­res in sei­nem Spiel hat, sieht man von sei­nen unglaub­li­chen Returns ein­mal ab. Den Rekord in Sachen Grand-Slam-Sie­gen wird er aber auf jeden Fall für sich ver­bu­chen. Oder? Ich selbst hal­te es eher mit Nadal und Fede­rer. Wie ist das mit Ihnen? In wel­cher Rei­hen­fol­ge stel­len Sie die­se drei Spie­ler auf?

Novak Djokovic
© Jür­gen Hasenkopf

Marc-Kevin Goell­ner: Novak Djo­ko­vic hat in Paris ein­mal mehr bewie­sen, dass er ein unfass­ba­rer Cham­pi­on ist. Im Semi­fi­na­le und auch im End­spiel hat er unglaub­li­che Leis­tun­gen abge­lie­fert und unfass­ba­res Ten­nis abge­lie­fert. Ich den­ke, dass Novak auf Grund sei­ner Phy­sis, sei­ner Pro­fes­sio­na­li­tät und nicht zuletzt sei­ner Ernäh­rung und Dis­zi­plin voll­kom­men zu Recht schon heu­te als der bes­te Ten­nis­spie­ler aller Zei­ten bezeich­net wird. Dass er an Rafa­el Nadal und Roger Fede­rer in Sachen Grand-Slam-Erfol­ge auf kurz oder lang vor­bei­zie­hen wird, steht wohl außer Fra­ge. Auch, weil er nichts, aber auch gar nichts dem Zufall über­lässt. Hin­zu kommt, dass er nicht nur der Fit­tes­te Spie­ler ist, son­dern auch die bes­ten Augen hat. Sei­ne Reak­ti­ons­zeit ist ganz offen­sicht­lich so kurz, das ist beispiellos. 

Sym­pa­thie­wer­te brin­gen kei­ne Rekorde

Natür­lich aber hat Novak immer wie­der sei­ne klei­ne­ren und grö­ße­ren Aus­set­zer, das wis­sen wir. Rekor­de aber basie­ren nicht auf Sym­pa­thie­punk­ten, son­dern knall­hart auf Dis­zi­plin und Leis­tung. Und Novak lie­fert nahe­zu immer zu 100 Pro­zent und mehr ab. Wenn es um Fair­ness geht, so ist Rafa sicher­lich der Sports­man schlecht­hin und die Sym­pa­thie­punk­te für Roger sind eben­falls all­ge­mein unum­strit­ten. In mei­nem ganz per­sön­li­chen Sym­pa­thieran­king wür­de Rafa vor Roger und Novak ran­gie­ren. Vom Sport­li­chen her gese­hen gibt Novak in die­sem Trio aller­dings ganz klar den Ton an. Da gibt es über­haupt kei­nen Zweifel.

             

»Ich lass mich nicht behindern«

»Ich lass mich nicht behindern«


Der Blick auf den Buch­de­ckel mag für man­che Men­schen etwas scho­ckie­rend wir­ken, schließ­lich ver­steckt Autor Gérald Métroz sei­ne Bein­stümp­fe nicht. Auf die­sem Foto, wel­ches im Rah­men einer Kam­pa­gne ent­stand, ver­deckt er sie noch nicht ein­mal. Den schreck­li­chen Moment, als er im Jah­re 1964 als zwei­ein­halb­jäh­ri­ges Kind spie­lend unter einen Zug rutscht und hier­bei sei­ne Bei­ne abge­trennt bekommt, hat er im Lau­fe sei­nes Lebens schnell als Chan­ce erkannt. Dies und nichts ande­res ver­mit­telt er sei­nen Lese­rin­nen und Lesern mit sei­nem Buch »Ich lass mich nicht behin­dern« bei sei­nem Streif­zug durch ein wirk­lich bewe­gen­des Leben bis zur letz­ten Sei­te. Er lässt uns beein­dru­ckend offen dar­an teil­ha­ben, wie müh­sam es war, sich trotz die­ses enor­men Han­di­caps in der Gesell­schaft zu behaupten. 

Bis auf die feh­len­den Bei­ne zu sein wie alle ande­ren. Beein­dru­ckend wie­der ein­mal, welch’ ent­schei­den­de Rol­le der Sport hier­bei spie­len kann. Hat­te er zunächst als Eis­ho­ckey-Tor­wart unter Nicht­be­hin­der­ten auf sich auf­merk­sam gemacht, schlug er spä­ter eine Welt­klas­se­kar­rie­re als Roll­stuhl-Bas­ket­bal­ler und ‑Ten­nis­spie­ler ein, die ihn bis zu den Para­lym­pics beförderte.

Als Initia­tor einer Roll­stuhl­ten­nis-Initia­ti­ve und lang­jäh­ri­ger Bun­des­trai­ner spricht mich die­ses Buch natür­lich in ganz beson­de­rer Art und Wei­se an. Das ist klar. Gespickt ist die­se Lebens­ge­schich­te mit bewe­gen­den und sehr per­sön­li­chen Brie­fen aus Géralds Fami­li­en- und Freun­des­kreis, die uns auch noch mal die Sicht von außen ver­mit­teln. Die­ses »Mut­ma­cher­buch«, wel­ches sich sowohl an Men­schen rich­tet, denen das Schick­sal übel mit­ge­spielt hat, als auch an Men­schen, die eigent­lich kei­nen Grund hät­ten, sich über irgend­et­was in ihrem Leben zu beschwe­ren, ist eben­so bemer­kens- wie lesens­wert, vor allem für vie­le jun­ge und ver­wöhn­te Möch­te­gern­pro­fis, die ihr Leben bereits nach zwei Dop­pel­feh­lern oder wegen ande­rer Bana­li­tä­ten schon has­sen. Das Buch macht demü­tig und weckt Dank­bar­keit. Men­schen wie Gérald Métroz sind ech­te Vor­bil­der. Fazit: Tol­les Buch, lei­der mit nicht mal 200 Sei­ten etwas zu schmal. Trotz­dem vol­le Punkt­zahl: Fünf Asse!

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Spielverlegungen

Spiel­ver­le­gun­gen


Hal­lo Herr Damas­ke. Muss ich als Teil­neh­me­rin eines LK-Tur­niers akzep­tie­ren, dass mei­ne Par­tie mehr­mals ver­scho­ben wird, bis mei­ne Geg­ne­rin, die aus dem ver­an­stal­ten­den Club kommt, end­lich spiel­be­reit ist? Mei­ne Par­tie wur­de an besag­tem Tur­nier­tag sage und schrei­be vier Mal neu ter­mi­niert, weil die Geg­ne­rin aus nicht recher­chier­ba­ren Grün­den nicht konn­te. Der Frust bei mir war groß und ich ver­lor eine Par­tie, die ich sonst sicher nicht ver­lo­ren hätte.

Chris­toph Damas­ke: Hal­lo, Eli­sa­beth! als Teil­neh­me­rin eines LK-Tur­nie­res gel­ten ähn­li­che Bedin­gun­gen, wie für Teil­neh­mer eines Rang­lis­ten­tur­niers, was die Ände­run­gen von Spiel­an­set­zun­gen betrifft. Nach Ver­öf­fent­li­chung des Spiel­plans (z.B. WTV-LK-Richt­li­ni­en bis 22 Uhr am Vor­tag) gilt: Über Änderungen des Spiel­plans sind die Spie­ler unverzüglich tele­fo­nisch oder per E‑Mail zu infor­mie­ren. Abwei­chun­gen von vor­ste­hen­den Rege­lun­gen im Bereich »Spiel- und Ter­min­plan« können im Ein­ver­neh­men mit den Spie­lern erfolgen.

Lei­der kann ich Ihnen nicht beant­wor­ten, war­um Ihre Geg­ne­rin nicht konn­te. Es liegt in dem Ermes­sen des Ober­schieds­rich­ters nach Rück­spra­che mit BEIDEN Spie­le­rin­nen, even­tu­el­le Aus­weich­ter­mi­ne zu fin­den. Bei LK-Tur­nie­ren machen das meis­tens die Tur­nier­ver­an­stal­ter per­sön­lich und in Per­so­nal­uni­on. Bei LK-Tur­nie­ren kön­nen Sie jeder­zeit sagen, dass Sie nicht mehr spie­len möch­ten. Aller­dings tre­ten Sie ja an, um um LK-Punk­te zu erspie­len und Punk­te bekom­men Sie nur, wenn Sie selbst antre­ten. In Ihrem Fal­le könn­ten Sie dann nach Alter­na­tiv-Begeg­nun­gen fra­gen, wenn Ihre Geg­ne­rin nicht zum Spiel­ter­min erschei­nen kann und Sie vor Ort sind. Die DTB-LK-Richt­li­nie sagt zu Spiel­plan­än­de­run­gen wie gesagt nur Fol­gen­des: Über Änderungen des Spiel­plans sind die Spie­ler unverzüglich zu infor­mie­ren, vor­zugs­wei­se per E‑Mail.

             

Don’t cause the shit…

Don’t cau­se the shit…


Hal­lo, Chris­toph! Ich habe drei Fra­gen an Dich! Ers­tens: Wünscht man sich als Stuhl­schieds­rich­ter, mal einen bestimm­ten Spie­ler zu schiedsen? Zwei­tens: Wel­ches war die bis­lang von den Namen her inter­es­san­tes­te Paa­rung, die Du lei­ten durf­test? Drit­tens: Sind Damen oder Her­ren leich­ter zu schiedsen? Dan­ke Dir!

Chris­toph Damas­ke: Zu den aktu­el­len Spie­le­rin­nen und Spie­lern dür­fen wir kei­ne Stel­lung neh­men. Sicher­lich gibt es unter­schied­li­che Match­vor­be­rei­tun­gen je nach­dem, auf wel­chen Spie­ler­ty­pen man sich detail­liert ein­rich­ten muss. Klar ist, dass Schieds­rich­ter — wie die Spie­le­rin­nen und Spie­ler auch — ger­ne so lan­ge wie mög­lich im Tur­nier blei­ben und die best­mög­li­che Atmo­sphä­re auf den gro­ßen Plät­zen auf­sau­gen möch­ten. Dort gilt es dann mit mög­lichst weni­gen Feh­lern zu per­for­men. Unser Antrieb ist dabei immer die Suche nach dem »per­fek­ten Match«, in dem wir über­haupt nicht wahr­ge­nom­men wer­den. Das ist immer der anzu­stre­ben­de Idealfall.

Der Ver­hal­tens­ko­dex der Ten­nis­schieds­rich­ter erlaubt es eben­falls nicht, über »inter­es­san­te Paa­run­gen« öffent­lich zu spre­chen, was damit zu erklä­ren ist, das wir alle Spie­le­rin­nen und Spie­ler gleich behan­deln wol­len und natür­lich sol­len. Im Gedächt­nis blei­ben sicher­lich jene Par­tien, die rich­tig Feu­er boten und wo es gele­gent­lich auch nicht bei einer Ver­war­nung blieb. Nach rich­tig toug­hen Matches erreicht uns dann auch schon mal ein „Good job!“ sei­tens der Akti­ven. Sel­ten, aber es pas­siert schon mal. Das freut uns natürlich.

Durch die Unter­schie­de im Regel­werk der WTA und ATP (Coa­ching, Toi­let­ten­pau­sen, Code of Con­duct) ist es für uns Stuhl­schieds­rich­ter immer wie­der eine Umstel­lung, wenn ein Wech­sel vom Her­ren- zum Damen­ten­nis ansteht. Dafür berei­ten wir uns in den jewei­li­gen Tur­nier­wo­chen mit Online-Coa­chings und Regel­lek­tü­re vor. Je bes­ser wir vor­be­rei­tet sind, des­to weni­ger ver­meid­ba­re Feh­ler pas­sie­ren uns. Wir müs­sen uns immer bewusst machen, dass es sowohl bei den Damen, als auch bei den Her­ren immer wie­der Situa­tio­nen geben kann, die wir unter dem Druck der Öffent­lich­keit (Live­stream, TV, Social Media im Nach­gang) schnellst­mög­lich rich­tig ent­schei­den müs­sen. Ein Leit­satz unse­rer erfah­re­ne­ren Vor­ge­setz­ten war immer: „Don’t cau­se the shit, becau­se the shit will come to you any­ways!“ Die Schwie­rig­keit von Matches hängt daher eher von Fak­to­ren ab wie Boden­be­lag, Sicht durch Schat­ten oder Feuch­tig­keit, eige­ne Per­for­mance sowie Leis­tun­gen der Lini­en­rich­ter-Teams und Ball­kin­der, emo­tio­na­le Sta­bi­li­tät der Spieler*innen etc.